Nach dem Amoklauf von Winnenden hat die Landesregierung von Baden-Württemberg den sog. „Expertenkreis Amok“ eingesetzt, der heute einen Bericht veröffentlichte.  Die Runde war Recht bunt besetzt, unter anderem waren Angehörige der Opfer des Amoklaufs dabei. Und entgegen meiner ersten Vermutung zum Glück nicht als Experten, sondern eher als „Berater“, wohl beim Bereich Opferbetreuung. Leider wird in diesem Bericht mal wieder komplettes Game-Bashing betrieben. Für alle, die den Bericht nicht selbst lesen wollen, werd ich die besten Passagen mal etwas auseinander nehmen.

[…] mit gewaltverherrlichenden Computerspielen auf, die im Einzelfall als digitales Schießtraining genutzt werden können. […]

[…]oder in Computerspielen das Töten trainieren können. […]

Was bitte schön soll denn schon wieder diese Polemik. Wieso lädt man sich eigentlich einen Horde von Waffenexperten ein und lässt sich dann nicht erklären, dass man mit Maus und Tastatur nicht den Umgang mit einer echten Waffe erlernen kann? Diese Aussagen sind einem Expertengremium absolut unwürdig.

Da die Herstellung bspw. von Computerspielen mit erheblichen Entwicklungskosten verbunden ist, haben Spielehersteller ein grundlegendes wirtschaftliches Interesse daran, dass Spiele nicht indiziert bzw. mit Vertriebseinschränkungen für den deutschen Markt belegt werden und „entschärfen“ Spiele daher bereits bei der Entwicklung bestimmungsgerecht, um einer Indizierung oder Beschlagnahme zu entgehen. Dies führt zu einer Eindämmung gewaltverherrlichender Titel im Vorfeld.

Auch diese abstruse Logik ist für mich nicht im Geringsten nachvollziehbar. Die Spieleschmieden zensieren ihre Spiele seit Jahren extra für den deutschen Markt und die Expertenrunde findet das auch noch toll und fordert das zu verstärken. Der deutsche Jugendschutz gibt die Bundesrepublik international eigentlich nur der Lächerlichkeit preis. Und wenn diese Maßnahme so toll gegen Amokläufe hilft, wieso laufen dann die jugendlichen in Deutschland Amok und nicht in Österreich oder Großbritannien wo es alle Spiele unzensiert gibt?

Natürlich wird auch fleißig der bayrische Vorschlag zum „Killerspielverbot“ gelobt. Dass dieser natürlich absolut unhaltbar ist, sollte jedem hier klar sein. Dabei kommt noch der tolle Satz:

Repressivere Vorgaben für Computerspiele erscheinen nur dann sinnvoll, wenn auch vergleichbare Situationen mit echten Waffen bzw. realen Paintballspielen sanktioniert
werden.

Freuen wir uns also auf ein Verbot des Fechtsports.

Das ist wie gesagt nur eine Auswahl der besten Zitate. Ich bin die natürlich von konservativen (und auch schon grünen) Politikern gewöhnt, aber für eine Expertenrunde ist das schon ein Armutszeugnis. Insbesondere ist die völlig unkritische Implikation eines Zusammenhangs zwischen Spielen und Amoktaten total lachhaft.

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