Eine heise.de Meldung vom Dienstag mit der Überschrift „Filmindustrie fordert Maßnahmen gegen Verlinkung illegaler Streaming-Seiten“ bekommt eine recht interessante Wendung. Der dort zitierte Max Wiedemann hat augenscheinlich  eifrig die Kommentare zum Artikel gelesen und ein Statement ins Forum geschrieben. Anfangs war ich begeistert darüber,  dass ein Lobby-Frontmensch tatsächlich den Dialog sucht, aber diese Begeisterung hat sich schnell in Luft aufgelöst.

Das lange Statement schreibt schon ziemlich am Anfang folgenden Satz:

Doch von was für einer Freiheit wird hier gesprochen? Der Freiheit, andere Menschen zu berauben.

An dieser Stelle habe ich das Lesen sofort eingestellt. Zehn Sekunden quer lesen beim runterscrollen haben auch eher den Eindruck erweckt, als kommt sowieso nur das übliche Gefasel, wir wollen doch eh nur alles kostenlos. Es ist erstaunlich, dass Menschen lang und oft quer über das Netz argumentieren, dass der Begriff Raub absolut unangebracht ist und ich den dann tatsächlich sieben mal mittels Strg-F in diesem Statement finden kann, ohne die geringsten Erläuterungen.

Lieber Herr Wiedemann, ich verstehe, dass Sie eigene Ziele haben, aber wenn sie schon in Dialog mit den Netizens treten wollen, dann müssen Sie auch zuhören. Dass die Menschen keine Zensurmaßnahmen wollen (nicht einmal gegen Kinderpornographie, dann schon gar nicht gegen Urheberrechtsverletzung), sondern Netzneutralität, dass sollten Sie nach diesem Protest-Sommer denke ich verstanden haben. Wenn ich als alter Cineast dieser Tage tatsächlich zum ersten Mal einen verwackelten Cam-Rip einem Kinobesuch vorziehen sollte, dann liegt das sicher nicht daran, dass ich zu geizig bin die 7 Euro auszugeben, sondern daran, dass ich es mir nie verzeihen könnte, wenn auch nur ein Cent davon in Lobbyarbeit für Netzzensur fließt.

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