Darf man der Gamestar glauben, gibt es in Brasilien demnächst ein Gesetz gegen „anstößige“ Spiele. Der Gesetzesvorschlag ist so dämlich, den kann ich euch einfach nicht vorenthalten:
Es besagt, dass „die Herstellung, der Verkauf, der Import, der Handel und der Besitz von Videospielen, die die persönlichen Traditionen, den Glauben, die Religion und die Symbole des Kunden beeinträchtigen“ verboten ist.
Das Ganze kann natürlich ein Übersetzungsfehler sein, aber wenn dem nicht so ist, dann kann man sich eigentlich nur eine Facepalm geben. Mal ganz davon abgesehen, dass sich Tradition, Glaube und Religion in meinen Augen nicht durch Spiele „beeinträchtigen“, sondern höchstens irgendwie „beleidigen“ lassen, ist insbesondere der Pasus „des Kunden“ irgendwie irrwitzig.
Wenn ich jetzt ein Spiel herstellen würde, in dem ich die Weltreligionen bis unter die Gürtellinie durch den Kakao ziehe, dann kann man das ganze zwar vielleicht irgendwie als geschmacklos bezeichnen und es werden sich sicher Leute drüber echauffieren, aber das muss in einem freien Staat jeder abkönnen. Den Kunden, die sich dadurch beeinträchtigt fühlen bleibt eine ganz andere Option: nicht kaufen.
Aber jetzt kommt das Beste: es ist ja nicht nur die Herstellung verboten, sondern sogar der Besitz. Nach meiner Logik passiert jetzt folgendes: Ein Kunde kauft ein Spiel, muss er ja, sonst wäre er ja kein Kunde. Jetzt fühlt er sich dadurch in seinem Glauben beeinträchtigt, aber sobald er das tut, besitzt er ja ein solches Spiel und macht sich dadurch selbst strafbar. Sinn?
Hoffen wir, dass da nicht soviel dran ist wie man auf dem ersten Blick vermuten kann. Und wenn doch, hoffen wir, dass dieses dämliche Beispiel nicht Schule macht.
4 Kommentare
2009-12-07 um 12:47 am
korbinian
vollkommen absurd den besitz zu kriminalisieren, das sind undurchsetzbare allmachtsphantasien des staates. herstellung und verkauf sind womöglich tatsächlich ansatzweise durchsetzbar, deswegen das eigentlich größere problem. gibts eigentlich schon länder in denen der konsum von ‚anstößigen‘ spielen verboten ist? in deutschland ist es ja zum glück straffrei illegale drogen zu konsumieren.
2009-12-07 um 2:30 pm
SchwarzerPirat
Lieber Andi,
für den Bundesvize einer (wenn auch Randgruppen-)Partei finde ich es nicht angebracht, anderen Politikern öffentlich Dämlichkeit zu unterstellen, nur weil sie vielleicht ein Gesetz erlassen, das den eigenen (Wert-)Vorstellungen nicht entspricht.
Folgende Anmerkungen dazu:
1. Die handwerkliche Qualität eines Gesetzes darf man durchaus kritisieren. Der Text liest sich allerdings wirklich wie eine schlechte Übersetzung („Kunde“). Bei juristischen Texten sollte man deshalb die offizielle Übersetzung zu Rate ziehen und für eine politische Bewertung vor allem auf den Kommentar und die Rechtsbegründung zurückgreifen. Ich wäre mit einer derart undifferenzierten und juristisch nicht fundierten Bewertung sehr vorsichtig.
2. Es gibt genügend Beispiele für eine Gesetzgebung, die gewisses gesellschaftliches Verhalten verbietet und dies mit Moral, Tradition etc. begründet. Dabei ist immer eine Abwägung zwischen dem Schutzbedürfnis einer Gruppe und dem Freiheitsbedürfnis einer anderen Gruppe zu treffen. Wenn eine Gesellschaft (der du nicht angehörst) beschließt so leben zu wollen, solltest du dies m.E. respektieren. Ähnliches gilt für das Minarett-Verbot in der Schweiz.
Ich unterstütze ebenfalls die Meinungs- und Kulturfreiheit. Der von dir beschriebene Fall widerspricht grundsätzlich auch meiner liberalen Einstellung. Die beiden von mir angesprochenen Punkte sind lediglich als Denkanstoss an dich zu sehen und stellen keine Verteidung des Gesetzes o.ä. dar.
Viele Grüße
2009-12-07 um 7:27 pm
Uli
Mit einem Wort auf den Punkt gebracht: Dämlichkeit!
Und als einfacher Pirat darf ich mich noch weiter ‚aus dem Fenster lehnen‘: vdL ist gleichermassen dämlich: Rammstein indiziert. Nach dem Motto: Wenn ich den Kids schon nicht das daddeln verbieten kann dann wenigsten die Muke.
Zum Glück huldige ich dem Spaghettimonster, dort ist jede Art von ‚Beeinträchtigung‘ erlaubt.
Ramen
2009-12-08 um 6:31 pm
SchwarzerPirat
@Ramen: Ich glaube das Spaghetti-Monster hat bei dir eher die gute Kinderstube beeinträchtigt.
Auch wenn ich den Verfolgungswahn einiger PP-Mitglieder nicht nachvollziehen kann und soger für sehr gefährlich halte, würde ich denen dennoch nicht Dämlichkeit unterstellen. Ich finde es gut, dass ihr euch mit Politik auseinandersetzt; Politik ist allerdings ein sachlich-inhaltlicher Dialog und sollte nicht mit persönlicher Herabwürdigung des Gegners arbeiten.
Das ist ein sehr wesentlicher Teil, der mich an der PP massiv stört. Als schwarzer Pirat finde ich viele Inhalte gut. Die Art und Weise der politischen Auseinandersetzung finde ich aber einfach abstoßend. Dazu gehören Beleidigungen wie „Dämlichkei“t, aber auch die persönliche Verunglimpfung von Frau vdL und Herrn Schäuble am laufenden Band.