Die Karten werden gemischt, wer wird der neue Bundespräsident? Bisher geistern vor allem drei Namen durch die Presse: Ursula von der Leyen, Wolfgang Schäuble und Norbert Lammert. Warum Zensursula gar nicht geht, habe ich gestern schon erläutert und kann ansonsten nur Jens Bergers Artikel empfehlen. Dass Schäuble nach Spendenaffäre und Überwachungspolitik natürlich ebenso rausfällt, muss ich denke ich nicht weiter erwähnen. Lammert mag von den dreien noch der beste sein, aber für den Bundespräsidenten kann man nicht das geringste Übel wählen. Im Netz geistert dagegen nun ein anderer Name umher: Hans-Jürgen Papier. Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts wäre eine vortreffliche Wahl, wie ich mit den folgenden fünf Gründen erläutern will.
1. Er hat das richtige Parteibuch
Seien wir ehrlich: Die Wahl des Bundespräsidenten geht auch nicht ganz ohne Parteipolitik. Schwarz-Gelb wird sich hüten, sich in der Bundesversammlung zu zerstreiten oder gar einen Peer Steinbrück oder Joschka Fischer zu wählen. Es muss schon jemand aus der eigenen Mitte sein. Und hier war auch ich von Papier überzeugt, denn er ist, was ich bisher nicht wusste, tatsächlich Mitglied der CSU. Das macht ihn für die derzeitige Regierung auf jeden Fall wählbar.
2. Er genießt den Respekt aller Parteien
Nicht nur bei seiner eigenen Partei bzw. deren Koalitionspartnern genießt Papier Respekt, auch im restlichen politischen Spektrum ist er alles andere als unbeliebt. Er hat zwar öfter mal Tacheles geredet, aber nie die politische Konfrontation gesucht. Die einzige Schelte die ich jemals von einem Politiker in Richtung Papier gelesen habe, war von Schäuble, der sich darüber beschwert hat, dass das BVerfG seine aberwitzigen Überwachungsgesetze kassiert hat. Selbst bei der Piratenpartei kann sich Papier nach meinem Dafürhalten einer großen Unterstützung sicher sein. Er könnte der Kandidat mit der breiten Zustimmung sein, den Merkel – zumindest offiziell – gerne hätte.
3. Er ist kein Verlust für unsere Sache
Als Verfassungsrichter ist Papier im Ruhestand. Er ist derzeit in keiner Position, in der er aus unserer Sicht dringend benötigt würde, anders als z.B. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die von vielen Leuten im Netz gerne genannt wird. Wir können uns nicht leisten die einzige akzeptable Ministerin einfach wegzubefördern, aber ein verdienter Verfassungsrichter kann immer noch Bundespräsident werden.
4. Er hinterlässt kein Loch im Kabinett
Im Gegensatz zur oben genannten und zwei der vorgeschlagenen bleibt kein leerer Ministerposten zurück. Versteht mich nicht falsch, ich hätte nichts dagegen Zensursula oder Schäuble abserviert zu sehen, aber es sollte doch zumindest für die Kanzlerin, die ihre schwarz-gelbes Stühlerücken mal unter Kontrolle bringen müsste, ein Argument sein.
5. Er ist unabhängig
Papier hat sich nie gescheut der Politik auch mal öffentlich Paroli zu bieten. Dabei hat er sich allerdings nie in parteipolitisches Gezerre verheddert, sondern hat immer Klartext geredet. Er hat also genau das getan, was wir von einem Bundespräsidenten erwarten würden. Natürlich hat Merkel mit ihm im Gegensatz zu von der Leyen keine Sockenpuppe in Bellevue, aber das ist mir eigentlich ganz recht.
13 Kommentare
2010-06-02 um 5:57 pm
Taschenschieber
Ein Grund, warum Papier es nicht wird: Er ist zu unabhängig.
Das ist natürlich ein Grund für uns, ihn als „unseren“ Kandidaten aufzubauen.
2010-06-02 um 5:57 pm
Taschenschieber
(ich sollte vllt. noch erwähnen, dass ich mit „uns“ nicht die Piraten meine, sondern die gesamte Opposition – wenn nicht min. SPD und Grüne anspringen, wird das eh nix.)
2010-06-02 um 6:03 pm
@wii1and
Wer mag, kann sich in die Liste der Papier-Unterstützer eintragen. Mal schauen, wieviele Leute es werden: http://www.ipetitions.com/petition/pfp/
2010-06-02 um 6:11 pm
ebook leser
Nach dem Rücktritt von Horst Köhler, vom höchsten Amt in der Bundesrepublik Deutschland soll es nun die Ursula von der Leyen machen. Bis auf ihre Zensurmanie scheint sie mir eine recht patente Frau zu sein. Nun wir werden sehen, wie sie sich im Amt macht. Bei ihr scheint aber nicht die Gefahr bestehen, dass sie wie der Köhler Fahnenflucht begeht.
2010-06-02 um 7:00 pm
Phil
http://www.facebook.com/group.php?gid=122035707836075&v=wall&ref=ts#!/group.php?gid=131116573571430&ref=ts
Papier! 🙂
2010-06-02 um 7:01 pm
Phil
sry das war falsch:
http://www.facebook.com/group.php?gid=131116573571430&ref=ts
jetzt aber 🙂
2010-06-03 um 10:46 am
Marc
Perfekt! Das ist mein Kandidat! Und ich gehöre nicht zur „Opposition“, bin FDP Mitglied. Ich kenne Herrn Prof. Papier noch aus alten Bielefelder Zeiten und bin seit einer Podiumsdiskussion gegen Gregor Gysi absoluter Fan 😉
Schön zu wissen, dass ich mit „meinem“ Vorschlag nicht allein geblieben bin.
2010-06-03 um 12:16 pm
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2010-06-03 um 4:37 pm
Mike Nolte
Meiner Meinung nach sind diese 5 Gründe gut gewählt.
Wir haben eine Facebook-Gruppe gegründet um die Befürworter der Nominierung von Hans-Jürgen Papier für das Amt des Bundespräsidenten zu sammeln. http://www.facebook.com/group.php?gid=118665861509189
Im Liquid Feedback der Piratenpartei NRW gibt es einen Initiative „Nominierung von Hans-Jürgen Papier für das Amt des Bundespräsidenten“. https://lqpp.de/nw/initiative/show/211.html?tab=satisfied_supporter
2010-06-03 um 6:36 pm
abc
Sollte trotzdem am besten unparteiisch sein..
Und ein paar URLs zu den Behauptungen hätten auch nicht unbedingt geschadet. 😉
2010-06-05 um 2:37 am
Viktor
Sehe ich anders. Wie soll ein Mann frei jeder Erfahrung im politischen Bereich – und auch auf dem internationaler Parkett – oberster Mann Deutschlands werden? Aus den fünf genannten Punkten vermag ich jedenfalls keine besondere fachliche Eignung herauszulesen…
2010-06-05 um 9:03 pm
Ronny Roger
Alles besser als Wulff.
2010-06-06 um 5:31 pm
oberste Verfassungshüter oder nur gut ein bezahlter Repräsentant und Notar « in dubio pro libertate!
[…] Papier: Wikipedia 5 Gründe für Papier […]