Lange war es still um das SWIFT-Abkommen. Zuerst wurde es verabschiedet, dann hat man festgestellt, dass das EU-Parlament jetzt doch mitreden darf und das hat das Paket prompt hochgehen lassen. Jetzt wurde fleißig nachverhandelt und ein neuer Entwurf präsentiert, der im Schatten der Fußball-WM mal kurz von den Ministern durchgewunken wurde und nun heute erneut im Parlament liegt. Die Pseudo-Liberalen feiern das neue Papier wie den heiligen Gral, aber in Wirklichkeit ist es nur ein Feigenblatt.
Man beruft sich fleißig darauf, dass man jetzt Datenschutzstandards etabliert habe, aber an den eigentlichen Fragestellungen zieht man meilenweit vorbei. Die einfachste und wenn auch banalste ist: Warum macht man überhaupt ein einseitiges Abkommen? Wieso dürfen sich die US-Behörden an den europäischen Datenbeständen bedienen aber nicht umgekehrt? Sicher, wäre das auch nicht viel besser, aber es sagt doch schon einiges darüber aus, dass hier einfach nur vor den USA gekuscht wird.
Liebe Liberalen, seid mir nicht böse, aber ich muss euch fragen: Habt ihr noch alle Tassen im Schrank? Habt ihr euch mal selbst zugehört, was ihr da sagt?
„um diese Daten dann zu extrahieren und dann punktgenau den Vereinigten Staaten liefern zu können“ (Alexander Alvaro)
Am besten gefällt mir aber folgendes Zitat aus dem oben verlinkten Artikel:
Und in den Jahren danach soll diese europäische Stelle dann aufgebaut werden, die aus den riesigen Datenmengen dann beispielsweise alle Zahlungen von einer bestimmten Person filtern kann.
Dass das Bankgeheimnis in Europa auf dem Boden liegt, ist kein Geheimnis. Aber anstatt dass man ihm aufhelfen würde, tritt man nochmal mit voller Wucht drauf. Allein die Tatsache, dass irgendwo riesige Datenbestände rumliegen aus deinen man so mir nichts, dir nichts alle Zahlungen einer bestimmten Person raussuchen kann, überrascht mich zwar nicht, aber lässt es mir dennoch kalt den Rücken runter laufen.
Auch die Grünen verzetteln sich leider in Nebenkriegsschauplätze wie die Speicherdauer, sicher nicht unwichtig, aber es lenkt total den Blick vom Wesentlichen ab. Niemand redet auch nur über die einzig liberale Alternative: Kein SWIFT-Abkommen, keine Übertragung vertraulicher persönlicher Daten an andere Staaten und endlich eine Wiederherstellung des Bankgeheimnisses.
3 Kommentare
2010-07-08 um 9:24 am
EU, SWIFT und die USA - TigerBluQ
[…] Referenzen nicht besser ist als es derursprüngliche Entwurf hustVerkehrsminister">Entscheidungüber diesen Vertrag vom Ratder EU-Verkehrsminister Andi Popp […]
2010-07-08 um 2:44 pm
Stephan Eisvogel
IMHO wird öffentlich nur 1/10tel erzählt, was bei SWIFT wirklich Sache ist. Auch der Grund „Lücke im Anti-Terror-Kampf“ scheint mir vorgeschoben, denn schon die 9/11 Attentäter bezahlten in den USA alles in Cash und das erste was die tun würden ist, Leute als Geldboten um den Globus zu schicken, um nicht durch SWIFT Transfers aufzufallen. Und Datenschutz, ich bitte dich, im Weltbild von de Maiziere ist Datenschutz Täterschutz. Die Nachbesserungen sind samt und sonders reine Makulatur um Pöbel-Politik-Amateure wie die Piraten auf die Plätze verweisen zu können. Die interessante Frage ist doch, welches Interesse verbindet die USA und Europa, daß sie sich überhaupt auf so ein Datenabkommen einlassen. Möglicherweise verkauft jemand hier in Europa Atomtechnologie in Schwellenländer und das Abkommen hier dient der Methode „Follow the money trail“. Es hätten auch Europäer ein Interesse daran, daß nicht jeder dahergelaufene Diktator mit Geld eine verträumte Atombombe zusammenbasteln kann. Nur, jeder Deppendienst auf diesem Globus, der was auf sich hält, hat ohnehin Zugriff auf SWIFT, warum sollten die USA hier auf Ermittler des FBI setzen? Vielleicht ist das Hauptziel ja auch die Schweiz und wer da alles steuerverkürzt Geld rein und wieder rausträgt, immerhin sind die nicht in der EU. Also bei mir erzeugt dieses Thema mehr Fragen als Antworten.
2010-07-08 um 5:52 pm
Das Swiftabkommen kommt - Kiri's Blog
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