Als in Bayern die Studiengebühren eingeführt wurden, war ich noch Student und entsprechend war ich auf der Straße um zu protestieren. Damals sagte man uns, die Studiengebühren würden dazu eingesetzt die Qualität der Lehre zu verbessern. Insbesondere sei auch klar, dass sie oben drauf kommen und nicht etwa staatliche Finanzierung ersetzen sollen. Wir habens nicht geglaubt, aber wir sollten Recht behalten.
Geht es nach dem Willen der Staatsregierung, wird an den bayerischen Hochschulen jetzt erst einmal richtig gespart. Das rief bereits die Verbände der Hochschulrektoren auf den Plan, die sich mit einem offenen Brief an den Ministerpräsidenten wandten. Der Brief ist dank des tollen Neusprechs der »Hochschulen für angewandte Wissenschaften« zwar fast genauso grausam zu lesen wie ein gegenderter Text, aber er lässt doch tief blicken, da immerhin schon damit gedroht wird aus dem »Innovationsbündnis« auszusteigen. Die Qualität der Lehre stünde gerade vor dem doppelten Abiturjahrgang auf der Kippe.
Eine etwas detailliertere Sicht auf die Dinge und ein paar Zahlen bringt der Bayerische Rundfunk. So soll die Universität Regensburg mit ihren ca. 18 000 Studenten etwa 3,7 Millionen Euro sparen. Geht man davon aus, dass jeder dieser 18 000 Studenten 500 € Studiengebühren bezahlt, kommen wir auf eine Summe von 18 Millionen Euro im Jahr. Die angedrohten Kürzungen sind also mehr als 20% des Studiengebührenaufkommens. Oder wenn man es mal böse ausdrücken möchte: Ein Fünftel der Studiengebühren, fließt in die Sanierung des Staatshaushaltes.
Tatsächlich kann ich, da ich ja jetzt auf den anderen Seite des Unialltags bin, auch aus eigener Erfahrung ein paar Dinge über die Studiengebührenverwendung berichten. Während die Sachmittelausstattung (gerade Lehrbücher, aber auch technisches Spielzeug) tatsächlich ziemlich gut geworden ist, gehen viele Universitäten dazu über tatsächlich Teile ihrer Kernaufgaben – wie z.B. Studienberatung – aus Studiengebühren zu finanzieren. Kann man sich an der einen Stelle noch drüber streiten, ob es etwa sinnvoll ist ganze Studiengänge aus Studiengebühren zu finanzieren, geht das schon zum Teil darüber hinaus, was ich als merkliche Verbesserung der Lehre empfinden würde.
Schlussendlich muss man wohl sagen, dass die aktuellen Kürzungspläne erneut zeigen, wie es um die »Vorfahrt für Bildung« steht. An das Versprechen, dass die Studiengebühren nicht benutzt werden um den Haushalt zu entlasten, hat ja eh keiner so wirklich geglaubt.
3 Kommentare
2010-11-04 um 4:09 pm
Benjamin Stöcker
Die CSU verfrühstückt gerade Bayerns Vorsprung in Deutschland, grausam
2010-11-04 um 6:12 pm
Aleks A.
Naja, mündige, informierte Bürger sind das letzte, dass die Verlierer Partei CSU in den Wahlkabinen haben will. Also passt es.
2010-11-07 um 10:40 am
Stefan
Ich kann aus Aachen berichten, dass dort zumindest in den Naturwissenschaften relativ (so wie ich das von anderen Unis höre) gut und sinnvoll mit den Geldern umgegangen wird. Auch wenn die Gebühren (zumindest Vordergründig) vielleicht bald wieder abgeschafft werden, haben wir damit einiges erreichen können.
Die Vergabe des Großteils läuft über Kommissionen, in denen die Studierenden eine Sperrminorität haben. D.h. ohne uns läuft nix.
Dies führte dazu, dass sehr sinnvolle Projekte gestartet wurden und sowohl Betreuungs- als auch Gerätekapazitäten für die Ausbildung deutlich erhöht wurden. Dazu kamen dann zweckgebundene Lehrpreise und Grants.
Alles in Allem können wir sehr zufrieden sein – mir ist aber bewußt, dass es andererorts nicht so rosig aussieht.