Bitkom hat die Deutschen mal gefragt, was sie von der Netzkompetenz der Parteien halten. Das Ergebnis ist erschreckend für die etablierten Parteien, aber auch sicher kein Ruhmeszeugnis für uns Piraten.
So landet die Piratenpartei mit 7% hinter den Grünen (10%) und der Union (8%). Das sieht auf den ersten Blick nicht gut aus für uns. Aber gehen wir nochmal ins Detail. Die Leute, die der Union in Sachen Netzpolitik ein gutes Zeugnis ausstellen, dürften für uns politisch unerreichbar sein. Diese Leute wollen vor dem bösen Netz mit Vorratsdatenspeicherung und Online-Durchsuchung geschützt werden, nicht einen freiheitlichen »digitalen Lebensraum« erhalten.
Bei denen Grünen könnte man schon eher meinen, dass in deren Anhängerschaft auch potentieller Unterstützer für uns zu finden sind. Laut PM von Bitkom haben die Grünen einen großen Rückhalt bei den Senioren (65+) und sind gut in allen Bildungsschichten vertreten. Wir hingen polarisieren bis zum geht nicht mehr: Gleich ein knappes Drittel der jungen Männer und 13% der Akademiker sehen in uns eine gute Netzpartei. Bei Frauen etwa sind es dagegen nur 2%.
Lange habe ich mich gefragt, wieso uns ständig vorgeworfen wird, die anderen Parteien würden uns bei unseren Themen den Rang ablaufen. Rein sachlich ist für mich ziemlich klar, dass bei Netzpolitik immer noch keine der Altparteien auch nur annähernd mit uns mithalten kann. Dies sehe ich in der Studie bestätigt. Unsere Zielgruppe trifft genau auf diejenigen, die sich durch Sachkompetenz überzeugen lassen. Wir bewegen uns damit allerdings leider immer noch in der berühmten Blase. Die Grünen haben es hingegen geschafft mit ihrer Netzpolitik bereits außerhalb dieser Blase zu punkten. Unser Ziel muss deshalb nicht nur sein unsere Führungsrolle in Sachen Fachkompetenz zu erhalten und auszubauen, sondern diese auch besser zu kommunizieren. Ansonsten besteht die Gefahr zum Klischee zu werden: Nerds denen man zwar zutraut auch den kaputtesten Rechner wieder flott zu machen, bei denen man aber froh ist, wenn sie endlich mit dem Techtalk aufhören.
3 Kommentare
2010-11-23 um 11:49 am
Benjamin Stöcker
Du übersiehst dabei komplett, dass das eine „offene Befragung“ war – das heißt die Leute mussten von selbst auf die Namen der Parteien kommen.
Ich denke nicht, dass viele Rentner von uns und unseren Argumenten schon was gehört haben – aber von der Aigner schon. Kompetenz wird nicht unbedingt mit Übereinstimmung sondern oft auch dadurch zugewiesen, dass man beides zusammen oft hört.
Die 7% sind daher ziemlich gut – wenn das ein Multiple Choice gewesen wäre, wären wir sicher um einiges weiter vorne gelandet.
2010-11-23 um 12:23 pm
nowrap
Ich denke auch, dass wir Piraten hier zwei wichtige Dinge daraus ziehen müssen. Zum einen haben wir ein Reichweiten-Problem. So lange Menschen uns an Infoständen immer noch fragen, wer wir sind und für was wir stehen, bleiben unsere Inhalte oft ungehört. Zum anderen die schon angesprochene Verständlichkeit unsere Inhalte. Wenn sie schon Gehör finden, sollten wir auch dafür sorgen, dass sie verstanden werden können 😉
2010-11-23 um 1:57 pm
DasNordlicht
Piraten müssen Ihre Sprache anpassen um im RL verstanden zu werden.
– Privatsphäre und Datenschutz
kann noch mit „jeder Bürger bestimmt selber über die Speicherung und verwendung seiner Daten. Informelleselbstbestimung.“
– Tranzparenz des Staatesgeht
Wird dem Wähler mit „Wir fordern einen gläsernen Staat und lehnen den gläsernen Bürger ab“ versändlich.
Aber die Punkte
Open Access und Infrastrukturmonopole versteht man nicht so ohne weiteres. das Thema Bildung muss auch noch in seiner Außenwirkung deutlich verbessert werden, wobei die Punkte für Studenten richtig sind. Hier werden aber die Allgemeinbildenden Schulen und deren Rahmenbedingungen nicht beachtet. Was soll eine Demokratisierung der Grundschule bringen wenn hier nur die lernenden einbezogen werden.
Patente und Urheberrecht ist zur Zeit so kaum zu vermitteln.
Die Sprache muss verständlich sein auch für Wähler die das Internet nur als Katalog oder Rundfunk 2.0 nutzen. Der riesige Anteil der Wähler ohne E-Mail muss mit Ihrer eigenen Sprache angesprochen werden.
Zur Zeit versteht ma die Piraten an Ihren Infoständern leider nicht.