Man wollte sich nicht unter Druck setzen lassen, aber dann kam die Universität Bayreuth doch recht schnell zu dem Schluss, Guttenberg den Doktor abzuerkennen. Das ist auch gut so, die Problematik duldete keinen Aufschub. Aber ist damit jetzt alles gut? Mitnichten, denn die Frage, ob die Dissertation des Verteidigungsministers dem Doktorgrad genügt, ist schon lange entschieden. Selbst der Delinquent hat schon zugegeben, dass es nicht so ist. Er konnte bei der Beweislast ja auch nicht anders. Die eigentliche Frage ist eine ganz andere: Hat Guttenberg bewusst getäuscht? Er selbst behauptet stets, es handle sich um handwerkliche Fehler.
Und genau hier beginnt die Schande der Universität Bayreuth. Jeder Wissenschaftler der Republik sieht mit einem Krückstock, dass es sich hier um systematischen Betrug handelt (stellvertretend sei hier auf einen renommierten Jura-Professor aus Bayern und einen plagierten Professor aus NRW verwiesen). Dass die anderen promovierten Unionspolitiker, die es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ebenso wissen, ihm den Rücken stärken, ist hier schon schlimm genug. Aber selbst die Universität Bayreuth stiehlt sich lieber damit davon, den Titel quasi im Einvernehmen mit dem Plagiator zurückzunehmen und blendet die Täuschungsfrage aus.
Jemand anderes als die Universität hat hier aber nicht die Möglichkeit diese Frage zu beantworten und so wird ein breiter Teil der Öffentlichkeit weiter davon ausgehen, es handele sich hier um vergessene Fußnoten. Damit geht ein Graben durch Deutschland, denn während die Wissenschaftler einfach nur den Kopf über den Lügenbaron schütteln, fragen sich die Nichtakademiker was die Aufregung eigentlich soll. Bedenkt man, dass die Tatsache, dass Guttenberg hier ungeschoren davon kommt, das Plagiat in Deutschland quasi salonfähig gemacht hat, ist das ein absoluter Super-GAU für die deutsche Wissenschaft. Vielen Dank dafür liebe Universität Bayreuth, ihr seid ein Schandfleck für die deutsche Wissenschaft.
4 Kommentare
2011-02-23 um 7:58 pm
Stephan Eisvogel
Da gehts um Kohle. Wenn sie KT auf die Art kreuzigen, hat die Uni Bayreuth bald unerwartete und höchst unerklärliche Etat-Probleme. Der CSU Filz reicht weit. Merkst du in IN nur nicht so arg, wie Franken generell auch heute schon kohlemässig an der kurzen Leine gehalten wird. Fährst mal in Nürnberg rum, statt Schlaglöcher zu schliessen machen sie jetzt 30er Zonen. Bei Gott dem ersten, der in der Partei so einen Oberbayern+/Franken- Finanztilt probiert, beiss ich die Eier ab.
2011-02-23 um 9:16 pm
SBartsch
Danke Andi,
mit dem Graben triffst du es recht gut.
Und Tagesschau sei dank, hält sich die Mär mit dem „Zitierfehler“…
Naja, wir Piraten begehen hald auch nur Kopierfehler, insofern danke an die CDU/CSU ;D
Sonst bleibt hier für mich nur hängen, dass sich Studenten und Doktoranden schön von diesen Politikern verarscht fühlen können – ist ja nix wirklich neues M(
Grüße, Basti
2011-02-24 um 2:19 am
Kyra
Damit geht ein Graben durch Deutschland, denn während die Wissenschaftler einfach nur den Kopf über den Lügenbaron schütteln, fragen sich die Nichtakademiker was die Aufregung eigentlich soll. Bedenkt man, dass die Tatsache, dass Guttenberg hier ungeschoren davon kommt, das Plagiat in Deutschland quasi salonfähig gemacht hat, ist das ein absoluter Super-GAU für die deutsche Wissenschaft.
das stimmt, wir Nichtakademiker denken dass dieser Dr. nichts Wert ist, weil eh keine echte Forschung dahinter steckt sondern nur eine Fleißarbeit (c&p) die besser oder schlechter belegt ist. Der Status Dr. hat darunter gelitten und alles was an Rattenschwanz hinterher kommt. Mit Wissenschaft hat das nichts mehr zu tun .
Es muss neue Bewertungen geben für einen Dr. oder einen neuen Titel. Egal was, das Ding ist nicht mehr viel Wert in D.
2011-02-25 um 2:37 pm
Die akademische und politische Dimension der Glaubwürdigkeit « Andis Blog
[…] handwerklichen Fehlern spricht und den Titel zurückgibt. Die unrühmlichste Rolle spielt dabei die Universität Bayreuth, die brav bei Fuß gelaufen ist und die Vorgabe von Minister und Kanzlerin umgesetzt hat – keine […]