Die Causa Guttenberg hat ihren vorraussichtlichen Höhepunkt erreicht: Der Verteidigungsminster tritt zurück. Ich bin erleichtert, nicht nur, weil dieser Schritt notwendig war um keinen Prädenzfall für Unehrlichkeit und Betrug in der Politik zu schaffen, sondern allein weil es mir schon unheimlich wurde, auf der Seite von Leuten zu stehen, die ständig was von »geistigem Eigentum« erzählen. Ein paar Worte zum Abschluss sind vielleicht nach meinen langen und andauernden Ausführungen dennoch angebracht.
Der entscheidende Grund für den politischen Selbstmord des Lügenbarons, dürfte sein unehrliches Krisenmanagement sein. Jeder weiß, dass er entweder wissentlich betrogen hat oder seine Dissertation nicht aus seiner Feder stammt. Anders ist das Zustandekommen einer solchen Arbeit nicht erklärbar. Aber anstatt die Karten auf den Tisch zu legen, log Guttenberg weiter gegen die Fakten an. Die Salamitaktik, mit der er gerade einmal zugab, was vor zwei Tagen schon klar war, während er neue Fakten weiter ignorierte, ist ein Lehrbuchbeispiel, wie man es nicht macht.
Was schließlich der Auslöser für den Rücktritt war, werden wir wohl auch nie erfahren. War es die Tatsache, dass der Druck immer weiter anhielt, was angesichts der absurden Situation auch nicht anders zu erwarten war? War es das Bröckeln der Linien innerhalb der Union? War es die Tatsache, dass sich der Doktorvater öffentlich von ihm abgewandt hat? Oder ist es schlussendlich doch das Gewissen gewesen? Wir wissen es nicht.
Fakt ist, wie es Robin Meyer-Lucht auf Carta sehr treffend formuliert, dass das Internet zum ersten Mal beim Fall eines Ministers eine entscheidende Rolle gespielt hat. Aber nicht nur das Guttenplag Wiki – das wohl die Schlüsselrolle gespielt hat – und der offene Brief der Doktoranden, der sich schnell zum Lauffeuer ausbreitete sind ein Zeichen dafür. Es wurde viel geschrieben und geblogt, über Twitter verbreiteten sich die Guttenberg-Witze wie ein Lauffeuer. Auch die sich wahnsinnig schnell auf Facebook formierenden Guttenberg-Fans haben ihrerseits das Terrain nicht kampflos aufgegeben. Sie standen schließlich nur hilflos der Macht des Faktischen gegenüber. Die Sache wäre wohl ziemlich sicher anders verlaufen, wenn wir das Netz nicht in dieser Freiheit zur Verfügung hätten, wie wir es heute haben.
Dennoch, wie man es dreht und wendet, darf man am Ende eines nicht vergessen. Es war nicht die Kanzlerin, die dem unsäglichen Trauerspiel ein Ende machte und damit Wissenschaft, Politik und Bundeswehr die Möglichkeit gab, endlich mit dem Aufräumen zu beginnen. Es war der Delinquent selbst und ohne ihn, würde es dank der unschlüssigen Merkel wohl immer noch so weiter gehen. Aus diesem Grund spreche ich ihm – wenn schon für nichts anderes – zumindest für diesen Schritt meinen Respekt aus.
5 Kommentare
2011-03-01 um 11:48 am
Ade Guttenberg, Haargel-Industrie trauert
[…] Andies Blog – Gutbye – Internet stürzt Minister […]
2011-03-01 um 11:56 am
Markus H
Für diesen Rücktritt verdient er keinen Respekt…
Keine echte Entschuldigung für seine „handwerklichen Fehler“, sondern sogar ein wenig Verhöhnung der Wissenschaft. („Ich gehe nicht wegen meiner so fehlerhaften Doktorarbeit, wie wohl ich verstehe, dass dies für große Teile der Wissneschaft ein Anlass wäre“).
Und er tritt nur zurück, um Schaden von Bundeswehr & Wissenschaft abzuwenden… Da wird mir übel sowas zu hören…
2011-03-01 um 1:34 pm
Andi
Das war wohl das beste, was man erwarte konnte. Ich hätte mir auf jeden Fall eine richtige Entschuldigung gewünscht, aber der Rücktritt war mir so lieber als gar keiner.
2011-03-01 um 2:03 pm
Markus H
klar, besser überhaupt ein Rücktritt als noch länger dieses Rumgeeier. Aber ein aufrichtiger Rücktritt wäre wünschenswert gewesen. Aber damit hätte er womöglich nach ein paar Monaten wieder die Bühne betreten können. So hat er sich hoffentlich für immer diskreditiert…
2011-03-02 um 11:52 am
Die letzten Guttenberg-Witze | Affenhirnsushi
[…] seine Doktorarbeit. Quelle: SelbstgemaltEs wurde höchste Zeit, dass die Causa Guttenberg sich ihrem Ende neigt. Mehr als dem Wissenschaftsstandort Deutschland hätte sie allerdings dem Humor […]