Wer zur Hölle ist dieser Strauss-Kahn? Diese Frage stellten sich vor ein paar Tagen vermutlich einige, als der nun Ex-IWF-Chef wegen Vergewaltigungsverdacht eingesackt wurde. Seien wir mal ehrlich, die wenigsten wissen überhaupt was der IWF ist und was der so macht, geschweige denn wer da grade den Hut auf hat. Ohne die aktuellen Nachrichten, hätte Strauss-Kahn wohl ohne großes Aufsehen einen gemütlichen Lebensabend mit einer dicken Pension verbringen können. Warum also diese ganze Nummer?

Ich maße mir überhaupt nicht an zu wissen, ob und wie Strauss-Kahn in irgendeiner Form schuldig ist. Das sollen Gerichte klären. Die Frage wieso es zu diesem Medienhype kam wurmt mich dennoch. Die traurige Wahrheit ist, dass sexuelle Übegriffe täglich stattfinden. Der Mensch ist halt immer noch willentlich oder unwillentlich zu verschiedenen Formen der Grausamkeit fähig, gerade auf allen Ebenen der zwischenmenschlichen Beziehung. Ist ein zwar international agierender, aber dennoch relativ unbekannter Spitzenbeamter jetzt soviel interessanter als der kleine Arbeiter im nächsten Ballungszentrum?

Was auch immer die Gründe sind, die Folgen sieht man wieder in allen Medien. Man hat nun wieder einen subjektiv mächtigen Mann gefunden, der eventuell über die Stränge geschlagen ist. Das gibt einigen die Chance jetzt wieder die männliche Sexualität an sich – die ja durchaus durch sozialen Stand beeinflusst wird – etwas in den Schmutz zu ziehen. Damit einher geht eine Tabuisierung der Sexualität an sich.

Fakt ist, dass proaktive Gewaltanwendung in einem zivilisierten Staat nicht toleriert wird und das ist gut so. Gewalt kann mit vielen Faktoren verknüpft werden, darunter eben auch Sexualität. Gewalt hat aber viele Formen und genauso hat sexuelle Gewalt viele Formen. Und auch sexuelle Gewalt wird sowohl von Männern als auch von Frauen ausgeübt. Das ist noch lange kein Grund zur Tabuisierung der Sexualität an sich, auch nicht der männlichen.

Sex ist keinn Teufelswerk, sondern liegt in unserer Natur als eine der schönsten Formen des menschlichen Zusammenlebens. Sex kann Ausdruck von Liebe sein, er kann Spaß machen, er kann Stress abbauen, er kann Leben schenken. Wenn ein mächtiger Mann viel Sex hat – verantwortungsvoll versteht sich – so gönnt es ihm. Wenn eine mächtige Frau viel Sex hat, gönnt es ihr ebenfalls. Selbiges gilt für Menschen die keine nennenswerte Macht besitzen. Denn auch wenn man kein Oberaffe ist, kann man Sex – auch viel Sex – durchaus genießen. Und das sollten wir uns nicht kaputt machen lassen, weil wir uns an Einzelfällen aufziehen, nur weil diese Menschen zufällig gerade prominent sind.

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