Die Webseite isharegossip.com ist bei vielen Menschen nicht gerade besonders beliebt. Das Lästerportal (liebe Grüße an Bild 😉 ) gibt besonders Jugendlichen die Möglichkeit vollkommen anonym über ihre Klassenkameraden und sonstige Mitmenschen herzuziehen. Dabei geht es gelinde gesagt ziemlich ruppig zu. Dass sowas jetzt nicht besonders neu ist, habe ich in diesem Blog bereits erläutert. Jetzt wurde der Betreiber der Seite festgenommen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Betreiber Volksverhetzung vor. Für mich als juristischen Laien liest sich der dazugehörige §130 StGB allerdings ganz anders. Dort ist von »nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe[n]« und »Teilen der Bevölkerung« die Rede. Ein Experte möge mich korrigieren, aber es wirkt schon ziemlich abstrus den Mann in einen Topf mit Nazi-Apologeten und Holocaustleugnern zu stecken. Es scheint als würde die Staatsanwaltschaft krankhaft versuchen dem Mann etwas vorzuwerfen, aber findet eigentlich nichts.

Wenn ich einfach mal ehrlich sein darf: Der Mann hat nichts verbrochen. Er hat einfach nur eine Seite zur Verfügung gestellt, auf der jeder anonym rumposten darf. Klar, die Seite lädt auch explizit dazu ein zu lästern, aber von Art und Umfang sagt sie nichts. Der Betreiber ist genauso wenig an den Äußerungen auf seiner Seite schuld, wie die Anbieter anonymer E-Mail-Konten daran schuld sind wenn von ihrem Server beleidigende Mails verschickt werden. Man kann wohl davon ausgehen, dass der Betreiber selbst nie eine einzige der Beleidigungen auf seiner Seite selbst eingestellt hat und wenn könnte man es ihm wohl nie beweisen. Er hat lediglich eine Seite betrieben und das kann erst mal nicht verboten sein. Wie kommt man also auf die abstruse Idee, den Mann festzunehmen?

Die Gesellschaft sucht nach einem schuldigen. Die Seite hat eigentlich nur offen und transparent gemacht, wie es an manchen Schulen sowieso schon zugeht. Man kann sogar deutlich erkennen, dass Schulen in dem was man wohl soziale Brennpunkten nennen würde, viel mehr »betroffen« sind. Doch die Elterngeneration verschließt lieber die Augen vor dem wozu ihre Kinder fähig sind und wie sie miteinander umgehen. Die Schuld liegt im bösen Internet und bei der bösen Seite.

So ist auch die Presse ziemlich einhellig dieser Meinung. Kein Funken von Kritik am Vorgehen der Staatsmacht ist zu finden. Nehmen wir SPON als exemplarisches Beispiel.

Mit Hetzbeiträgen und derben Beleidigungen gegen Jugendliche kam die Mobbing-Website iShareGossip in die Schlagzeilen

Dass nicht die Seite gehetzt hat, sondern die Schüler die dort gepostet haben, wird so halb unter den Teppich gekehrt.

Liebe Leute, das was hier abläuft ist eine Kapitulation der Gesellschaft vor dem Problem Mobbing. Wenn wir uns diesem annehmen wollen, dann müssen wir an den Kern des Problems und das sind soziale und pädagogische Fragen und nicht wie man gegen Webseiten vorgeht. Wenn der Betreiber von isharegossip verurteilt wird, werden sich wieder viele Leute beglückwünschen, aber wir werden beim eigentlichen Problem keinen Schritt weiter sein.

Update: Der festgenommene hat sich als Trittbrettfahrer entpuppt. Das selbe gilt dennoch weiterhin falls sie den echten »erwischen« sollten.

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