Bei einigen Ermittlungsbehörden knallen wohl heute die Sektkorken, nachdem sie kino.to heute den Saft abgedreht haben. Razzia, Domain beschlagnahmt, 13 Leute eingesackt, die Geschichte liest sich als hätte man einen Drogenhändlerring gesprengt. Nicht umsonst kam sogar die Sondereinsatzgruppe INES zum Einsatz, die für schwerste Verbrechen und organisierte Kriminalität zuständig ist. Gut, während Ziercke noch immer den Netzsperren nachweint, hat sich INES also kino.to vorgeknöpft. »Recht so,« werden jetzt einige sagen, »die haben Millionen mit organisierten Raubkopien gemacht.« Solche Schlüsse zeugen von fehlendem Verständnis der Materie. Ich sehe gewaltige Parallelen zum Fall Pirate Bay.

Damals wie heute sprach die Filmindustrie von einem Millionenschaden, von organisierter Kriminalität und hat die Leute verteufelt. Damals wie heute haben die Betreiber der Seite keinerlei Urheberrechtsverletzung begangen. Damals wie heute war es eine unglaubliche Masse an Nutzern, die die Möglichkeiten des Netzes genutzt haben, die Schranken eines veralteten Urheberrechts zu umgehen. Nur die Technik ist leicht anders.

Während man die Leute im Fall Pirate Bay Torrents benutzt haben, waren es hier Sharehoster, welche die eigentliche Infrastruktur darstellten. Diese profitieren wiederum quasi vom Providerprivileg, jeder darf dort hochladen und der Hoster muss nur die Inhalte runternehmen, auf die er aufmerksam gemacht wird. Da standen wiederum ein paar Erfüllungsgehilfen der Content-Lobby einer Armee von Usern gegenüber, welche die Inhalte einfach wieder hochladen.

Es steht die Behauptung Raum, einige der Sharehoster seien mit kino.to verflechtet. Das ist sicher ein gesonderter Punkt, den man diskutieren müsste, aber das Prinzip klappt ja, wie man gesehen hat, auch mit den ganzen andern Sharehostern. Für das Portal selbst ist das unerheblich, es waren ja nicht die Betreiber, die das Zeug hochgeladen haben.

De facto waren es »einfache Menschen«, die nur das gemacht haben was schon längst überflüssig war: Wissen und Kultur im Netz zur Freiheit zu verhelfen. Sicher kann man diesen Menschen vorwerfen, eine Art Selbstjustiz zu üben, weil sie keine Lust haben drauf zu warten, bis die Realität auch in der Politik ankommt. Aber auf der anderen Seite ist es – wie der CCC einst richtig erkannte – auch ein klares demokratisches Statement, eine Abstimmung mit den Füßen.

Schon längst weiß die Content-Mafia, dass sie den Kampf gegen die Netz-User verloren hat. Deswegen geht sie an deren zentrale Kanäle und dazu gehören Suchmaschinen und Kataloge. Pirate Bay hat Torrents verzeichnet, kino.to Links zu Sharehostern. Beide haben nur Informationen bereitgestellt, was die Nutzer damit machen war ihnen vollkommen selbst überlassen.

In den USA ist man ja sogar schon soweit, einfach lizenzierte Streaming-Portale zu machen. Sowas würde den Bedarf nach ruckligen, pixligen Megavideo-Links im Keim ersticken. Aber davon hat man uns ja ausgesperrt, deutschen Streamingportale gibt es sowieso nicht.

Die Frage ist wie es nun weiter geht. Kommt es auch hier zu einem Schauprozess, wie in Stockholm gegen die Pirate Bay Betreiber? Will man auch hier wieder Content-Terror verbreiten in der Hoffnung Leute abzuschrecken?

Eigentlich ist das aber auch egal. Das Netz und die Menschen haben längst Tatsachen geschaffen und Content-Mafia und Staatsgewalt haben auch nach Napster, Kazaa und Pirate Bay immer noch nicht begriffen, dass sie nur dafür sorgen, dass mehr Leute kommen, die es besser machen.

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