„Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“
Mahatma Gandhi

Meinungsumfragen muss man interpretieren können, so auch den aktuellen ARD-Deutschlandtrend. Dort wurden dieses Mal zwei Fragen zur Piratenpartei gestellt. Einmal wollte man wissen, ob die Menschen die Piratenpartei ernst nehmen (31% Ja, 54% Nein). Im Anschluss wurde gefragt, ob die Piratenpartei dafür sorgt, dass die jüngeren endlich mitreden können (33% Ja, 50% Nein). Der Laie wird auf den ersten Blick sagen, das ist ein schlechtes Ergebnis. Aber ist es das wirklich?

Die erste Frage an sich ist schon irgendwie witzig. Hat die ARD schon mal gefragt, ob die FDP eine ernst zu nehmende Parte ist? Das Ergebnis würde mich auch mal interessieren. So oder so, es handelt sich hier schon von vornherein um eine Suggestivfrage. Aber gut, stellen wir das mal hinten an und tun wir so, als wäre das Ergebnis einigermaßen belastbar. Da steht drin, ein Drittel der Deutschen hält die Piratenpartei für eine ernst zu nehmende Partei.

Denken wir nochmal zurück. Noch bis vor kurzen galten wir als Modeerscheinung des 2009er Wahlkampfs, picklige Nerds, die gerne mal Politik spielen und mit Politsekten wie der BüSo, Extremisten wie der NPD oder der MLPD, Evangelikalen wie der PBC und Satireparteien wie DIE PARTEI unter den Sonstigen waren, dem Sammelbecken der politischen Obskuritäten. Wir haben uns nicht unterkriegen lassen und weiter gearbeitet.

Unsere Art Politik zu machen ist auch ganz anders als es viele gewohnt sind. Ich denke die meisten Deutschen stellen sich unter einem Parteipolitiker immer noch geschniegelte Männer mittleren Alters im Nadelstreifenanzug vor, die es schaffen mit Eloquenz auf jede Frage eine Antwort zu finden (achtet man mal genau drauf, beantworten sie typischerweise eine andere). Wir hingegen sind authentisch. Einige laufen mit T-Shirts und Jeans rum, wir geben unsere Wissenslücken offen zu, statt Heilsversprechen zu predigen und zu unserem Politikstil gehört einfach eine Portion Sarkasmus („Zensursula“) und Selbstironie. Wir sind offen. Streit gehört in allen Parteien zur politischen Kultur, nur wir sind nicht so heuchlerisch unseren im Hinterzimmer auszutragen.

Und dennoch, unser moderner – ja beinahe schon avantgardistischer – Politikstil kommt (zumindest laut dem Deutschland-Trend) bei einem Drittel der Deutschen an.  Gleichzeitig sieht ebenfalls ein Drittel in uns eine Stimme für die junge Generation, etwas das man den anderen Parteien wohl nicht zutraut. Das ist kein Rückschlag, das sind massive Vorschusslorbeeren. Mein Problem ist nicht, dass man keine Erwartungen an uns stellt, mein Problem ist, wie wir diese massiven Erwartungen am besten erfüllen können. Das geht schon mit dem Wahlergebnis los. Wie Christopher Lauer zu bedenken gibt, können die guten Prognosen in Berlin auch nach hinten losgehen. Der Stimmzettel ist rechteckig und die Wahl dauert 10 Stunden. Wir brauchen jedes Kreuz. Wer unsere Leute aus Berlin im Abgeordnetenhaus sehen will, sollte also seine Stimme abgeben.

Um abschließend nochmal auf die Eingangsfrage einzugehen: Nehmen Sie die Piratenpartei ernst? Die ARD hat diese Frage auf alle Fälle für sich selbst beantwortet, sie hat sie immerhin gestellt.

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