Ein Gespenst geistert durch die Schlagzeilen. Eine Studie im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums hat ermittelt, dass eine halbe Million Deutsche internetsüchtig sind. Müssen wir uns Gedanken machen? Kommt die nächste große Droge auf uns zu?
Wir Piraten sind ja immer etwas vorschnell dabei Sucht im Zusammenhang mit neuen Medien als Blödsinn abzutun. Doch wer schon einmal World of Warcraft gespielt hat, sieht sehr schnell, dass da gar nicht so viel falsch dran ist.
Während die Pressemitteilung der Drogenbeauftragten immer wieder in etwas abgewandelter Form zitiert wird, geht eigentlich kaum jemand auf die Studie selbst ein. Mich interessierte allerdings, was einen Internetsüchtigen ausmacht, also habe ich mir mal die Mühe gemacht den Bericht zu überfliegen. Ich muss gestehen einen Teil der Methodik nicht zu verstehen, also kann ich das aus wissenschaftlicher Sicht gar nicht kritisieren. Faszinierend fand ich allerdings die Fragen, die bei der Erhebung gestellt wurden:
- Wie häufig finden Sie es schwierig, mit dem Internetgebrauch aufzuhören, wenn Sie online sind?
- Wie häufig setzen Sie Ihren Internetgebrauch fort, obwohl Sie eigentlich aufhören wollten?
- Wie häufig sagen Ihnen andere Menschen, z.B. Ihr Partner, Kinder, Eltern oder Freunde, dass Sie das Internet weniger nutzen sollten?
- Wie häufig bevorzugen Sie das Internet statt Zeit mit anderen zu verbringen, z.B. mit Ihrem Partner, Kindern, Eltern, Freunden?
- Wie häufig schlafen Sie zu wenig wegen des Internets?
- Wie häufig denken Sie an das Internet, auch wenn Sie gerade nicht online sind?
- Wie oft freuen Sie sich bereits auf Ihre nächste Internetsitzung?
- Wie häufig denken Sie darüber nach, dass Sie weniger Zeit im Internet verbringen sollten?
- Wie häufig haben Sie erfolglos versucht, weniger Zeit im Internet zu verbringen?
- Wie häufig erledigen Sie Ihre Aufgaben zu Hause hastig, damit Sie früher ins Internet können?
- Wie häufig vernachlässigen Sie Ihre Alltagsverpflichtungen (Arbeit, Schule, Familienleben), weil Sie lieber ins Internet gehen?
- Wie häufig gehen Sie ins Internet, wenn Sie sich niedergeschlagen fühlen?
- Wie häufig nutzen Sie das Internet, um Ihren Sorgen zu entkommen oder um sich von einer negativen Stimmung zu entlasten?
- Wie häufig fühlen Sie sich unruhig, frustriert oder gereizt, wenn Sie das Internet nicht nutzen können?
Hätte man bei mir angerufen, dann hätte ich wohl immer mit »Ich verstehe die Frage nicht« antworten müssen. Die Fragen sehen das Internet als etwas, dass man tatsächlich in einem abgeschlossenem Zeitraum konsumiert, wie eine Flasche Bier. Für viele Digital Visitors ist das sicher so, aber bei Digital Residents ist diese Sichtweise vollkommen falsch.
Ich höre mit dem Internetgebrauch niemals auf, ich habe ein Endgerät typischerweise immer griffbereit. Ich schlafe nicht wegen »dem Internet« zu wenig, sondern weil ich darüber mit meiner Freundin bis in die Nacht skype. Ich benutze das Internet nicht in Sitzungen und ich verwende es während meiner Aufgaben im Haus (Beim Abspülen stelle ich z.B. mein Tablet in den Hängeschrank und schau mir den Stream von „The Daily Show“ an). Meine Alltagsverpflichtungen, kann ich sowieso schon gar nicht mehr ohne das Netz erledigen und wenn mir ein Digital Visitor (z.B. aus dem Rest meine Familie) erzählt ich verbringe zu viel Zeit mit den Internet, dann kann ich da eh nur müde lächeln.
Mein Fazit ist, dass die Studie nicht wirklich belastbar ist, weil allein die Vorstellung von der Nutzung des Netzes hier an der Lebensrealität vieler Menschen genauso vorbei geht, wie die Radiergummipolitik. Die Forschung muss hier feinkörniger werden und die Suchtfrage an anderen Punkten festmachen. So allgemein gefragt hätten sie mich eigentlich genauso fragen können, ob ich trinkwassersüchtig bin.
24 Kommentare
2011-09-26 um 6:04 pm
suchenwi
Gut gegeben! Wenn ich z.B. an der Supermarktkasse Schlange stehe, checke ich schon mal schnell auf’m Handy die Schlagzeilen von SpOn. Ist das Suchtverhalten? oder informativer Zeitvertreib, vergleichbar mit dem Anschauen einer Zeitung?
2011-09-26 um 6:18 pm
Andreas
Eine Frage fehlt: Wie oft drucken sie das Internet aus? lol
Ich denke man sollte dabei mehr auf die Inhalte eingehen, als auf die Verbreitung. Das wäre viel fruchtbarer!
2011-09-26 um 6:28 pm
Christian Karlstetter
„trinkwassersüchtig“ das triffst voll. 🙂 Super Beitrag.
2011-09-26 um 6:34 pm
mobeh
Also ich verdiene mit dem Netz mein Lebenesunterhalt. Bin ich nu süchtig weil ich ca. 8 bis 10 Stunden am Tag online bin?^^
2011-09-26 um 6:42 pm
Alex
Schön geschrieben, meine Gedanken als ich heute von der Meldung im Radio erfuhr waren in etwa die selben.
Es steckt sicherlich an einigen Stellen im Internet eine Art Suchtgefahr und darüber etwas zu lesen fände ich auch höchst interessant. Diese Untersuchung jedoch trifft es so ziemlich gar nicht, da eben scheinbar nicht bedacht wurde, dass reales Leben und die Nutzung des Internets keine Frage von „entweder – oder“ ist.
Was spricht dagegen sich beim Treffen mit Freunden kurz via Newsticker über Neuigkeiten zu informieren oder in der Pause beim Fußballspielen eben die neuesten Tweets zu lesen? Beim Kochen kann man prima YouTube-Videos schauen und beim Fahrradfahren kann man bestens seinen Lieblingsradiosender aus den USA mit dem Handy hören, den man regulär sonst nicht empfangen könnte.
Aber wie gesagt, Suchtpotential ist sicher an einigen Stellen zu finden und darüber etwas zu lesen wäre sicher informativ, vll. lese ich den Bericht ja dann in meiner Mittagspause zusammen mit den Kollegen 🙂
2011-09-26 um 6:49 pm
Anonymous
Ich hab mir die Fragen im Volltext der Studie auch mal angesehen, weil mich interessierte, wie man so etwas fest stellt. Diese Fragen mit „ja,“ „nein,“ „manchmal“ etc. zu beantworten ist ja vollkommen unreflektiert!
Wenn ich beispielsweise wie im Moment meiner Masterarbeit schreibe, online schnell ein Wörterbuch oder Wikipedia zur Begriffsklärung nutzen möchte, weil das nunmal schneller geht als in die Bibliothek zu fahren und eine Enzyklpädie aus dem Regal zu holen, dann werde ich durch aus gereizt, wenn das Internet nicht funktioniert. Bin ich gefährdet?
„Wie häufig bevorzugen Sie das Internet statt Zeit mit anderen zu verbringen, z.B. mit Ihrem Partner, Kindern, Eltern, Freunden?“ Nunja, da ich durch diverse längere Aufenthalte im Ausland weltweit Freunde habe, könnte man doch auch fragen, wie viel Zeit ich im Internet mit meinem Freunden verbringe. Ich könnte auch telefonieren, was bei dieser Umfrage natürlich vollkommen aus dem Raster fällt (ich habe auch ganz altmodische Brieffreunde! Was das an Zeit UND Geld „frisst“!!), aber durch Zeitzonen ist es gelegentlich einfach für alle beteiligten Parteien angenehmer das nicht zu tun.
Wie häufig denken ich an das Internet, auch wenn ich gerade nicht online bin? Oft! Zum Beispiel, wenn Politiker unüberdachte Studien über Internetsucht verbreiten! 😀
2011-09-26 um 6:50 pm
cheezborger
Ich kann das methodisch beurteilen und bin gerade dabei. Werde das Ergebnis auf meinem blog veröffentlichen
2011-09-26 um 7:25 pm
Zusatzstoff
Die Fragebatterien sehen auf dem ersten Blick nach einer typischen Wirkungsforschung aus (was sie ja auch ist). Wie hier richtig bemängelt wurde ist offensichtlich das Konstrukt Internet mit Medium assoziiert wurden. Exakt diese Fragen sind auch mit Fernsehen oder Computerspiele aufzufinden. An sich sind die Items zwar valide, korrekter wäre es aber „Internet“ als ein Kommunikationsmittel einzustufen und nach den konkreten Anwendungen zu fragen (bspw. Facebook/Chat/E-Mail). Dann würden die Ergebnisse sicher anders aussehen (aber dann wäre ja auch das Ergebnis nicht so plakativ).
2011-09-26 um 8:34 pm
Andi
genau meine Meinung
2011-09-26 um 7:42 pm
shivani
Ich kann ALLES dazu mißbrauchen wenn ich frustriert bin um das Loch zu stopfen. Wer keinen Frust hat wird auch nicht süchtig und kann verantwortungsvoll damit umgehen. Ganz einfach…
2011-09-26 um 9:35 pm
René H. (@Ismirworscht)
Ja, meine alte Rede, wenn jemand mir erzählt, ich wäre zu viel am Rechner:
Ich lese „Zeitung“ im Internet, selten auf Papier.
Ich kommuniziere mit Freunden im Internet, selten am Telefon.
Ich schaue nach, wie das Wetter wird – nicht wie mein Dad vor einiger Zeit noch im Videotext.
Ich schaue Streams statt Fernsehen.
Ich schreibe meine Termine in meinen synchronisierten Kalender statt auf Papier.
Ich schaue nach Angeboten im Netz und nicht im Werbeblättchen.
Ich schaue online in Lexika nach, Bücher dieser Art habe ich kaum noch.
Ich bestelle einige Dinge im Internet, die andere sich noch im Laden kaufen.
Ich erledige meine Bankgeschäfte online. In der Bank bin ich quasi nur noch zum Geld abheben.
Und ab und an spiele ich auch mal ein Spielchen. Und das wollen die nicht-PCler auf dem Brett leider nur selten, dabei würde ich genau das gerne tun.
Ich tue so viele Dinge, die ich auch irgendwie offline / abseits vom Rechner tun könnte, jedoch zumeist mit mehr Aufwand. Und vor allem nicht parallel. Ich kann mit den Freunden schreiben, und während ich auf die Antwort warte weiß ich, ob das Wetter für unser Grilltreffen am Freitag gut wird. Ich lasse den Stream auf einem Bildschirm laufen und nebenher checke ich meine Mails.
Bin ich nun süchtig, weil ich all die Dinge auf ein Medium vereine? Ich hatte auch immer wieder mal Tage ohne Internetzugang. Es geht, macht die Sache nur umständlich.
Und natürlich nutze ich die Zeit im Wartezimmer des Arztes mit aktuellen Dingen aus dem Netz auf meinem Smartphone statt mit 6 Monaten alten Zeitschriften. Und selbstverständlich checke ich auch meine Mails/Twitter, wenn ich am Supermarkt 5 Minuten an der Kasse warte.
Also gut, dann bin ich halt süchtig. Ich kenne nur keine Sucht, die mir dermaßen viele Vorteile bietet.
2011-09-26 um 10:59 pm
drakhon
Das Problem ist wirklich, dass hier ein vollkommen falschen bzw. veraltetes Bild des Netzes vorliegt. Die Fragen mögen vielleicht vor 15 Jahren noch Sinn gemacht haben, als viele Menschen noch über Modem oder ISDN online gingen und online sein minutenweise abgerechnet wurde. Damals waren einerseits die Möglichkeiten im Netz noch stärker eingeschränkt, und es war etwas das man eben auch aufgrund der Abrechnung bewusster konsummiert hat.
Heute ist es jedoch so wie Andi schreibt, das Internet gehört zum Leben dazu, es haben sich viele Tätigkeiten ins Netz verlagert, wie Nachrichten lesen, „telefonieren“, Videos schauen und generell Informationen zu einem beliebigen Thema beschaffen. Insofern gebe ich auch den anderne Postern hier Recht, es wäre interessanter eine derartige Studie zu etwas konkreterem wie z.b. Facebook anzufertigen. In der jetzigen Form ist sie nicht aussagekräftig.
2011-09-26 um 11:56 pm
Martin
Wie kann man denn nach dem Internet an sich süchtig sein?
Das Internet ist lediglich ein Mittel um manchen seiner Interessen, Bedürfnisse und, in einigen Fällen, Süchten nach zu gehen.
Hieße es 500.000 Deutsche sind Facebook oder MMORPG süchtig, okay, aber so könnte man ja genauso gut sagen ich bin bewegungssüchtig weil ich es ständig tue wenn ich mir die Zähne putze oder ein Glas Wasser hole. 😉
Das ganze zeigt doch wieder einmal, dass unsere Bürokraten das Thema Internet nicht nachvollziehen können.
2011-09-27 um 10:11 am
Oliver
Schöner Beitrag. „Endgerät“ ist mMn kein passender Begriff. Das Internet endet dort ja nicht – vielmehr beginnt es.
2011-09-27 um 10:18 am
feydbraybrook
Studien kann man feinkörniger machen, wie man will, aber es kommt darauf an, sie richtig zu interpretieren. Sucht ist etwas, das nicht unbedingt etwas mit der Droge zu tun hat. Sie ist determiniert im Süchtigen oder anders gesagt: der Süchtige findet eine Droge, weil er eine (S)sucht. Nicht, daß man deshalb die Dorgenproblematik fatalistisch sehen sollte (also „is ja eh egal, laß sie doch alle“). Nur hilft diese Sicht mehr zu einem Hilfekonzept für Kranke, anstatt als Vorlage für Verbote und restriktive Politik zu dienen.
Wobei ich hiermit ganz offen zugeben muß: ja, ich bin blog-süchtig
http://feydbraybrook.wordpress.com/2011/09/27/drogen-huren-blogs/
2011-09-27 um 2:11 pm
kailonia
Du triffst den Nagel auf den Kopf!
Wer nur auf die Nutzung schaut, sieht nur die Hälfte der Münze, vergisst jedoch die andere Seite, geschweige denn mal auf die Kante zu schauen.
2011-09-27 um 2:14 pm
YoungtimerBlog
Frage 13 ist unzweifelhaft der Top-Score – das lässt sich ja nur noch als suggestivfrage einstufen.
Ich würde mal einen halben Schritt weitergehen – ist Internet nicht heute in allen Prozessen des Lebens so omnipräsent, dass die grundsätzliche Fragestellung schlicht als dumm zu bezeichnen ist?
Wenn ich mein Bahnticket kaufe, mir auf Google Maps die Zielumgebung anschauen und dann ein paar Freunden via FB mitteile, wann mein Zug eintrifft, so ist das doch wohl eher die zeitgemäße Entsprechung von Einkaufen und kommunizieren – wo fängt da „Internet“ an?
2011-09-27 um 3:02 pm
Nj
Ich bin mit meinen 34 Jahren ein früher „digital resident“ und erkenne hier genau das wieder, mit dem ich als Jugendlicher Anfang der 90er zu kämpfen hatte: verständnislos beschwerte mal sich darüber, dass ich zu viel „vor dem Computer sitze“.
Es ist unglaublich, dass es diese Sichtweise immer noch gibt. Wie langsam ist die Gesellschaft mit sowas?
2011-09-27 um 3:42 pm
Nj
Ach ja – ich habe es den Leuten früher so versucht zu erklären: zur Gründerzeit gab es noch Münz-Stromzähler auf den Fluren. Man hat eine Münze eingeworfen und hatte dann eine bestimmte Zeit Strom.
Jemanden wie mich zu fragen, wie lange er „vor dem Computer sitzt“, ist nun genauso sinnfrei, wie zu fragen wie lange jemand täglich Strom benutzt (was ehemals eben durchaus eine normale Frage sein konnte).
2011-09-27 um 4:08 pm
doc1971
Gelungener Artikel. Genau so sehe ich das auch, die Fragen waren viel zu allgemein und (wie bei Umfragen die ein bestimmtes Ergebnis zeigen sollen leider üblich) suggestiv formuliert. Sie bezieht sich nicht auf die heutige Flatrate-Nutzung, in der das Netz im Hintergrund immer zur Verfügung steht.
Die müssen endlich auch mal begreifen, dass das Internet *Trägermedium* für alle möglichen Dienste ist. Ohne Internet würde man Inhalte über ein anderes Trägermedium konsumieren. Das Problem von übertriebenem Konsum besteht schon seit es TV & Bücher gibt. Bevor es das Internet gab hat man bspw. 1-2 Std. am Abend Filme angeschaut, 30 Min. Zeitungen gelesen, telefoniert, stundenlang Radio gehört, Unterhaltungssendungen, Dokus, Nachrichten im TV angesehen, ein paar Seiten eines Buches gelesen – ebenso eine Menge Zeitaufwand und Suchtpotential.
Heute bietet uns das Netz eben alles unter einem Dach. Schon allein deshalb ist es logisch, dass man diese Zeit stattdessen „im“ Netz verbringt. Man geht quasi in den großen Supermarkt, wo man alles bekommt, statt in viele Tante Emma-Läden.
Die interessante Frage wäre gewesen, wieviel Zeit von den 560.000 Internet-„Süchtigen“ auf der anderen Seite durch geringeren Konsum der alten Medien eingespart und somit ausgeglichen wurde. Doch das blieb in der Studie leider komplett unerwähnt (die GEGENRECHNUNG fehlt).
Vor allem ist die neue soziale Interaktion durch das Internet ein großer Gewinn. Chat- und Forendiskussionen schaffen es sogar, Menschen zu sozialisieren die im RL bislang nur schwer zu packen waren. Warum also werden hierzulande ständig und geradezu kleinlich immer nur irgendwelche potentiellen Risiken hervorgehoben, so dass die Vorteile und die neuen Möglichkeiten kaum noch wahrgenommen werden? Was soll diese Studie überhaupt beweisen?-Dass ein übertriebener Medienkonsum auf die Dauer nicht gesund ist, sollte ohnehin den meisten klar sein. Das war aber damals ohne das Netz auch nicht anders.
Gruß vom
Doc
p.s. Die „Cyber-Mobbing“-Studie der TK ist mindestens genauso irreführend. Da wurden Prozente für Fragen die die gleiche Person betreffen unzulässig addiert, um auf ein möglichst schockierendes Ergebnis zu kommen. Internet- und Handy(!)nutzung wurden nicht getrennt abgefragt, dennoch wurde am Ende alles nur auf das Internet bezogen (wegen dem Wortteil „Cyber“). Kleinigkeiten, die gar nichts damit zu tun haben wurden als Mobbing gewertet. Am Ende lautete die Schlagzeile in Presse & TV (SAT1 Lobo vs. Lenßen) grob irreführend, jeder Dritte wäre bereits „Cyber-Mobbing-Opfer via Internet“. Nach Analyse einer detaillierten Version der Studie ist das kompletter Unsinn (lediglich 6% hatten überhaupt negative Erfahrungen im Internet gemacht, wie an anderer Stelle der Studie zu lesen ist). Wer sich dafür interessiert, der kann meine kleine Analyse der TK-Studie unter Doc1971+Cyber-Mobbing ergoogeln.
2011-09-27 um 5:42 pm
cheezborger
Falls sich jemand für eine genauere methodische auseinandersetzung mit der „studie“ interessiert möge er einen Blick in meinen blog werfen
2011-09-27 um 9:16 pm
Astucian
Die TAZ hat dazu einen Beitrag mit ähnlichem Tenor verfasst: „Die neue Sucht heißt Leben“
https://www.taz.de/Studie-sieht-halbe-Million-Internetsuechtige/!78875/
2011-09-28 um 11:52 am
mike
Find die Studie suuuper…! Ist doch interessant, was da immer wieder neues rauskommt…fernsehsüchtig, handysüchtig, internetsüchtig…hauptsache sie machen sich Arbeit…
2011-09-28 um 1:53 pm
Markus
Ich finde solche Studien wichtig um mal sich selber zu kontrollieren.
Sucht, ist ja übertragen gesehen, dass man mit etwas nur schwer aufhören kann und negativ behaftet.
Viele D-Visitors nutzen das Netz zur Unterhaltung, fürs Ego, zum spielen und mehr nicht. Da werden die Probleme ausgeblendet. Facebook muss ständig abgerufen werden, Termine richten sich danach, dass auf der „Farm“ die Ernte fertig ist. Wurde mein Beitrag kommentiert, hat xy mich endlich wieder angestupst… Solche Leute schaffen es nicht, mal 30 am Stück zu arbeiten, weil immer mal wieder zwischendurch was anderes gemacht werden MUSS!!!
Leute die ihr RL nicht mit dem Inet bereichern. (Bei monotonen Aufgaben nebenbei die Lieblingsenung am Laptop sehen usw.) sondern ihr echtes Leben wegen Programmen und Tools einschränken, haben echte Probleme. DA muss angesetzt und geforscht werden. Die Leute müssen lernen das Netz und die Programme zu nutzen um einen positiven Effekt daraus zu erhalten und nicht um Zeit tot zu schlagen und vor den Problemen zu flüchten.
Deswegen, solche Studien in den Medien regen zumindest das Reden über das Thema an.