Dieser Artikel ist subjektiv und erfahrungsgefärbt. Bitte erwartet keine Objetivität sondern nehmt zur Kenntnis, dass es lediglich ein Debattenbeitrag einer einzelnen Person ist, der keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt.
Ist die das Begriff der Friendzone frauenfeindlich? Dieser Frage stellt Paula in ihrem Blog. Dabei fällt ihr Ergebnis als ein klares „ja“ aus. Doch ist ein solcher Schluss gerechtfertigt? Ich schätze die Autorin anhand ihres Blog als eine ein, die dem klassischen Feminismus durchaus positiv gegenüber steht. Zumindest die Tagwolke und das Vokabular des Artikels erwecken bei mir diesen Eindruck. Und hier glaube ich, wird ihr Schluss ihren eigenen Zielen nicht gerecht.
Vielleicht nochmal von Anfang: Was ist überhaupt die Friendzone. Unter diesem Phänomen wird eine Situation verstanden, in der ein Mann – typischerweise wenig erfahren in Beziehungsdingen – romantische Gefühle für eine Frau hat, diese aber lediglich eine platonische Beziehung will. Aus dieser Situation entwickelt sich die Beziehung typischerweise nicht mehr weiter, insbesondere bleiben die romantischen Gefühle des Mannes unerwidert. Der Mann »sitzt in der Friendzone fest«. Nun steht der Mann vor zwei Optionen: Entweder er akzeptiert die freundschaftliche Beziehung oder er bricht sie ganz ab. Da es aber alles andere als einfach ist eine Person, die man liebt aus seinem Leben zu streichen, landet er häufig bei ersterem.
Soweit das Klischee. Denn wir müssen ehrlich sein, das ganze ist Teil eines größeren Problems. Auch gibt es solche Fälle und ähnliche genau umgekehrt und/oder in nicht-hetero-Beziehungen. Im sozialen Umfeld von uns Nerds – und als solcher will ich heute schreiben – ist dennoch der geschilderte Fall wohl der häufigste. Zumindest unter einigen Piraten haben wir rausgefunden, dass der Stereotyp vom Beziehungstolpatsch Nerd nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Ich kann nur aus meiner eigenen subjektiven Sicht sprechen. Aus diesem Grund wollen wir uns hier einfach mal auf den geschilderten »Mann-liebt-Frau«-Sachverhalt konzentrieren, die andern mögen es mir verzeihen.
Eigentlich klingt die Friendzone wie das übliche menschliche Gefühlschaos. Auf der sachlichen Ebene scheint alles klar, der kleinste gemeinsame Nenner ist die Freundschaft und das macht man dann. Leider spielt die emotionale Ebene mit der sachlichen einfach nicht mit. Der Mann kann seine Gefühle nicht einfach per Knopfdruck von sexuell auf platonisch umschalten. Und so ist es kaum möglich, dass eine klassische, »echte« Freundschaft entsteht.
Stattdessen befindet sich die Frau in einer Machtposition, der Mann in einer (emotionalen) Abhängigkeitsposition. Bewusst oder unbewusst nutzt die Frau den Mann dabei häufig aus. Die Frau sieht dies meist nicht. Denn auch wenn es normal ist sich bei einem echten platonischen Freund darüber auszuheulen, wie doof der aktuelle Partner ist, trifft dies einen Friendzone-Freund tief ins Mark. Auch wenn die Frau einen echten Freund auch mit Hundeblick, Kopfkraulen und Umarmungen zu einem Gefallen überredet, wirkt dies auf einen Friendzone-Freund ganz anders. Auf diese Weise bringt die Frau den Mann dazu Dinge zu tun, die er vielleicht für einen Freund nicht tun würde. Schlimmer noch, die gemischten Signale bringen den Gefühlshaushalt endgültig durcheinander. Der Mann bildet sich Chancen auf eine sexuelle Beziehung ein. Er glaubt der Friendzone entkommen zu können, was aber meist ein Irrglaube ist.
Dies ist kein haltbarer Zustand, die Spannung in der Beziehung wird irgendwann zu groß werden. Und spätestens wenn der Faden reißt, wird die Situation auch für die Frau nicht sonderlich angenehm. Ich verstehe, dass eine Frau sich nicht sonderlich gut dabei fühlt, wenn bei ihr der Eindruck entsteht, der Mann verlangt Sex als Gegenleistung für seine Gefälligkeiten. Wer das tut, der verlangt im wesentlichen nicht anderes als Prostitution von der Frau[1].
Und deswegen will ich hier noch einmal klar stellen: Die Frau ist keine böse Hexe, die den Mann einfach nur zu ihrem eigenen Vorteil ausblutet. Wie Julia richtig feststellt ist sie auch das Opfer von Rollenbildern und Klischees.
Dennoch stellt sich die Frage wie man mit dem Friendzone-Phänomen umgehen soll. Wie bei jedem Missstand gibt es hier zwei Ansätze: sich anpassen oder den Zustand bekämpfen. In meinem Nerdleben habe ich fast immer die erste Variante gewählt und so ist auch mein Umgang mit dem Problem heute. Ich sage meinen Freunden, die in der Friendzone festhängen klipp und klar, dass sie sich keine Hoffnungen machen brauchen, dass sie sich nicht ausnutzen lassen sollen und dass sie selbstin der Hand haben die Situation zu ändern, wenn sie nur das machen was nötig ist. Von meinem persönlichen Standpunkt aus, kann ich also der Autorin des eingangs verlinkten Blogs nur zustimmen.
Wenn wir nun aber davon ausgehen, dass sich die Autorin als Feministin sieht (sie verwendet zumindest den feministischen Kampfbegriff „Mansplaining“) sieht die Sache ganz anders aus. Der Feminismus™ hat sich nicht zum Ziel gesetzt sich den Missständen anzupassen, sondern sie zu bekämpfen. Auf den Hinweis Frauen sollen doch aggressiver verhandeln, wenn sie mehr Geld wollen, kommt die Forderung, dass sie auch mit defensivem Verhalten genauso viel verdienen müssen. Auf den Hinweis Frauen sollen sich nicht aufreizend anziehen um nicht vergewaltigt zu werden (so haltlos der auch ist), kommt die Forderung man solle gefälligst Vergewaltigung bekämpfen.
Auch wird von Feministen immer wieder betont, dass niemand den Betroffenen von Missständen ihre Gefühle absprechen kann, sondern dass die ein Recht haben anerkannt zu werden. Wenn ich beim Reißen sexisitischer Witze die Gefühle von Frauen respektieren soll, wieso haben dann Männer in der Friendzone kein Anrecht darauf, dass ihre Gefühle respektiert werden?
Was also soll die Frau machen um den klassischen feministischen Idealen gerecht zu werden? Sollen sie sich ihren Friendzone-Freunden sexuell zur Verfügung stellen? Natürlich nicht. Es muss auch keine Frau auf Freundschaften zu Männern verzichten und es erwartet auch niemand, dass sie plötzlich Gedanken lesen können (auch wenn einige Feministinnen dies anscheinend von Männern erwarten). Alles was ihr tun müsst liebe Frauen ist folgedes: Wenn ihr glaubt ein platonischer Freund ist in euch verliebt, wenn ihr es vielleicht sogar wisst weil er es euch gestanden hat, dann akzeptiert diese Gefühle. Wer Rücksicht auf die eigenen Gefühle verlangt, muss auch Rücksicht auf andere nehmen. Und das heißt hier unter anderen: Kotzt euch nicht bei ihm über euren Freund/Ehemann/One-Night-Stand aus, flirtet nicht mit ihm, wenn ihr was von ihm wollt und kommuniziert euer nein klar und deutlich und verklausuliert es bitte nicht in Sätzen wie „Du bist zu gut für mich“ oder „Du bist ein perfekter Mann, aber ich steh nunmal auf Arschlöcher“, redet euch nicht mit Sprüchen wie „Ich bin noch nicht bereit für eine Beziehung“ heraus und achtet darauf danach nichts zu kommunizieren was den Eindruck erwecken könnte ihr hättet eure Meinung geändert. Ihr müsst dabei nicht perfekt sein, aber versucht es wenigstens. Mehr verlangt niemand. Und das gilt übrigens auch für alle Männer und sonstigen Geschlechter da draußen.
[1] Nichts gegen Prosituierte.
17 Kommentare
2012-01-13 um 9:51 am
kt
Why men and women can’t be friends
2012-01-13 um 10:03 am
Sam Fischer
Wer offen mit seinen Gefühlen ist, der wird nie in so eine missliche Lage kommen. Wer das nicht kann sollte eine Therapie machen und sich selbst ändern, anstatt Gott und die Welt anzuflehen, dass die sich ändern sollen.
2012-01-13 um 10:06 am
Kim
„redet euch mit Sprüchen wie „Ich bin noch nicht bereit für eine Beziehung“ heraus“
-aah, noch nicht, vielleicht gibt es Hoffnung!
2012-01-13 um 10:31 am
Andi
Fuck, da sollte auch ein NICHT stehen 😀 Das hat den Kontext total verissen sorry
2012-01-13 um 10:21 am
Paul
Ich habe weder den Text noch nicht ganz durchgelesen, noch mich mit dem Artikel auf den Bezug genommen wird befasst, aber ich denke folgendes aus dem twoxchromosomes-Subreddit wird trotzdem interessant sein.
Es erklärt die Friendzone anders — und meiner Erfahrung nach deutlich akkurater — als das klassische „der Kerl würde gern aber die Frau will nich“, wo man sich zurecht fragt, warum das so ein großes Ding ist:
„I’m going to do a bit of an effortpost about the friendzone, because no-one seems to know what it is.
„Friend zone“ describes the way most women stop seeing a male friend as dating material after a certain amount of time has passed, even though she might have begun dating them had he acted differently when they first met
Say there is a man called John of average attractiveness and a woman called Mary. John meets Mary. Mary thinks „This guy seems nice. He’s quite funny and reasonably good looking“. John doesn’t ask Mary out, but they see each other at social functions. After a while, Mary stops seeing John as a nice guy who is quite funny and reasonably good looking, and just sees him as My Friend John. But oh no! John realizes he’s secretly madly in love with Mary and begins trying to hang out with her more and more. Because John loves Mary, he stops behaving reasonably and starts doing anything just to spend time with her and help her out. Eventually, he summons his courage and confesses his love for her. But Mary just feels uncomfortable and confused. She doesn’t want to lose her friend, and she feels pressured by his feelings for her. To be honest, John’s been a little needy and pathetic lately, hanging on her every word and catering to her every whim, and that’s not really very sexy. And after all she’s not really attracted to him because he’s just My Friend John.
That’s being friendzoned. John had a chance when they first met but he fucked it up by not doing anything about it. When he finally got his act together, the friendship that developed actively interfered with his potential of getting Mary to go on a date with him.
FAQ
Q: But if Mary liked John, she’ll give him a chance despite the friendship, so what’s the problem?
A: If Mary really, really likes John, this might be the case. But it’s far more common, she kind of liked him when they first met, but not enough to hit on him or really care that much one way or the other. What little attraction there was has been whittled away.
Q: But what if Mary wasn’t attracted to John in the first place, even a little?
A: This is the real head-fuckery of the friendzone. That may have been the case, but John will never, ever know. From his perspective, that knowledge has simply ceased to exist, because Mary isn’t going to tell him „maybe I would have gone out with you when we first met, but it’s too late now“ (because she isn’t a total bitch and doesn’t want to fuck with his head). Herein lies the awesome power of the friendzone to make John feel like a frustrated piece of shit; he’ll never know if he had a shot
Q: If John likes Mary, why can’t he be happy just being friends?
A: Have you ever tried being friends with someone you are in love with / desperately want to fuck? It’s a really unhealthy relationship dynamic. Friendships are tricky when the power balance is off, and A loves B but B does not love A is a pretty messed up power balance (this is why John often feels exploited, even if Mary is perfectly nice and doesn’t knowingly take advantage). And because John feels like the friendship may be the very thing that stops Mary even considering if she really wants to date him, continuing it is like a daily reminder of how badly he’s fucked things up
Q: So men and women can’t be friends?
A: Of course they can. They can be friends if:
i) they don’t want to fuck each other, or
ii) they both want to fuck each other (fwb), or
iii) one wants to fuck the other and makes this intention known early on. Early rejection = easy to get over, move on, build a friendship with both parties knowing where they stand. John isn’t secretly thinking to himself „I wonder if deep down Mary loves me too“ or „I wonder if Mary would have been my girlfriend if I hadn’t been such a little bitch“ or whatever. He knows Mary doesn’t want to fuck him, he can move on
Q: So Mary friendzones John?
A: Lexically, it would make more sense to say John friendzoned himself. The central lesson here is that if you make your intentions known at the beginning of a relationship, it is impossible to be friendzoned. It simply cannot happen. If John meets Mary and says „hey you’re really cute, let’s go for a date“ and Mary says „no thanks, but we can be friends if you want“, John isn’t in the friendzone. He’s just been rejected. Totally different thing. Remember, it’s only the friend zone if the friendship is the thing that stops Mary dating John. In this case, she just isn’t in to him
Q: Why is it always guys complaining about being friendzoned, and not girls? Surely this can happen to anyone?
A: Lots of reasons. Cultural gender norms dictate guys are responsible for asking girls out on dates. If John is a girl and Mary is a guy, John is more likely to just assume Mary doesn’t like him, rather than feel responsible for not asking her out. Also, attitudes to sex are different. If a guy’s female friend expresses a wish to fuck him, he is more likely to go along with it than vice versa, assuming equivalent attraction levels between scenarios. Also, crucially, the degree to which a hetero woman finds a man attractive depends much more on personality and contextual factors than the other way around, so her attraction level for him is much more likely to be reduced by building a friendship. But of course, this is all generalized/stereotypical observation, so it’s perfectly possible for girls to get friendzoned too (especially if they „confess their love“ rather than say „fancy a fuck“). It’s just less comon
Q: What about guys that pretend to be a woman’s friend in order to get close to her and fuck her?
A: They’re not in the friend zone. They are in the I’m-a-fucking-creep zone. The friend zone is something that guys generally fall into by not acting, not something they sneak into. I suppose that technically a creep may be friendzoned if a woman might have dated him had he taken a more conventional approach to asking her out, but this is unlikely because, let’s face it, he’s a fucking creep
Q: Gee, I think I’m in the friend zone! How do I get out?
A: Sadly, the only real option is to resign yourself to the idea you’re never, ever, ever going to get with the person whose friend zone you’re in. Then, end, or at least substantially dial down the friendship and spend much less time with the person. After a long time you will begin to feel normal again. Added bonus: if, after many years, you finally manage to shed yourself of any last shred of attraction for the person, they will at last realize what a great person you are and suddenly become interested in dating you (protip: this is the only way for this to happen, and cannot be faked).
Anyway, seeing as how old this thread is, probably no-one will read this, but that’s the friendzone. It’s not something that women do to men, it’s just something that happens as a result of way in which men and women interact these days. While it’s great that gender roles are less forcefully prescribed than in the past, one of the (few) annoying side effects is that gender relations are much more confusing. Have you even been for a drink with someone and suddenly thought „Oh shit, is this a date?! Does he think this is a date?“ That kind of ambiguity is what leads to the friend zone.“
(Quelle: http://www.reddit.com/r/TwoXChromosomes/comments/o01v8/what_i_think_when_someone_talks_about_friendzoning/c3denue
Die weitere Diskussion dazu ist auch durchaus interessant, auch wenn da leider schon einige wichtige Posts gelöscht sind.)
2012-01-13 um 10:42 am
Andi
Der Text ist gut, vermischt aber das was ich als „Nice-Guy“-Phänomen betrachten würde mit dem „Friendzone“-Phänomen. Da gibts sicher durchaus interpendenzen. Aber gut, ist sicher auch Definitionsfrage.
2012-01-13 um 11:16 am
Paul
Der Text trifft halt ziemlich genau auf Situationen in meiner Vergangenheit zu und ich sehe mich nicht als besonders schüchtern oder zurückhaltend.
Mein Problem war nicht, ihr zu sagen dass ich mich für sie interessiere, sondern eher die extrem gemischten Signale, die ich bekommen habe, zusammen mit meinem Nerd-in-der-Pubertät-typischen Selbstwertgefühlproblemen. Allerdings hatte sie auch leicht Asperger.
Der Begriff head-fuckery passt da ziemlich gut, das kann einen ziemlich fertig machen.
Was ich noch vergessen hatte (KOMMENTARFUNKTION! Y U NO LET ME EDIT!): Es ist irgendwie sehr seltsam, daraus irgendetwas feministisches zu machen, so als ob solche Probleme nur von Männern kommen. Das kann Frauen genauso passieren wie Männern, nur dass es da Tendenzen einen Fuckbuddy-Zone gibt, wo der Mann keine Lust auf eine Beziehung hat und die Frau versucht über ihren Körper an ihn ranzukommen. Beides ist bis auf die Gesellschaftlichen Rollenzuordnungen (die ja auch nicht so besonders viel mit Feminismus zu tun haben, sondern ein allgemeines Problem ist) ziemlich genau das selbe Problem.
2012-01-13 um 10:35 am
Maik
Hallöchen!
Also ich bin auf deinen Blog gestoßen und musste dann erstmal Paulas lesen. Den finde ich übrigens, nachdem die Emotionalität zu Beginn verflogen war, ganz gut und richtig.
Daher ist es nur logisch, dass ich deinen Beitrag nicht so ertragreich finde. Paula hat Recht: Wer unglücklich verliebt ist muss auf sich selbst achten. Nicht die angebetete Person ist schuldig, dass es der anbetenden Person schlecht geht. Genau genommen ist niemand Schuld. Aber die Anbetende kann die eigenen Schmerzen lindern, indem sie der Angebeteten aus dem Weg geht. Du erwiderst, dass das ja nicht so einfach ist, denn schließlich will man ja in der Nähe der Angebeteten sein. Aber anders funktioniert es halt nicht. Und es wäre auch ganz egal, wenn sie beide noch sehen und die Angebetete erzählt der Anbetenden nichts mehr von ihren Männergeschichten. Da muss ich dir den Zahn ziehen und ich denke, das weiß du selbst genau so gut. Jede Sekunde in der Nähe der Angebeteten ist zugleich Glücksgefühl und Trauer. Verblendet vom Verliebtsein begeben sich viele dann viel zu oft in diese Situation. Andere sind da schlauer und unterlassen das. Auch wenns weh tut. Musst dir nur überlegen, was länger weh tut. Ich vermute, bei den Meisten hört der Schmerz schneller auf, wenn man die Nähe der Angebeteten verlässt.
Der Vorwurf, dass die Frauen dann noch mit euch Nerds weiterflirten, ist mir zu subjektiv. Ihr begreift euch als Nerds – warum? Ich vermute ein Grund dafür ist, dass ihr nicht gerade gut im Umgang mit sozialen Situationen seid. Überraschung: Das Interpretieren weiblicher (menschlicher) Verhaltensweisen gehört genau so dazu! Kann es also nicht vielleicht sein, dass ihr etwas als Flirt interpretiert, was kein Flirt ist? Dazu braucht man ein wenig soziale Erfahrung. Wenn ich das richtig verstehe, sprecht ihr Nerds euch die ja selbst ab.
Und die „Ausreden“ sind in Wahrheit keine Ausreden, auch wenn sie euch so vorkommen. Das sind sensiblere Varianten von „eigentlich finde ich dich häßlich“ oder „Du hast mir zu viele Pickel“ oder sanfter „Ich kann mir nicht vorstellen mich in dich zu verlieben“. Wollt ihr sowas hören? Vielleicht würden diese klaren Ansagen mehr helfen. Aber die Angebetete will die Gefühle ihres Gegenüber dann doch nicht so stark mit Füßen treten. Sie meint es also nur gut mit ihm.
Ich glaube viele Männer machen derartige Situationen durch, wie du sie beschreibst. Dazu muss man kein „Nerd“ sein. Ich kenne das genau so. Da hilft aber nur, in sich zu kehren und zu überlegen, woran es wirklich liegt. Lieber mal die Meinung von 1-2 anderen Mädels einholen zu diesem Thema und schauen, was die sagen. Die sollten dann aber bitte auch Klartext reden, wenn man schon fragt.
Grüße,
Maik
2012-01-13 um 10:46 am
Andi
Jetzt laufen wir recht weit weg vom Thema des Blogposts. Ich geb dir ja recht (außer mit dem 1-2 andere Mädels fragen. Bad Idea IMHO, lieber 1-2 andere Kerle fragen ^^), aber eine Feministin müsste IMHO halt anders denken. Das ist die These.
2012-01-16 um 7:19 pm
Maik
Wieso müsste eine Feministin anders denken? Da musst du vorsichtig sein und niemanden in eine Schublade stecken. Es gibt die verrücktesten Mischungen von Meinungen innerhalb ein und der Selben Person. Jedenfalls auf den ersten Blick verrückt.
Und ich sehe in dem Artikel von Paula rein gar nichts feministisches. Betrachte den Artikel als das, was er ist: als einen Artikel von einer Frau, die da gewisse Erfahrungen mit der sog. Friendzone gemacht hat und ihre Meinung zu Leuten preisgibt, die sich über die sog. Friendzone beschweren. Daran ist erstmal noch nichts feministisch. Anderfalls müsste ich dir Maskulinismus vorwerfen. Aber auch davon bin ich weit entfernt.
2012-01-13 um 11:16 am
Johannes
Interessanter Artikel! Ich hab selbst mal in der Lage gesteckt und beobachte dieses Phänomen schon eine Weile.
Meiner Meinung nach wird, auch bei Paula, der Begriff der Friendzone und der des Nice Guy zu häufig zusammengeworfen. Deshalb kann ich auch deiner Definition hier nicht ganz zustimmen.
Die Friend Zone ist erstmal wertfrei das Frauen unterstellte Konzept, Männer permanent als potentielle Liebhaber auszuschliessen. Das Schlüsselwort hier ist permanent, weil jeder Mensch das natürlich bis zu einem Gewissen Grad machen muss. Die These daran ist also, dass Männer aus dieser Zone nicht mehr herauskommen weil jede noch so romantische Handlung von den Frauen nicht als solche interpretiert wird.
Das kann man wissenschaftlich leider nicht operationalisieren, ich kann mir aber schon vorstellen, dass die normalen Grenzen zwischen potentiellen Sexualpartnern und platonischen Freunden bei Männern durchlässiger sind und das deshalb so interpretiert wird.
Interessanterweise ist das Konzept des Friendzoning schon bei Ovid in den Ars Amatoria zu betrachten. Das ist also wirklich eine seeeehr alte Institution.
Der Nice Guy, also das hier beschriebene Phänomen, kommt zustande wenn ein Mann in der Friendzone steckt, aber von der Frau Signale erhält, die er als romantische Zuneigung erkennt. Das hat meiner Ansicht nach mit dem Problem zu tun, dass romantisch unerfahrene Männer Romantik in der Literatur für zu voll nehmen. Die hat natürlich mit der Realität wenig zu tun, sieht aber einfach viel zu sehr wie das aus, was Frauen mit ihnen machen.
Beispielsweise wird die Frau ihm beständig versichern, dass sie sich einen Freund wünsche, der so sei wie er oder sie sucht körperliche Nähe (Umarmungen, Schmusen etc.)
Von diesen Lobpreisungen kommt ja letztlich auch der Name „You are such a nice guy!“
Sie macht das unreflektiert weil sie ihren männlichen Freund wie eine weibliche Freundin behandelt, er kann diese Signale aber nicht auf diese Weise deuten.
Ich halte die Friendzone für nicht abschaffbar, deine Strategien für die Verminderung des Nice Guy Syndroms können aber durchaus funktionieren wenn die Frauen das denn bemerken. Mein Rat an Frauen wäre es, das Verhalten ihrer männlichen besten Freunde (und wirklich aller!) einmal kritisch zu hinterfragen.
2012-01-13 um 11:41 am
Maith
Guter Artikel, wunderbare Kommentare!
2012-01-13 um 1:56 pm
achim
die art und weise, wie paula die gefühle andrer mit ratio beseite zu wischen versucht, erinnert mich an die, die über menschen mit depressionen sagen „die sollen sich nicht so anstellen“
irgendwie empathielos
2012-01-13 um 10:02 pm
pft
2012-01-14 um 3:07 am
batteur
Gut situierte Prosituierte? Zum Wohl! 😉
2012-01-16 um 12:16 am
Christian - Alles Evolution
Gefällt mir wesentlich besser als die feministischen Texte von Paula und Co. Weil da einfach die Position nicht verstanden wurde und es simple ein „Wie kann er es wagen ihre Position der bloßen Freundschaft nicht bedingungslos zu akzeptieren“ ist.
Ich habe auch was zur Friendzone und den Artikeln dazu geschrieben Wie vermeidet man die Friendzone?“
2012-06-29 um 1:19 am
harry
„WIE LEBE ICH DEN ANTISEXISMUS 101“ (Der Leitfaden für sinnvolle anti-sexisistische Internet-Diskussion)
Du hast Dich in die einschlägige Feminismus-Literatur eingelesen? Du hast einige Gender-Studies Seminare besucht? Du bist mittlerweile sensibilisiert und Deine Augen wurden geöffnet, so dass Du den permanenten Sexismus überall auf Anhieb sehen kannst?
Das ist wunderbar! Dann ist es jetzt an der Zeit, den Kampf gegen Blau und Rosa in die Welt hinauszutragen!
Es ist kinderleicht mit dem bewährten „21 Schritte Plan“!
Schritt 1:
Finde einen Stein des Anstoßes. Tippe bei Google „Blog“ und „sexistisch“ ein. Lass Dir Ergebnisse anzeigen, die höchstens eine Woche alt sind. Du wirst sicher etwas finden. Eine aktuelle sexistische Werbekampagne oder ein sexistisches Musikvideo.
Schritt 2:
Schau Dir das sexistische Machwerk an. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten
– Du fühlst Dich tatsächlich unwohl beim Anblick des Bildes/Videos. Es könnten Dir Gedanken kommen wie „vielleicht ist es nur mein persönlicher Geschmack, dass ich es nicht mag“. VERDRÄNGE DIESE GEDANKEN SOFORT! Sobald Du Dich unangenehm fühlst, MUSS es am sexistischen Inhalt liegen, denn Du bist schließlich dahingehend sensibilisiert.
– Du fühlst Dich nicht angegriffen von dem Bild/Video. Analysiere dann so lange und interpretiere solange daran herum und hinein, bis Dein Ekel geweckt ist und Du das volle Ausmaß des männlichen Machotums darin abgebildet siehst. Das Zauberwort heißt „Details“, Watson. Du merkst, dass Du richtig konstruiert hast, wenn Du sagen kannst „Daran hat der Erschaffer des Werkes sicher nicht gedacht.“ Dann ist es tiefgehend genug. Vergiss nicht, die sprachliche Komponente bis ins Tausendstel zu analysieren!
Schritt 3:
Suche eine dazugehörige Forumsdiskussion. Die gibt es eigentlich immer. Melde Dich dazu sofort in dem jeweiligen Forum an, und fühle Dich, als wärst Du dort schon seit Jahren zuhaus.
Schritt 4:
Überfliege die Beiträge in dem Thread. Überfliegen solltest Du bitte wörtlich nehmen und Dich dabei an einem Jumbo Jet orientieren. Der fliegt sehr schnell und sehr hoch. Genaues Lesen der Beiträge wäre sowieso nicht gut. Am Ende würdest Du der Illusion erliegen, es wäre tatsächlich Diskussionsbereitschaft da.
Schritt 5:
Lese die Forenregeln und suche nach einem Paragraphen, in dem Sexismus vorkommt. Dort könnte z.B stehen „ Politische, sexistische, rassistische oder anderweitig anstößige Parolen, Texte, Nicknames, Avatare, Bilder und Links sind verboten.“
Jetzt ist es sehr wichtig, dass Du das richtig interpretierst. Man könnte ja meinen, es sei vielleicht nur eine Aufforderung an die User, sich anständig zu verhalten.
Falsch! Interpretiere es folgendermaßen: „ Die Moderatoren sind Experten in allen Fragen des Sexismus, verfügen über ein enormes Hintergrundwissen zu dem Thema und leben den Kampf gegen den Sexismus mit Feuereifer.“
Schritt 6:
Klasse! Du hast es bis hierher geschafft und kannst jetzt Deinen ersten Beitrag in dem Thread schreiben. Da Du die Forenregeln kennst, tust Du jetzt einfach mal irgendwas fordern. Ja, FORDERN! Das ist immer ein guter Einstieg. Fordere eine ausführliche Erklärung der Moderation oder des Boardbetreibers oder fordere Löschung oder fordere ein strikteres Vorgehen. Hauptsache Fordern! Denke an Schritt 3! Du hast Dich extra dafür im Forum angemeldet, also hast Du auch bestimmte Vorzugsrechte.
Schritt 7:
Ignoriere die Antworten auf Deine Forderung.
Beschwere Dich über mangelnde Kritikfähigkeit des Erstellers und/ oder der Moderatoren. Beschwere Dich darüber, dass andere Meinungen (i.c. Deine) nicht zugelassen werden. (Verdränge dabei den Gedanken: „Mir wird doch eine Plattform gegeben, um mich zu äußern.!“)
Schritt 8:
Dein nächster Beitrag! Schreibe „Hier scheint sowieso die Meinung XY vorzuherrschen.“
Die Meinung XY musst Du halt noch formulieren. Nimm dabei aber NICHT die tatsächliche Meinung, die Du beim Überfliegen des Threads wahrgenommen hast, sondern projiziere Deine Vorurteile und den ganzen Sexismus, den Du erlebt hast, sowie Dein Männerbild, um diese Meinung zu formulieren. Das was Du erlebt und gelesen hast, steht sicher auch bis jetzt so in dem Thread.
Schritt 9:
Lese Deinen Beitrag nochmal durch. Lese genau die Meinung XY, die vorherrscht, durch und rege Dich darüber auf, dass diese Meinung vorherrscht. Steigere Dich richtig rein! Du brauchst diese Aggression, um diskutieren zu können.
Schritt 10:
Die Aggression auf der Gegenseite fängt an zu brodeln. Die anderen Diskussionsteilnehmer ärgern sich, weil Ihnen etwas vorgeworfen wird. Das ist gut! Ein Stierkampf ist langweilig, wenn der Stier keine Lust hat. Ohne ein bißchen Öl ins Feuer zu gießen, macht der Kampf keinen Spaß. Tue aber so, als hätten sie keinen Grund, sich aufzuregen! (Das ist wichtig! Schließlich haben sie ja auch keinen Grund, sich aufzuregen).
Schritt 11:
Vergleiche die Machtstrukturen der Gesellschaft mit den Strukturen des Forums. Schreibe irgendwas von „weißen Männlichen“. Am besten nimmst Du das englische „whitemale“ und „supremacy“. Blende dabei aus, dass das in der amerikanischen Literatur mehr Sinn macht als in einem deutschen Forum. Verwende auch unbedingt den Begriff „Rape Culture“. Unbedingt! Auch wenn er Dir selber irgendwie doof vorkommt. Sage so oft „Rape Culture“ vor Dich hin, bis Du denkst, dass es irgendwie Sinn macht.
Schritt 12:
Auch wenn die Qualität des Bildes oder Videos eigentlich nicht zur Diskussion gehört, MUSST Du mindestens in einem Nebensatz erwähnen, wie schlecht es ist.
Du zeigst damit: „Das Ding ist so schlecht, dass die Aufwertung für die breite Masse nur über sexistische Darstellung funktioniert.“
Damit hast Du quasi NOCH EINEN BEWEIS, dass das Bild/Video sexistisch ist. Logisch konstruiert!
Wenn es sich um Werbung handelt, dann sag Dir, DU bist Werbeexperte. Ist doch nur ein bißchen Kreativität und Photoshop. Also erwähne, dass es schlecht gemacht ist. Wenn es sich um ein Musikvideo handelt, bist Du genauso Experte. Was ist bei so einem Video schon dabei? Bißchen Darsteller und Location und Kulisse mieten, fertig. Mainstream Musik hat sowieso keinen Anspruch. Verdränge den Gedanken, dass der Komponist vielleicht ein wirklich guter Musiker ist, der Ben Hur Filmmusik in Variationen auf dem Klavier spielen kann, dass einem die Ohren schlackern.
Schritt 12:
Apropos Mainstream-Musik hat eh keinen Anspruch. Genau das kannst Du auf die Mehrheit der Diskussionsteilnehmer anwenden. Die Mehrheit hat IMMER Unrecht, und die Meinung Vereinzelter hat IMMER mehr Bedeutung. Wenn also jemand schreibt, „die Mehrheit stört sich nicht an dem Bild/Video“, dann weißt Du wiederum, dass Du richtig liegst.
Schreibe doch auch von der Mehrheit im dritten Reich. Ein guter Vergleich, um zu zeigen, dass die Mehrheit immer die Bösen sind.
Schritt 13:
Es wird immer wieder die Frage kommen „Was ist eigentlich Sexismus für Dich genau?“ Genauso „Was ist an dem Bild/Video denn eigentlich sexistisch?“ Lass Dich bloß nicht auf dieses Niveau herab! Da hilft nur Ignorieren. Wer Sexismus nicht selbst sofort erkennt, der ist sowieso völlig daneben.
Schritt 14:
Beschwere Dich über Vorurteile und Verallgemeinerungen. Behalte dabei aber IMMER im Kopf, dass DU das Sprachrohr für ALLE Frauen bist. Weil das so wichtig ist, hier nochmal wiederholt: „DU bist das Sprachrohr für ALLE Frauen.“ Wenn eine Frau nicht Deiner Meinung ist, dann liegt das daran, dass sie selber der chauvinistischen Gehirnwäsche erlegen ist.
Schritt 15:
Teile niemals Dein Wissen über Sexismus, sondern fordere die anderen auf, sich in einschlägige Literatur einzulesen. Pierre Bourdieu, Judith Butler… Sollte sowieso Pflichtlektüre sein. Ohne dieses Wissen KANN man nicht diskutieren.
Schritt 16:
Zitiere viel, denn das macht alles intensiver. Achte auf die goldene Grundregel beim Zitieren! „So kurz wie möglich!“ Zitiere also nie einen großen Teil des Textes, sondern immer nur kleine Ausschnitte. Du wirst merken, dass Du so einen neuen Sinn in diese Textpassagen hineinzaubern kannst, der Dein Anliegen noch verdeutlicht.
Schritt 17:
Antworte grundsätzlich nur auf wütende oder Dich angreifende Beiträge. Ignoriere Teilnehmer, die sachlich diskutieren wollen.
Schritt 18:
Es gibt eine Ausnahme. Wenn jemand sachlich ist und etwas behauptet, dann fordere von ihm oder ihr einen Beleg für die Behauptung. Bringt er oder sie tatsächlichen einen Beleg, dann ignoriere ihn danach einfach wieder und denke an Schritt 17. (Antworte nur auf Beiträge, die Dich angreifen).
Schritt 19:
Es lohnt sich nicht mehr zu diskutieren. Es kommt zu oft die Frage „Was genau ist denn jetzt daran sexistisch?“. So macht Diskutieren keinen Spaß.
Die Lösung heißt jetzt „Warten“. Warte so lange, bis jemand schreibt „Alle Emanzen sind hässlich“.
Das wird ganz sicher kommen. Es kommt immer! Ignoriere bis dahin ALLE anderen Beiträge!
Schritt 20:
Endlich hat einer geschrieben „Alle Emanzen sind hässlich“. Puh, dabei wurden die langweiligen Beiträge immer mehr.
Du kannst Dich jetzt auf den finalen großen Schritt vorbereiten! Sammle alle Deine Verachtung und Deine ganze Kraft! Der nächste Schritt wird sie alle umhauen und verblüffen! Das wird deine nuclear weapon.
Schritt 21:
Antworte auf den „Alle Emanzen sind hässlich“- Beitrag. Sage, dass Du es Dir ja hättest denken können und dass sich so das Diskutieren nicht lohnt. Beende diese Antwort mit dem Sahnehäubchen, dem Rundumschlag, dem most sophisticated Attack ever. Du wirst sie mit Verachtung strafen:
Schreibe: „Ich bin hier raus.“
Epilog:
Yeah, Du hast es geschafft! Du hast Dich gut geschlagen. Du stehst für Deine Sache ein.
Wende Dich jetzt etwas einfachem ohne Forendiskussion zu. Schreibe zum Beispiel einen Kommentar zu einem Buffy Comic und beschwere Dich, dass da Lesben mit langen Haaren dargestellt werden, obwohl alle Lesben, die Du kennst, die Haare kurz tragen.