Johnny Haeusler kritisiert auf Spreeblick einen meine liebsten Begriffe: Die Contentmafia. Während der Begriff in den Nullerjahren noch weit verbreitet war, wird er langsam aber sicher zurückgedrängt. Selbst in den PMs der Piratenpartei muss man schon dafür kämpfen ihn überhaupt noch benutzen zu dürfen. Ein Grund den Begriff nochmal genau zu definieren.
Eines Vorweg: Der Begriff der Contentmafia beschreibt nicht die Gesamtheit der Content-Industrie und dient damit auch nicht zur Diffamierung dieser. Die Content-Industrie besteht aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Gruppierungen, in der es wie auch überall anders gute Menschen und weniger gute Menschen gibt (was sich in diesem Fall auch auf Unternehmen anwenden lässt). Der Begriff der Contentmafia dient vielmehr der Abgrenzung.
Schauen wir mal, wie die Wikipedia den Begriff Mafia definiert:
Mafia (auch: Maffia) war ursprünglich die Bezeichnung für einen streng hierarchischen Geheimbund, der seine Macht durch Erpressung, Gewalt und politische Einflussnahme zu festigen und auszubauen versucht und seine Wurzeln im Sizilien des 19. Jahrhunderts hat.
Wesentliche Strukturen dieser Art gibt es im organisierten Verbrechen, weshalb der Begriff sich heute normalerweise auf selbiges bezieht. Ein ähnliches Vorgehen gibt es aber auch in einem bestimmten Teil der Content-Industrie. Dieser Teil arbeitet undurchsichtig und durchzieht mit seiner Einflussnahme verschiedenste Ebenen des Staates. Er betreibt massiven Lobbyismus um Gesetzentwürfe in eine bestimmte Richtung zu rücken, teils durch massiven finanziellen Einfluss.
Die Akteure dieser Gruppe entsenden Leute in Schlüsselpositionen der Regierung und beeinflussen hinter den Kulissen massiv internationale Verhandlungen wie ACTA. Sie gründen spezielle Subgruppen wie Dekteien oder die GVU, die dann von Behörden zur Ermittlungsarbeit herangezogen werden. Sie nutzen staatliche Gewalt um ihre Interessen zu vertreten und gehen dabei sprichtwörtlich über Leichen. Sie sind sich dabei nicht mal zu schade schlimmste Verbrechen zu instrumentalisieren.
Das ist der Teil der Content-Industrie, den ich bekämpfe und um den vom Rest zu unterscheiden gebe ich ihm den Namen Contentmafia.
7 Kommentare
2012-01-23 um 11:48 am
Diowlix
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2012-01-23 um 1:02 pm
Stereotyp666
Wärst du so frei näher auf die Firmen einzugehen, die sich in diesem Bereich einordnen lassen?
2012-01-23 um 2:14 pm
Carsten Edel
Hallo,
ich kann mir darunter insbesondere geldgierige Abmahnanwälte vorstellen, welche jeden Tag gut hunderte von Abmahnbriefen an gewöhnliche Endverbraucher schicken, die es selbst erst mal gar nicht begriffen haben, was sie nun alles im Internet falsch gemacht haben oder auf deren Anschluß gemacht wurde und nun mit tausenden Euro Strafe „Vergleichsangebot“ bedacht werden.
Dabei vernetzen sich diese Abmahnanwälte gegenseitig und schon wird ein riesen Geschäft daraus. Diese „Forderungen“ werden dann an Inkasso-Büros weiterverkauft, da diese genau wissen, dass gierig übertriebene Geschäft wird nicht mehr lange laufen, denn es beginnt der Widerstand der Massen an Geschädigten. (Neue Piratenwähler!)
Politische Macht reicht bis nach ganz oben, wer hat noch nicht Frau Merkels Lobby-Ansprache zum Urheberrecht „…ist kein Kavaliersdelikt…“ gehört? Wenn es aber dann darum geht, das „Geguttenbergt“ wurde, dann heißt das nur: „Ich habe einen Verteidigungsminister und nicht einen Doktor zum Minister ernannt!“
Contentmafia ein noch zu harmloses Wort für diesen Sumpf.
Selbst einigen Staatsanwaltschaften reicht es und lehnen diese Anträge auf Verfolgung von tausenden IP´s ab, weil sich klein Willi „Jenseits von Eden“ ungeschützt von ner überwachten Homepage runter geladen hat und beim download auch gleich ein upload lief von der Content-Mafia.
Der, wer den Song professionell reingestellt hat bevor dieser überhaupt im Einzelhandelsverkauf war, könnte vielleicht etwas aufklären, aber der verdient wohl irgendwo mit und muß ausgezeichnete Kontakte zur Musikindustrie haben, denn wie kommt dieser immer an die brandneuesten Scheiben ran?
Ich denke wir müssen uns klar als Piraten weiterhin vor diesen Machenschaften der Contentmafia distanzieren und diese auch verurteilen mittels guter Schimpfwörter, denn das bringt uns weiterhin viele Wähler, die wir brauchen.
Das ist mein Politikverständnis: http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2012.1/Kandidaten
2012-01-23 um 2:14 pm
Andi
Sofort würden mir die Major-Labels (Sony BMG, Warner Music, EMI und Universal) einfallen. Eigentlich alle Firmen die in Gruppen wie der RIAA oder MPAA organisiert sind. Speziell in Deutschland würde ich noch Constantin Film dazu zählen. An einer erschöpfenden Aufzählung müsste ich allerdings noch etwas arbeiten (was ich sogar irgendwann mal tun wollte ^^)
Neben den bekannten Lobby-Organisationen (Bundesverband Musikindustrie, Börsenverein des deutschen Buchhandel,…) sind mir vor allem auch Detekteien wie Promedia oder Anwaltskanzleien wie die Kanzlei Rasch ein Dorn im Auge.
2012-01-27 um 2:40 pm
Megaupload – zu Unrecht am Pranger oder der Wolf im Schafspelz? | Die Sendung mit dem Internet
[…] von der ‚Content-Mafia‘. Damit ist ein Teil der Copyright bzw. Content-Industrie gemeint, der nach Ansicht der Partei undurchsichtig arbeitet und mit seiner Einflussnahme verschiedenste Eben… Zudem betreibe dieser Teil massiven Lobbyismus um Gesetzentwürfe in eine bestimmte Richtung zu […]
2012-01-30 um 4:04 pm
Zürcher Verkehrsbetriebe wegen Urheberrechtsverletzungen eingestellt? : Denis Simonet
[…] zur Verfügung zu stellen. Doch das scheint die Strafverfolgungsbehörden unter dem Einfluss der MAFIAA nicht zu kümmern. Der Spiegel schreibt: Wie die Nachrichtenagentur AP meldet, könnte die […]
2012-02-15 um 10:56 pm
Pro ACTA | Foto, Photo, Fotos, Image, Gallery
[…] gibt es halt Bußgelder bis hin zur Verurteilung aus Mittäterschaft. Verdammte Hehler. Mit der Mafia ist nicht gut Kirschen essen, Kollege! Filed under: Internet so um 22:42Uhr | Comments […]