Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll. Seit 14 Jahren gibt es nun Filesharing und seit Mitte des letzten Jahrzehnts kriegen die Nutzer und gar das Netz selbst in der ganzen Welt die geballte politische Faust ins Gesicht: DMCA, HADOPI, ACTA, SOPA, PIPA, IPRED, IPRED2, VDS – ich weiß nicht wie viele großbuchstabige Abkürzungen hier noch fehlen. Seit Jahren wehren wir uns, führen Debatten und handfesten Streit miteinander. Die große Politik hat uns geflissentlich ignoriert, nur mit den Verwerterlobbys gesprochen und schließlich die Quittung bekommen. Die Piraten entern die Parlamente und über hunderttausend Menschen froren sich die Zehen bei den ACTA-Demos ab. Kalte Füße bekommen jetzt aber nun die ganzen Lobbys. Auf der Seite des Verbands deutscher Drehbuchautoren (der übrigens Mitglied der berüchtigten Deutschen Content Allianz ist) gibt es einen offenen Brief von 51 Tatort-Autoren, der sich wohl in die lange Tradition hinter Heveling und Regener einreihen wird.
Der Brief endet mit den markigen Worten:
Für konstruktive Gespräche über den anstehenden historischen Kompromiss zwischen Urhebern und Usern stehen wir jederzeit bereit.
Sorry, liebe Tatort-Autoren, aber euer Brief zeigt eindeutig, dass ihr eben nicht für eine konstruktive Debatte bereit seid. Ihr sprecht von den Lebenslügen, denen sich Piraten, Grüne, Linke und Netzgemeinde stellen müssten. Aber ihr habt euch selbst nicht im geringsten auf die bisherige Debatte eingelassen und seid nicht gewillt euch euren eigenen Lebenslügen zu stellen.
So schreibt ihr, es gehöre zu den »liebevoll gehegten Lebenslügen der Netzgemeinde«, dass das »Grundrecht«(sic!) auf ein Urheberrecht zur politischen Disposition steht. Tut mir leid euch das sagen zu müssen: Jedes Gesetz steht zur politischen Disposition. Die Politik (und damit die Gesellschaft) macht die Gesetze, deswegen machen wir den ganzen Mist. Willkommen in der Demokratie.
Und mal ehrlich, ihr bietet uns eine Diskussion über das Urheberrecht an, aber sagt im gleichen Zug, dass das Urheberrecht nicht zur Disposition steht. Das ist genauso schizophren wie die Kanzlerin, die 2008 in ihrem Podcast sagte:
Ich weiß, dass wir eine gesellschaftliche Diskussion brauchen, die deutlich macht: Raubkopien sind kein Kavaliersdelikt.
Über sowas kann ich nur den Kopf schütteln. Ihr und eure Lobby-Vereine habt euch bisher auf keine Diskussion eingelassen. Ihr habt bei Merkel und Co. für Netzsperren, Three-Strikes, Vorratsdatenspeicherung und anderen Dreck geworben und wolltet die Netzgemeinde, die ihr jetzt so knackig anschreibt, ins Messer laufen lassen. Und jetzt wo ihr merkt, dass der Protest euch bis zum Hals steht, bietet ihr uns eine Diskussion an, deren Ausgang für euch bereits feststeht? Sorry, aber wenn das Ergebnis bereits festgelegt ist, dann ist es keine Diskussion, sondern Propaganda.
Und bei aller Wut über euren anmaßenden Text: Wir sind gerne zu einer Diskussion bereit. Wir führen diese Diskussion schon seit Jahren, auch mit Urhebern, auf beiden Seiten. Aber das klappt nicht wenn ihr euch mit eurer Deutschen Content Allianz dem Stereotyp der fortschrittsfeindlichen Alt-Urheber hingebt.
Für eine gemeinsame Diskussion gibt es im wesentlichen drei Grundlagen:
1. Keine Kampfbegriffe und Totschlagargumente
Es gibt weder Raubkopien, noch gibt es geistiges Eigentum. Ihr mögt da anderer Meinung sein und das ist euer gutes Recht. In einer Diskussion mit uns™ müsst ihr aber akzeptieren, dass wir dies anders sehen. Für uns steht das Urheberrecht eben (zumindest in Teilen) zur Disposition und damit zur Diskussion.
Um das nochmal zu betonen: Keiner spricht die Wichtigkeit und Schutzwürdigkeit der kreativen Arbeit ab. Wir sind nur der Meinung, dass Art und Umfang des Schutzes eben nicht in geistigen Eigentumsstein gemeißelt sind, sondern Ergebnis einer offenen politischen Diskussion sein müssen.
2. Wir akzeptieren keine Einschränkung der Freiheit (im Netz) für wirtschaftliche Interessen
Die individuelle Freiheit ist für uns ein sehr hohes Gut. Insbesondere das Internet, dass dieser Freiheit eine völlig neue Dimension gegeben hat, ist schützenswert. Es ist ein Medium, das uns bisher unbekannte Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung gibt. Wir haben diese Freiheit genossen und wir werden nicht akzeptieren, dass sie für kommerzielle Interessen eingeschränkt wird, nicht für die von Google oder Apple, nicht für die der Internet-Service-Provider (Stichwort: Netzneutralität), nicht für die der Zeitungsverlage und eben auch nicht für die von Programmierern, Musikern oder Drehbuchautoren.
Alle Maßnahmen, die bisher vorgeschlagen wurden, um das aktuelle Urheberrecht vollumfänglich durchzusetzen, sind mit massiven Einschnitten in diese Freiheit verbunden (vgl. Aufzählung in der Einleitung). Filesharing von urheberrechtlich geschütztem Material mag für euch ein banaler Rechtsverstoß sein. Aber in den privaten Datenverkehr einzugreifen um wirtschaftliche Interessen einzelner Gruppen durchzusetzen ist für uns nun mal keine banale Notwendigkeit sondern schlicht und ergreifend inakzeptabel, weswegen wir das mit dem Rechtsverstoß eben politisch hinterfragen.
Oder um es mit den Worten des Musikers Jonathan Coulton zu sagen:
I believe in copyright. I benefit from it. I don’t want it to go away. I love that we have laws and people to enforce them. But if I had to give up one thing, if I had to choose between copyright and the wild west, semi-lawless, innovation-fest that is the internet? I’ll take the internet every time.
Statt also die Risiken der umfassenden Datenkontrolle zu akzeptieren, gehen wir den anderen Weg und wollen die Chancen der freien Verfügbarkeit von Werken im Netz nutzen. Wenn ihr also darüber diskutieren wollt, wie die Politik verhindern soll, dass Nutzer nicht-kommerziell Inhalte verbreiten, dann seid ihr bei mir falsch. Wenn ihr aber darüber reden wollt, wie kreative Arbeit dennoch finanzierbar bleibt, dann seid ihr bei mir richtig. Das bringt mich zu Punkt 3.
3. Die Gesellschaft ist keinem Urheber ein Geschäftsmodell schuldig
Erwartet bitte nicht, dass die Gesellschaft / die Politik euch das Geschäftsmodell liefert. Die Politik entscheidet lediglich über die Rahmenbedingungen (eben das Urheberrecht). Wir können aber keinen Geldhahn aufdrehen, unter den ihr nur den Hut halten müsst. Wie ihr schlussendlich euer Geld verdient, müsst ihr selbst wissen, das kann euch die Politik nicht abnehmen. Einfach nur ein Werk schaffen reicht nicht, ihr müsst es auch vermarkten. Oder um nochmal Jonathan Coulton zu zitieren:
making money from art is not a human right
Wenn ihr der Meinung seid euer aktuelles Geschäftsmodell klappt nicht mehr, dann überlegt euch ein neues und sagt uns, was wir am Gesetz besser machen können, damit die Bedingungen für euch besser werden. Und wenn ihr glaubt, dass es mit nicht-kommerziellem Filesharing kein Geschäftsmodell mehr gibt: Lasst euch das nicht einreden, es gibt immer gute Ideen. Ihr seid Drehbuchautoren, ihr könntet doch vielleicht mal versuchen für Produktionen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu schreiben *hust*.
Das sind also die drei grundlegenden Punkte. Und ich werde mir das nächste Mal wenn jemand den Regener macht ohne diese Punkte zu beachten auch den Dialog schenken. Natürlich könnt ihr da anderer Meinung sein, liebe Tatort-Autoren – was ihr wohl auch seid, wenn man euren Text so ließt. Aber dann seid wenigstens ehrlich und sagt, dass ihr die Nutzer drangsalieren wollt und erzählt nach all dem, was die Lobby-Arbeit der Vereine aus eurer Deutschen Content Allianz bisher angerichtet hat, nicht, dass ihr für eine konstruktive Diskussion bereit seid.
63 Kommentare
2012-03-30 um 8:59 am
Jan
Danke.
2012-03-30 um 9:15 am
kernkeule
schreiben TATORT-autoren nicht zwangsläufig fürs öffentlich-rechtliche fernsehen?
2012-03-30 um 11:50 am
Andi
Deswegen ja der Husterer 😉
2012-03-30 um 9:18 am
Felix Peters
Top! Du bringst es auf den Punkt Angenehm sachlich und gut strukturiert.
2012-03-30 um 9:27 am
Manuela
Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast. Diese ewig gleiche Diskussion mit diesen ewig gleichen Falschannahmen ist so ermüdend… Schade, dass auch Friedrich Ani dabei war, dessen Bücher mochte ich bisher ganz gern…
2012-03-30 um 10:44 am
Merlin
Fairerweise solltest Du aber eingestehen, daß auch die absoluten Freiheit des Netzes ebenso ein gesellschaftliches Konstrukt ist und deswegen genauso in Frage gestellt werden darf wie der Begriff des geistigen Eigentums.
Materieller Persönlicher Besitz oder das Recht, Land zu besitzen ist auch eine Einschränkung der individuellen Freiheit, die wir aber akkzeptieren, weil die Vorteile für die Gesellschaft den Freiheitsverlust des Einzelnen überwiegen.
Wenn wir jetzt hier genauso starr an der Freiheit hängen würden (was man nachvollziehen könnte), weil die Erde ja eigentlich allen gehört, ist es aber ziemlich wahrscheinlich, daß wir immer noch nackig durch die Steppe ziehen würden und uns um jeden (privat verzehrten) Apfel bekriegen würden, aber wir wären vollkommen frei.
Durch die Beschränkung unserer Freiheit haben wir aber Bauern die Möglichkeit eingeräumt, Land zu bewirtschaften, die Erträge zu steigern und durch ihre Investitionen erst die materiellen Voraussetzungen zu schaffen, damit genügend Überschuß entsteht und sich Entwicklungen wie Städte, Arbeitsteilung, Professionalisierung, Bildung, Technik und nicht zuletzt das Internet vollziehen konnten.
Klar gibt es auch viele Nachteile des Landbesitzes, es werden Zäune gebaut, es kann zu Machtkonzentrationen, Monopolen und ungleicher Verteilung des Eigentums kommen. Da sollte die Gesellschaft justieren.
Aber es bringt glaube ich nichts, wenn Du in die Diskussion einsteigen möchtest und von vornherein nicht mal drüber nachdenken möchtest, ob eine Beschränkung auch von Privatnutzer des Netzes zum Schutz der Investitionen anderer nicht doch auch Vorteile für die Gesellschaft bieten könnte.
Freiheit als solches macht leider niemanden satt.
Aber Jäger und Sammler wie die Piraten akkzeptieren so eine Ansicht wahrscheinlich nicht, weil die Werke ja von alleine wachsen und es ihrer Wertvorstellung vollkommen widerspricht, daß Leute fordern, daß gefragt oder bezahlt wird, bevor man ein Werk konsumieren darf, daß sie ja selbst im Netz gepflückt haben.
2012-03-30 um 12:14 pm
Andi
Vielen Dank für diesen ausführlichen und ziemlich sachlichen Kommentar. Du hast natürlich vollkommen recht, dass die Freiheit (im Netz und außerhalb) genauso ein gesellschaftliches Konstrukt ist, wie das Eigentum oder das Urheberrecht und entsprechend zur politischen Disposition steht. Eine Abwägung der verschiedenen gesellschaftlichen Interessen ist deshalb von Nöten.
Die Frage ist dabei
1. Wie man die einzelnen Interessen gewichtet und
2. inwieweit diese Interessen konkurrieren.
Zu 1. muss ich denke ich keinen Hehl draus machen, dass die Freiheit für mich eben besonders wichtig ist. Ich sehe auch weniger das Urheberrecht als Einschränkung dieser Freiheit sondern mehr die Maßnahmen, mit denen es durchgesetzt werden soll.
Zu 2. Das schöne ist ja erst mal, wir müssen uns nicht über Werke streiten wie über Äpfel, weil die Werke beliebig vervielfältigbar sind. Das Knappheitsargument, was es also nötig macht Freiheitseinschränkungen bei Sachgütern (in diesem Fall Eigentum) zum Wohle alle zu akzeptieren zieht hier schonmal nicht.
Es gibt aber dennoch zwei gesellschaftliche Interessen, die hier gegeneinander abgewogen werden müsse: Auf der einen Seite das Interesse an der Nutzung von Werken, auf der anderen Seite das Interesse an der Schaffung neuer Werke. (Das ganze natürlich unter dem Blickwinkel der Freiheit, vgl. Punkt 1)
Wenn es nun einen entsprechendnen Nachweis gäbe, dass sich die freie, nicht-kommerzielle Verfügbarkeit von Werken im Netz signifikant auf die Kulturproduktion niederschlägt, könnte man sicher über bestimmte Einschränkungen reden. Tatsach ist aber, dass die Kulturproduktion seit es Filesharing gibt nicht abgenommen, sondern zugenommen hat. (http://www.techdirt.com/skyisrising/) Die beiden genannten Interessen werden uns zwar meist als konkurrierend verkauft, wenn man aber mal seinen Verstand etwas freien Lauf lässt merkt man, dass sie sogar komplementär sind. Aus diesem Grund muss entsprechend zumindest was die nicht-kommerzielle Nutzung angeht gar keine Abwägung getroffen werden.
2012-04-01 um 1:01 am
Merlin
Du bist und bleibst eben Paläolithischer Jäger, Dir ist eben die individuelle Freiheit wichtiger als die Gesellschaft.
Du sitzt unter Deinem Baum und willst Dich nicht bewegen. Wer ist jetzt also der Konservative, der sich nicht bewegen will, der Angst hat vor dem, was sich ändern könnte? Vielleicht sind ja wir doch die Moderneren?
Aber zumindestens hast Du eingeräumt, daß die Freiheit des Netzes nicht per se unantastbar ist, bevor Du überhaupt anfängst zu diskutieren. Vielleicht können wir Dich ja jetzt oder in ein paar Jahren mit ein paar Früchten aus unserer langjährigen Zucht davon überzeugen, daß die Neolithische Wirtschaft mit so etwas für Dich nicht vorstellbarem wie dem Begriff des Nutzungrechtes an einer Landfläche Erträge in einer Qualität und Nachhaltigkeit erzeugen konnte, die so gut sind, daß die Paläolithiker so scharf drauf sind, daß sie sogar unsere Felder trotz Abwehr regelmäßig plündern. Und vielleicht siehst Du auch ein (spätestens, wenn Du Kinder hast) daß es viele Sachen sehr erleichert, wenn sich alle daran halten, vorher zu fragen und nicht die Enscheidung darüber, was einem zusteht, sich selbst anzumaßen.
Zu Deinen Argumenten habe die anderen Kommentatoren ja genug sinnvolles gesagt, dem ist nichts hinzuzufügen.
2012-03-30 um 11:07 am
Marunde
Es ist sicher kein Menschenrecht, von Kunst leben zu können. Aber ist auch kein Menschenrecht, umsonst über Kunst verfügen zu können. Richtig, die Urheber müssen ihre Arbeit selbst so vermarkten, dass sie auch davon leben können. Aber dafür brauchen sie auch die Kontrolle darüber, wie das geschieht, und zu welchem Preis. Dafür sorgt, genau, das Urheberrecht. Dieser entscheidende Punkt, dass die KünstlerInnen selbst darüber bestimmen können, von wem und für was ihre Arbeit genutzt wird, darf nicht angetastet werden.
2012-03-30 um 12:17 pm
Andi
Vollkommen richtig, es ist kein Menschenrecht kostenfrei über Kunst verfügen zu dürfen. Nicht von Staat beschnüffelt zu werden, um kommerzielle Interessen einzelner durchzusetzen, ist es aber schon.
2012-03-30 um 12:27 pm
Merlin
Der Staat hat aber auch weittreichende Vollmachten, um Steuern einzutreiben, mit denen z.B. wissenschaftliche Mitarbeiter bezahlt werden können, die Geld dafür bekommen, indem sie geistige Arbeit tun. Ist das auch gegen die Menschenrechte?
2012-03-30 um 12:44 pm
Jan
Das Recht, Steuern einzutreiben, schränkt weder die Rede-, Berufs- oder Meinungsfreiheit ein – und ist eine Notwendige Vorraussetzung, damit das Gemeinwesen funktionieren.
Das Recht, das internet zu überwachen, schränkt die Rede- und Meinungsfreiheit ein, und ist keine notwendige Vorraussetzung für eine faire Vergütung von Künstlern. Diverse Konzerne (Apple mit Itunes, Amazon mit Ebook/Hörbüchern) zeigen das es auch im jetzt-Zustand gutes Geld zu verdienen gibt, wenn man es nur versucht, viele künstler beharren nicht auf gestrigen Geschäftsmodellen und freuen sich darüber, das dank youtube&co viele Leute auf ihre Konzerte gehen und Merchandise kaufen, wovon viel mehr bei ihnen hängen bleibt als beim klassischen CD-Verkauf.
2012-04-01 um 8:32 am
Christoph
Jan, das Urheberrecht schränkt ebenfalls weder die Rede-, Berufs- oder Meinungsfreiheit ein.
Die Überwachung des Internets ebenso wenig. Erst eine Zensur des Netzes tut das. Die haben wir aber zur Zeit nicht, und wenn, dann nicht zur Durchsetzung des Urheberrechts. Nicht einmal ACTA sieht das noch Netzsperren vor.
Das Argument, dass man schon heute Inhalte im Internet verkaufen und damit Geld verdienen kann, ist unsinnig, denn damit stellst Du die Notwendigkeit einer Urheberrechtsreform infrage. Außerdem ist Deine Begründung fragwürdig, denn Du bemühst Monopolisten wie Apple oder Amazon, die mit Methoden wie DRM arbeiten. Ein liberaleres Urheberrecht sollte aber ohne Knebel wie DRM auskommen und zudem den Wettbwerb anstatt Monopole fördern.
2012-03-30 um 12:50 pm
Andi
Steuern einzutreiben ist natürlich nicht gegen die Menschenrechte. Aber Art und Umfang des Steuersystems und seiner Durchsetzunginstrumente sind mit Bedacht gewählt. Deshalb ist das ein sehr schöne Beispiel.
Der Staat hat bei Steuersündern deutlich weniger Durchgriffsmöglichkeiten als jetzt für die Durchsetzung des Vervielfältigungsrechts gefordert werden. Hier diskutieren wir (zurecht) bereits beim Ankauf von unrechtmäßig aus Banken geleakten Daten. Noch niemand hat eine flächendeckende Überwachung zur Durchsetzung von Steuerforderungen des Staates zu etablieren oder Leuten das Arbeiten zu verbieten, weil sie dreimal verdächtigt wurden bei der Lohnsteuererklärung falsche Angaben gemacht zu haben.
2012-04-01 um 8:45 am
Christoph
Wir bitte, wir haben keine flächendeckende Überwachung staatlicher Steuerforderungen? Werden Steuererklärungen etwa nur stichprobenartig eingefordert und der Rest überweist, was er gerade übrig hat?
Wir haben in jeder Stadt ein Finanzamt, jeder muss seine Einkünfte offen legen und eine Steuererklärung ausfüllen. Jede Steuererklärung wird einzeln überprüft und dabei werden selbstverständlich frühere Steuersünder genauer unter die Lupe genommen.
Wenn das nicht flächendeckend ist, dann weiß ich es auch nicht.
2012-03-30 um 12:22 pm
Merlin
Der wirkliche Verlust durch das Urheberrecht ist auch ein relativ geringer. Denn Kopieren und im Netz veröffentlichen kannst Du ja jetzt schon, nur dürfen es eben nur Deine eigenen Werke sein oder solche von Autoren, die dies erlauben oder die schon rechtefrei sind.
Wenn Du den Urhebern das Recht nimmst, selbst ihren Preis festzulegen, nimmst Du ihnen die Chance auf einen fairen Markt. Sie werden also höchstwahrscheinlich nichts mehr produzieren und anderen (sinnvolleren?) Tätigkeiten nachgehen.
Dann würden nur noch die Werke übrigbleiben, die Du jetzt sowieso schon kopieren darfst. Aber die Gesellschaft wäre freier, das stimmt. Aber auch an Inhalten ärmer.
2012-03-30 um 12:26 pm
Andi
Uff, Doppelthread-Diskussion. Also ich sehe einseitige Preisfestzung jetzt ehrlich gesagt nicht wirklich als fairen Markt. Auf einem „fairen“ Markt entsteht der Preis durch Angebot und Nachfrage. Preisanpasser ist lediglich der Monopolist (was der Urheber bzw. dessen Verwerter ja lange Zeit war). Stattdessen müssen die Urheber nun auf die Kunden einlassen und bei der Preispolitik (genauso wie bei jedem anderen der vier Marketing-Instrumente) nun auf die Interessen der Kunden schauen. Das macht es für die Urheber nicht zwingend einfacher, aber auch nicht unmöglich. Und die Tatsache, dass Inhalte nun so geliefert werden, wie die Nutzer das wollen (vgl. z.B. Minecraft, iTuns, Spotify…) empfinde ich eher als Fortschritt, denn als Rückschritt für die Gesellschaft. Das sollte eigentlich noch viel mehr in diese Richtung gehen (wann darf ich mir als Deutsche eindlich einen hulu-Premium-Account kaufen?)
2012-03-30 um 4:32 pm
Ky van Rae
„Stattdessen müssen die Urheber nun auf die Kunden einlassen und bei der Preispolitik (genauso wie bei jedem anderen der vier Marketing-Instrumente) nun auf die Interessen der Kunden schauen.“
Ich gehe jetzt einfach mal nur von der Buchbranche aus und gebe zu, dass ich ein schwieriger Leser bin und es für mich so gut wie keine Bücher gibt, die mich wirklich 100%ig begeistern.
So wie ich dich jetzt verstanden habe, sollen die Autoren schauen was die Leser wollen. Die Leser wollen derzeit hauptsächlich diesen Vampir-Romeo-und-Julia-Abklatsch. Wie man an meiner Schreibe schon erkennt, nichts für mich. Das heißt, die Autoren werden sich jetzt hauptsächlich mit solchen Themen befassen und Leser wie ich, die sowas nicht mögen, haben noch mehr Probleme geeignete Literatur zu bekommen.
Wenn das das Ziel ist, dann lebe ich doch viel lieber in einer „Urheber-Diktatur“.
2012-04-02 um 12:46 pm
Andi
Es geht nicht um die Inhalte sondern um das Medium. Wenn die Leute lieber Musik-Dateien haben wollen, kann ich nicht rumheulen und sagen „Aber die sollen gefälligst CDs kaufen“. Was dann auf den CDs drauf ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Das Problem dass man nur damit reich werden kann was die Masse gerne liest hast du jetzt auch schon ^^
2012-04-01 um 12:18 am
Merlin
Okay, Du stellst doch selbst (leider nur) eine sinnvolle Bedingung für brauchbare Gespräche: Keine Kampfbegriffe und keine Totschlagargumente.
D.h. alle Beteiligten sollten anfangen, die Begriffe auch präzise, nicht wertend zu verwenden. Es hilft kein bissschen weiter, Sachen anders zu benennen, um sie in einem übleren Licht erscheinen zu lassen, z.B. die Raubkopie – der Begriff gehört in die Tonne. Aber – das gilt genauso für „Euch“:
-Contentmafia, Contentindustrie (die Hardwareaustattung der meisten Buchverlag ist schlechter als die eines einfach Gamers.´): Korrekt ist Verwerter oder Verlage. Klingt natürlich weniger bedrohlich als Industrie oder Mafia, ist aber unpräzise und populistisch, also streichen.
-Künstler: meiner Meinung nach sollte der Begriff vermieden werden, von allen Seiten, weil sich sofort bei jedem Menschen eine riesengroße Schublade an Vorurteilen, Heilerwartungen, Hass und höchst privaten Vorstellungen darüber öffnet, was Kunst ist. Verkompliziert die Sache enorm. Es geht um Urheber. Und das ist jeder Mensch, der ein Werk geschaffen hat, daß eine gewisse Schöpfungshöhe erreicht hat.
-Das UHG schützt ein Geschäftmodell. Nein, es ist ein geltendes Recht, sogar ein Grundrecht, daß sich so aus dem GG ableiten läßt sowie ein Teil der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, siehe andere Kommentare. Und das Geschäftmodell der Urheber basiert auf diesem Grundrecht. Ein feiner, aber wichtiger Unterschied.
Natürlich kannst Du antreten mit der Forderung, ein Grundrecht ändern zu wollen, das ist in der Tat eine legitime Ausübung Deiner Meinungfreiheit. Nur nenn das Kind beim Namen und versuche Deine Absicht nicht kleinzuschreiben.
-Monopolrecht: Im Prinzip stimmt das zwar, daß man den Umstand, daß das Urheberrecht dem Ersteller eines Werkes die alleinige Bestimmung über die Wiederveröffentlichung seines Werkes einräumt, als Monopol bezeichnen könnte. Das gleich gilt aber auch für das Eigentumrecht (nur ich darf mit meinem Kram machen, was ich will), die Unverletzlichkeit der Wohnung (ich habe die alleinige Kontrolle über meine Wohnung), Datenschutz usw.
Alles eine Form von Monopol, nur bezeichnet sie keiner so, obwohl sie es im Prinzip darstellen. Warum titulierst Du das Urheberrecht in Monopolrecht um: Aus dem gleichen Grund wie die Unterhaltungsbranche den Begriff Diebstahl von geistigem Eigentum eingeführt hat: Weil es im Prinzip stimmt, aber doch maßlos übertrieben ist.
Denn: Das einzelne Werk ist sehr wohl einer Konkurrenz unterworfen, wenn Dir Buch X besonders gut gefällt, Du es aber zu teuer findest, gibt es hunderttausend andere Bücher. Natürlich nicht das eine, aber bestimmt eines zu einer ähnlichen Thematik. Und wenn dann beide Bücher dasselbe kosten könnte das auch daran liegen, daß der Aufwand ähnlich hoch war.
Und selbst wenn Gerichte mal entscheiden sollten, daß Urheber in unzumutbarer Weise ihre Stellung ausnutzen, um schwache Nutzer überhöhte Preise abbzupressen, was wäre der rechtsstaatlich korrekt Weg aus einem solchen Monopol?
RIchtig, Zerschlagung des Monopolisten, geht bei einem Urheber natürlich schlecht, aber auf jeden Fall ist der Weg, Privatnutzer als Monopolverhinderer zu verwenden, auf jeden Fall der falsche Weg. Du bist doch auch dagegen, daß Provider Hilfssheriffs spielen sollen? Warum also der Private User als ökonomischer Hilfssheriff?
2012-03-30 um 1:09 pm
MEHR INHALT – Ein seltsamer “offener Brief” – und einige Antworten
[…] LeitlinienSören Purschke bei Umweltschutz PiratenmondInformatives Intermezzo : Holprige AnalogienAndis Blog – Andreas Popp : 51 Tatort-Autoren machen den RegenerKompass – Die Piratenzeitung : Was man ignorieren kann (Teil 1)Piratengedanken – LV Hessen : Das […]
2012-03-30 um 1:09 pm
Punky260
Der „Minecraft-Link“ ist broken 😉
2012-03-30 um 3:43 pm
Connie
Was mich an dieser ganzen Diskussion wirklich mal interessiert ist, warum irgendjemand glaubt, dass ich nach einer Abschaffung oder Umgestaltung des Urheberrechtes zu meinen Ungunsten meine Werke überhaupt irgendjemandem zur Verfügung stellen sollte? Und das umsonst, oder unter dem Umstand, dann vom Goodwill Wildfremder abhängig zu sein?
Ich könnte meinen professionellen Anspruch an eine Arbeit (ich illustriere) definitiv nicht gerecht werden, wenn ich mich zusätzlich zur Weiterentwicklung meiner Fähigkeiten, mit der Vermarktung und dem Vertrieb meiner Arbeiten beschäftigen müsste. Ich bin (als Freischaffende) derzeit effektiv nur zu maximal 40% mit Illustrieren beschäftigt, der Rest geht für administrative Zwecke drauf, und das hat nichts mit meiner unfähigkeit als Geschäftsfrau zu tun. So einen Schnitt macht vermutlich jeder Unternehmer.
Wenn ich mir nun immer wieder neue Geschäftsmodelle überlegen muss, mit denen ich meine Arbeit zu Geld machen kann, wird fürs Illustrieren nicht mehr viel Zeit bleiben. Vermutlich gebe ich es auf, da mir kein lukratives Modell einfällt. Jetzt steht es jedem frei zu denken: na Und? Auf die Arbeiten können wir sicher verzichten. Das mag sein, aber ich denke, dass es vielen Kollegen so gehen wird. In der Folge werden sehr viele Künstler bald nichts mehr zum Kulturgut beisteuern. Es ist blauäugig zu erwarten, dass jeder Urheber automatisch ein guter und gewitzter Geschäftsmann sein wird. Diese Doppel-Kompetenz ist ehrlich gesagt, sehr rar, und sie entsteht auch nicht dadurch, dass man Urhebern die derzeitige Existenzgrundlage unter den Füssen wegzieht. Ist es also wirklich das, was hier alle wollen? Weniger professionelle Werke von Urhebern?
Es gibt Modelle, bei denen es Kollegen gelingt, auf neuen Wegen Geld zu verdienen, aber das ist sicherlich nicht für jeden was, und auch nicht für jede Produktion, in die Urheber verwickelt sind. Ich bezweifle stark, dass Webseiten z.B. wie Kickstarter einen Hollywoodblockbuster finanzieren. Ich bezweifle ebenso, dass man über solche Portale Kinderbücher für Dreijährige produzieren kann. Ich bezweifle überhaupt, dass man damit die Anzahl an Produkten finanzieren kann, die uns derzeit von der Industrie angeboten werden, und die jetzt so gerne kopiert werden. Es gibt hierüber viele Theorien, die leider alle unerprobt sind oder nicht für die breite Masse, sondern nur in Einzelfällen funktionieren. Wo also ist mein Vorteil?
Ich soll also derzeit meinen Vorteil, den Schutz meines geistigen Eigentums, aufgeben, und begeistert zustimmen?
Ich möchte gerne weiterhin ein Modell haben, bei dem ich im Vorfeld mitbestimmen kann, ob und wieviel Geld ich für meine Leistung erhalten kann. Mag sein, dass vielen Urhebern und auch mir, bei Verhandlungen mit Verwertern, nicht auf Augenhöhe begegnet wird. Aber dieser Umstand und die „Freiheit“ im Internet sind zwei unterschiedliche Angelenheiten, die unterschiedlich behandelt werden müssen. Das eine ist eine Verhandlungssache, das andere eine rechtliche.
Ich bin ehrlich offen, für eine Reform des Urheberrechtes, wenn es keinen Nachteil für mich bedeutet. Meine Bilder zum Allgemeingut zu erklären, ist leider einer. Und ich kann jeden Verwerter verstehen, der, wenn er Millionen für Entwicklungskosten in die Hand nimmt, einen Gegenwert haben muss, der das Risiko für ihn interessant macht. Das ist auch der Grund, warum ich illustriere und meine Werke der Öffentlichkeit zur Verfügung stelle – der Gegenwert Geld.
Im Übrigen kann ich jetzt schon ohne Verwerter mein geistiges Gut vermarkten und mir all das, was mir so mühsam scheint, antun. Das Urheberrecht muss ich dafür weder reformieren noch abschaffen.
Ich möchte also gerne wissen, wie sich die Reformer hier vorstellen, wovon ich in Zukunft meine Brötchen verdienen soll? Wer jetzt antwortet: Das ist Dein Problem, dem kann ich nur polemisch und ebenso kindisch antworten: Abmahnungen und andere unangenehme Folgen der derzeitigen Rechtslage sind momentan Dein Problem! So what?
Welchen Vorteil habe ich? Ich kann keinen sehen.
2012-03-30 um 2:53 pm
Marunde
„Diverse Konzerne (Apple mit Itunes, Amazon mit Ebook/Hörbüchern) zeigen das es auch im jetzt-Zustand gutes Geld zu verdienen gibt, wenn man es nur versucht, viele künstler beharren nicht auf gestrigen Geschäftsmodellen“. Ob im Laden oder im Internet: Ein Geschäftsmodell kann nur funktionieren, wenn die Künstler die Kontrolle darüber behalten. Selbst wenn jemand Musik verschenkt, um so mehr Konzertkarten oder T-Shirts zu verkaufen, ist das seine autonome Entscheidung. Der Staat kann die Künstler nicht dazu zwingen, ihre Werke im Internet umsonst herzugeben – das wäre eine Enteignung.
2012-03-30 um 4:06 pm
Andi
Lies mal die Statements von Cory Doctorow und Paolo Coelho dazu (beides Bestseller-Autoren). Die sagen ganz klar, das eben das loslassen von dieser Kontrolle dazu führt, das man damit gutes Geld verdienen kann. Bei Begriffen wie „Enteignung“ werden wir uns eh nicht einig, sorry 🙂
2012-04-01 um 8:59 am
Christoph
Loslassen ist eine eigene, freie Entscheidung. Enteignung nicht.
Es steht schon heute jedem frei, los zu lassen und seine Werke unter einer liberalen Lizenz zu veröffentlichen. Aber anscheinend verdient man damit doch nicht so gut, denn sonst hätte es sich ja schon durchgesetzt und alle Künstler würden es machen. Sind die etwa alle dumm oder müssen die vielleicht auch leben und Rechnungen bezahlen?
2012-03-30 um 4:24 pm
Ky van Rae
Hm, ich bin ganz ehrlich, ich steige nicht ganz durch durch diese Diskussion, die gar keine ist.
Ich kenne weder von der einen noch von der anderen Seite Vorschläge wie das „Problem“ zu behandeln ist.
Es gibt Allgemeingut, wie Vogelgezwitscher. Dieses Beispiel habe ich jetzt absichtlich genommen, weil ich heute morgen einen Bericht drüber gelesen habe, dass ein Naturvideo auf Youtube wegen Vogelgezwitscher raugenommen wurde, da irgeneiner ein Urheberrecht drauf hat. Natürlich hat da einer ein Urheberrecht drauf: Der Vogel, aber der wird das nicht einfordern, denk ich mal und keine menschliche Organisation wird dem Vogel etwas dafür geben 😉
Zum Allgemeingut gehören auch traditionelle Lieder, die Kinder im Kindergarten oder in der Schule lernen. Hier in den Schulen oder Kindergärten das singen zu verbieten weil die Bezahlung nicht erfolgt ist, ist natürlich mehr als nur dämlich.
Und dann gibt es die Künstler aller Art, deren Job es ist mehr oder weniger gute Kunst zu schaffen und die Menschen damit zu erfreuen (oder auch nicht). Und dieser Künstler sollte angemessen bezahlt werden und zwar von jedem, der diese Kunst nutzt. Wobei, meiner Meinung nach, die Möglichkeit immer gegeben werden sollte, dass man sich die Musik in voller Länge anhören und aus dem Buch das eine oder andere Kapitel durchlesen kann, damit man weiß, was man kauft.
Was auf jedenfall gewährleistet werden sollte ist, dass das Urheberrecht für JEDEN Künstler gilt, egal ob er einen Namen hat oder nicht, ob er einen Verlag/Vertrieb/etc hat oder nicht, ob er das von Berufswegen macht oder weils ein Hobby ist.
Das Allgemeingut sollte für jeden frei zugänglich sein, bei der Kunst muss es ein gerechtes Modell geben, damit alle zufrieden sind.
2012-03-30 um 5:24 pm
Connie
Damit bist Du bestimmt nicht allein. Es ist eigentlich kein Wunder, dass bei diesen Diskussionen kaum einer durchsteigt. Hier werden viele Dinge durcheinander geworfen, die nicht zusammen gehören.
Z.b. haben unangemessen hohe Abmahnungsforderungen nichts mit meiner Verhandlungsposition gegenüber meinem Vertragspartner, dem Verwerter, zu tun. Sich hier auf die Suche nach einer Lösung zu machen, in dem man das geistige Eigentum in Frage stellt, ist nicht konstruktiv.
Es passt allerdings ganz gut als Lösung für die derzeit illegalen Downloads.
Ein Künstler ist zwar ein Urheber, aber nicht jeder Urheber automatisch ein Künstler. Das was ein reiner Künstler tut, dem es vor allem um eine Aussage geht, die er der Allgemeinheit vermitteln will, hat nichts mit dem zu tun, was ich mache. Ich arbeite mit Auftraggebern zusammen, die meine Fähigkeiten als Illustratorin einkaufen. Die Grundlage für mein Geschäftsmodell ist der Verkauf von Nutzungsrechten. Mir mit dem Anspruch zu kommen, ich solle mir halt ein anderes Modell suchen, mit dem ich Geld verdienen kann, damit durch die Abschaffung des geistigen Eigentums das Kopieren von Daten im Internet legal wird, das kann mich nur aufregen.
Phamrakonzerne, die Patente anmelden, sind auch anders aufgestellt, als die Musikindustrie. ETc. pp.
Hier und anderswo wird fröhlich durcheinander geworfen und beurteilt, wer was zu welchen Bedingungen in Zukunft zu meistern hat, in dem mehr oder weniger polemisch darüber diskutiert wird. Dabei hat jeder seinen eigenen Nutzen oder Verlust im Kopf.
2012-03-30 um 4:39 pm
Stefan
Oha. Wo soll man da anfangen und wo soll man aufhören? Ich fange mal etwas out of the box an. Ich bin Jahrgang 65 und konnte bisher sehr gut damit leben, dass gewisse Güter knapp sind. Musik zum Beispiel. Ich habe eine dedizierte CD-Sammlung (ja, ich weiß, very old school), die für mich einen gewissen Wert hat. Ich habe mir manche CD´s im wahrsten Sinne des Wortes vom Mund abgespart, weil es eine Zeit gab, da hatte ich es nicht so dicke. Auf die Idee, mir Musik kostenlos aus dem Netz zu saugen, bin ich nie gekommen, obwohl ich die Möglichkeiten dazu hatte. Ich kannte allerdings Menschen, die das taten. Die hatten Megabites (heute spricht man von Terrabites) an Musik auf ihren Rechnern. Nur gehört haben sie davon wahrscheinlich nicht mal die Hälfte. Und ungefragt haben mir diese Menschen kopierte CD´s angedeihen lassen, die bei mir alle in den Müll gewandert sind. Weil Musik für mich einen Wert hat. Der Künstler stellt sich ins Studio, trommelt Musiker zusammen, macht Musik, gestaltet Booklets (ja, ich weiß, very old school), investiert Zeit, sucht nach Labels, die ihn vermarkten ect. Warum soll er dafür nicht angemessen entlohnt werden? Er ist Musiker, kein Geschäftsmann. Was ist so schlecht an Vermarktern? Weil der liebe Andi dann nicht mehr grenzenlos konsumieren kann? Ja, meine Fresse. Wo steht geschrieben, dass der liebe Andi grenzenlos konsumieren darf? Weil er Pirat ist und es einfach in seinen Parteiprogramm steht, dass gegenwärtige Geschäftsmodelle für die Füße sind, weil sie ihn in seinem grenzenlosen Konsum behindern und sie sich gefälligst was Neues ausdenken sollen? Nur was, sollen sie sich gefälligst selber überlegen, dafür ist der liebe Andi nicht zuständig? Was ist so toll an grenzenlosem Konsum? Wenn ich mir Dein „Über mich“ so durchlese, schüttelt es mich geradezu. Generation Nimmersatt, kommt mir da in den Sinn. Ich will alles haben und das am besten umsonst. Mensch, schon mal darüber nachgedacht, dass Knappheit etwas gutes ist? Knappheit in der Musik z.B. macht Musik wertvoll. Heute hingegen haben wir 365 Tage 24 Stunden die Möglichkeit, Musik zu hören. Egal was, egal wann und egal von wem. Nur macht das Musik nicht wertvoller, sondern zu einem Ramschartikel, den ich mir nonstopp reinziehen kann. Ich schätze Musik sehr. Und ich schätze Musiker sehr, die meinen Musikgeschmack treffen. Ich kriege Gänsehaut, wenn ich bestimmte Musik höre. Nur will sich diese Gänsehaut immer seltener einstellen, weil es einfach ein Ramschartikel geworden ist, der grenzenlos verfügbar geschichtslos durchs Netz wabert. Und so ist es leider heute mit vielem, was leicht kopierbar durchs Netz wabert. Ich kann mich Connie nur anschließen, auch wenn ich kein „Künstler“ bin. Nach Deiner Idee, sehe ich nicht, wo für sie die Vorteile liegen. Und irgendwann lässt sie es halt, weil sie davon nicht leben kann. Dann ist sie ein Stück ärmer und Du am Ende eben auch. Weil irgendwann nur noch Ramsch durchs Netz wabert, weil irgendein Selbstdarsteller findet sich immer, der seinen digitalen Schrotte kostenlos durch den Äther sendet.
2012-03-30 um 5:16 pm
Herbert Rahn
Ich möchte mal ein Wort an die Künstler richten:
In meinem Umfeld konnte ich folgende Eigenart feststellen: Durch die ständig steigenden Möglichkeiten des Internets werden MEHR „Kunstartikel“ (CDs, Bücher, Kunstdrucke) gekauft als vorher. Durch die Bank weg.
Zu den Hochzeiten von Diensten wie dem ursprünglichen Napster oder Audiogalaxy stieg die Kaufrate von CDs im Bekanntenumfeld sprunghaft an. Ich als alter CD- und Vinyl-Käufer war überrascht und habe nachgefragt. Die Erklärung war simpel: Die Leute haben viel mehr konsumiert weil es einfacher war – und wenn ein Titel im Ohr hängenblieb haben sie das Album gesucht und gekauft weil sie es haben wollten!
Dass sie dabei viel Musik „nebenbei“ heruntergeladen und „gehamstert“ haben steht ausser Frage. Aber dabei handelt es sich um dieselbe Art von Ramsch der uns dutzendfach aus Kaufhauslautsprechern oder den allermeisten Radiostationen herbeischallt.
Dass sogenannte „Plugger“ Radiostationen z.B. dafür bezahlen damit bestimmte Lieder der von ihnen vertretenen Künstler gespielt werden ist ja schon seit über 40 Jahren normal. Das ist dann aber keine Musik die wirklich von der Masse gewollt wird, sondern eine die ihr „eingeprügelt“ wird und dadurch Anklang findet. Eventuell hätten die meisten Leute andere Künstler viel lieber – nur werden sie diese hierzulande im Radio nie hören.
Ich habe mir selber dank des Internets Tonträger aus den USA, Norwegen, Frankreich und anderen Ländern bestellt, von Bands die hierzulande keinerlei Vertriebswege haben und deren Musik ich sonst nie gehört hätte!
Teilweise werden die Tonträger nun durch digitale Medien abgelöst, was den Vertrieb für die Künstler einfacher macht.
Und nein, den müssen sie nicht selber übernehmen, aber dafür gibt es darauf spezialisierte Agenturen die das gut können und keine riesigen Anteile wie die klassischen Plattenfirmen fordern. (nur um mal das Beispiel des Freelance-Artist aufzugreifen)
Viele Künstler haben ihr Portofolio mit Wasserzeichen versehen auf Plattformen wie Deviantart oder ähnlichen Webseiten verlinkt, mit Möglichkeiten qualitativ hochwertige Drucke direkt zu bestellen. (und man findet von den Bildern i.d.R. auch keine hochwertigen, für einen Großprint geeigneten Digitalversionen im Netz!)
Cross-Promotions mit Seiten wie Teefury (Künstler entwirft ein T-Shirt-Design, welches billig vermarktet wird und verlinkt dabei auf seine anderen Werke) helfen den Bekanntheitsgrad zu steigern.
Und das ist nicht zeitintensiv und nicht schwierig, eine Galerie bei Deviantart hat jeder innerhalb eines Tages hübsch gestaltet – die Erschaffung des Contents dauert. So sollte es ja auch sein!
Es gibt etliche Webcomics, nur um ein weiteres Beispiel aufzugreifen, die kostenlos im Netz abzurufen sind. Ist ein Kapitel fertig, so erscheint es auch in Buchform. Einige davon sind so erfolgreich dass man die Auflagen quasi nicht mehr zählen kann (z.B. Girl Genius)
Was aber nicht in den Köpfen aller Kunst-/Kulturschaffenden angekommen ist: Es gibt kein RECHT auf Entlohnung. Wenn man etwas schafft was keinem gefällt, dann bekommt man auch kein Geld. Punkt. Das ist eine Tatsache, mit der sich schon Musiker zu Zeiten von Beethoven oder Bach rumschlagen mussten, ebenso konnte Van Gogh zu Lebzeiten kaum Bilder verkaufen – der Mann war ARM!
Ohne einen Gönner, einen Mäzen, waren Künstler früher noch viel mehr aufgeschmissen als heute!
Bitte bedenkt das wenn ihr über die aktuellen Vorschläge meckert.
Nochmal: Niemand, wirklich NIEMAND will euch das Urheberrecht an euren Werken absprechen. Ihr habt das Recht dreiste Plagiate zu verfolgen, euer geistiges Eigentum zu verteidigen und als eure Kreation zu definieren. Aber: Wenn ihr es verbreiten wollt, dann verzichtet entweder auf Medien die vervielfältigbar sind (Musiker: Nur Live-Performances, Künstler: Bilder mit echten, handgreifbaren Materialien) oder sorgt für ein Mindestmaß an Kontrolle indem ihr den Vertrieb über geregelte Kanäle selber in die Hand nehmt oder an Leute gebt die das neue Medium Internet verstehen.
Aber gängelt eure Kunden, die letztendlich euer Brot bezahlen, nicht mit irgendwelchen Einschränkungen die in der realen Welt einfach keinen Sinn machen.
Der Sänger von Blind Guardian war extrem sauer als die neue CD seiner eigenen Band in seinem eigenen Autoradio nicht lief weil sie vom Plattenlabel ohne Rücksprache und gegen den Willen der Band mit einem Kopierschutz versehen wurde.
Ein Mitschnitt von Outtakes ihrer Tour, welchen die Band selber auf ihrer Homepage zum Download bereitstellte, weil das Plattenlabel die Kosten für die dafür notwendige dritte CD nicht tragen wollte, mussten sie herunternehmen.
2012-03-30 um 5:42 pm
Connie
Es ist leider nicht richtig, anzunehmen, dass Verwerter, seien es nun Verlage, die Musikindustrie oder andere, die Gehirne der Massen waschen, indem sie nur seichte „Kunst“ anbieten, und anpsruchsvolles gar nicht erst produzieren. Viel wahrer ist, dass die Masse Seichtes eher kauft, als Anspruchvolles und das die Verwerter, indem sie den Massengeschmack bedienen überhaupt erst die Möglichkeit haben, die Werke von Außenseiter zu produzieren.
Mit dieser Tatsache setze ich mich tagtäglich auseinander.
Wenn das „Volk“ Anpruchsvolles angeblich so sehr liebt, frage ich mich, warum Indi-Bands es so schwer haben. Man kann diese Lieder längst kaufen, konnte man immer, ebenso wie anspruchsvolle Literatur, Kunst etc. Warum kauft sie denn nur keiner?
Wer hier erwartet, dass Kunst und Musik oder anderes Kulturgut wertvoller und bunter wird, weil plötzlich die Nutzer/Käufer darüber entscheiden, was unterstützt wird und was nicht, den muss ich leider enttäuschen. Die breite Masse bestimmt schon jetzt das Bild dieser Gesellschaft und sie hat schon jetzt die Möglichkeit dieses Bild anders zu gestalten. Tut sie nur nicht.
2012-03-30 um 5:49 pm
Connie
Ach ja und es stimmt: es gibt kein Recht auf Entlohnung.
Es gibt übrigens auch kein Recht auf Kulturgut.
Kein Recht auf Musik
Kein Recht auf Literatur
Kein Recht auf Besitz
Kein Recht auf eine Wohnung, einen Fernseher, das Internet….
Die Frage ist doch eher, was als GERECHT empfunden wird und in was für einer Gesellsschaft wir leben wollen.
Ich fände es übrigens gerecht, wenn ich nach 10 Jahren, das Auto meines Nachbarn benutzen dürfte. Ich hab selber keins, würde aber gerne ab und zu eines fahren. Ich nehme es dem anderen auch nicht weg, er kann es gerne wieder haben. Ich mag es mir nur ungefragt jeder Zeit ausleihen, auch dann, wenn er es eigentlich selber nutzen möchte. Wenn ich schneller bin, hat er halt Pech gehabt. Das wäre voll gerecht, finde ich.
2012-03-30 um 11:40 pm
Thomas
@ Connie: Bin voll und ganz bei Dir. Siehe meine Antwort unten.
2012-03-31 um 8:54 am
Stefan
@Herbert Rahn,
Du schreibst: „Was aber nicht in den Köpfen aller Kunst-/Kulturschaffenden angekommen ist: Es gibt kein RECHT auf Entlohnung. Wenn man etwas schafft was keinem gefällt, dann bekommt man auch kein Geld. Punkt. “
Kein Künstler der Welt wird fordern, dass er Geld für etwas bekommt, was niemand haben will. Zeig mir einen Künstler, der das fordert! Es gibt aber eben auch kein RECHT darauf, kostenlos Dinge in Anspruch nehmen, die einem gefallen.
2012-03-31 um 1:33 pm
LordSnow
„Kein Künstler der Welt wird fordern, dass er Geld für etwas bekommt, was niemand haben will. Zeig mir einen Künstler, der das fordert!“
Was denkst du was Zwangsabgaben, wie auf Tonträger, Kopiergeräte, GEZ usw sind? Wir sind doch schon längst an dem Punkt, wo sich ein paar Leute ein Rechtssystem geschaffen haben, wo sie sogar Geld bekommen, wenn keine Sau intersseriert was sie machen. Und hinter den Kulissen wird schon fleißig an Kulturflatrate und co gearbeitet, wo dann auch noch jeder einfach nur wegen des Vorhandensein eines Internetanschlusses noch mehr Zwangsabgaben bezahlen soll, natürlich ohne dass man eine Gegenleistung bekommt, die man auch haben will.
„Es gibt aber eben auch kein RECHT darauf, kostenlos Dinge in Anspruch nehmen, die einem gefallen.“
Doch, genau das gibt es 😉 das Recht auf Privatkopie: §53 Abs. 1 Satz 1 UrhG. Im Übrigen die Rechtfertigung für die Zwangsabgaben, nur dass DRM-Systeme umgehen, um sein erkauftes (!) Recht auch anwenden zu können dann mit dem §§95a ff. UrhG wieder ausgehebelt wurde und nur noch die Zwangsabgaben ohne Gegenleistung übrig blieben.
Im Übrigen gibt es doch nun genug Studien die zeigen dass „Vielkopierer“ die besseren Kunden sind. Schaut euch doch mal bei Leuten in eurem Umfeld um, die sich Zeug kopieren, das sind meist diejenigen mit den überfüllten Bücher- und CD-Regalen, weil sie selbst wissen, dass man Geld ausgeben muss, um die Urheber zu fördern, von denen man mehr haben möchte. Wenn man die Welt nicht auf Bildzeitungsniveau betrachtet und bekloppte Einzelfälle auf die Gesamtheit projiziert, dann wird doch klar, warum der Kulturgütermarkt gerade boomt ohne Ende, obwohl momentan alles frei im Netz verfügbar ist und wir keine Websperren, Vorratsdatenspeicherung und co haben.
Wenn die Leute etwas als gut empfinden geben sie ohne Ende Geld aus, seit dem Internet mehr als je zuvor in der Geschichte, und diejenigen die sich hier beschweren sind wahrscheinlich diejenigen, denen nur mit noch mehr Zwangsabgaben zu helfen ist, aber eben auch nicht mit Internetsperren, Deep Paket Inspection und Vorratsdatenspeicherung.
Viele Grüße
René
2012-04-01 um 12:51 pm
Christel Burgh
„Was denkst du was Zwangsabgaben, wie auf Tonträger, Kopiergeräte, GEZ usw sind? Wir sind doch schon längst an dem Punkt, wo sich ein paar Leute ein Rechtssystem geschaffen haben, wo sie sogar Geld bekommen, wenn keine Sau intersseriert was sie machen.“
Du willst hier mitreden und hast augenscheinlich überhaupt keine Ahnung.
Die „Zwangsabgaben“ werden durch die Verwertungsgesellschaften nach einem bestimmten Schlüssel auf diejenigen Urheber verteilt, die nachweislich etwas veröffentlicht haben bzw. deren Werke GENUTZT wurden. Wer nichts veröffentlicht, erhält exakt NICHTS aus diesen Töpfen.
Also: informier dich oder halt die Klappe!
Und eins kann ich dir versprechen: die Urheber werden sich sehr gut merken, wie sie von Leuten wie dir diffamiert wurden und dies bei zukünftigen Geschäftsmodellen selbstverständlich berücksichtigen. Aber dann bitte nicht rumjammern.
2012-04-01 um 1:51 pm
LordSnow
„Die “Zwangsabgaben” werden durch die Verwertungsgesellschaften nach einem bestimmten Schlüssel auf diejenigen Urheber verteilt, die nachweislich etwas veröffentlicht haben bzw. deren Werke GENUTZT wurden.“
Nein, es reicht vollkommen aus nur etwas veröffentlicht zu haben, ich brauche einfach nur jedes Jahr der VG Wort auflisten was ich veröffentlicht habe, das allein reicht, egal ob irgendjemand das auch liest oder gar nutzt.
„Und eins kann ich dir versprechen: die Urheber werden sich sehr gut merken, wie sie von Leuten wie dir diffamiert wurden […]“
Wenn jetzt schon gedroht wird, wenn jemand Fakten bringt, dann sind wir ja bereits in Phase 3 angelangt:
„Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“ (Mahatma Gandhi)
Viele Grüße
René
2012-04-01 um 5:02 pm
Christel Burgh
Wenn nie jemand deine Sachen nutzt, wirst du wohl kaum dein Geld mit Schreiben verdienen. Wie kommst du dann in eine Verwertungsgesellschaft? Zumindest in der VG Bild-Kunst muss man bestimmten kreativen Berufsgruppen angehören, d.h. mit kreativer Arbeit sein Geld verdienen, um aufgenommen zu werden. Nur Bilder ins Netz zu stellen, reicht nicht aus.
Sollte das bei der VG Wort anders sein, entschuldige ich mich, dass ich dir in dem Punkt zu nahe getreten bin.
2012-04-01 um 6:16 pm
Christel Burgh
Ich frage mich allerdings warum jemand einen Wahrnehmungsvertrag mit der VG Wort abschließt, wenn er deren Grundidee oder ihren Verteilungsplan so vehement ablehnt. Bisschen inkonsequent, findest du nicht?
2012-04-01 um 8:02 pm
LordSnow
„Ich frage mich allerdings warum jemand einen Wahrnehmungsvertrag mit der VG Wort abschließt“
Man muss keinen Vertrag abschließen, sondern einfach nur seine Veröffentlichungen melden. Mache ich aber nicht, obwohl ich es könnte, aber wie du sagst, ich finde das (Verteilungs)System absolut hirnrissig und nutze es deshalb auch nicht, auch wenn dadurch diejenigen sich noch mehr die Taschen vollhauen können, die es sich mit solchen Strukturen ergaunern ohne etwas zu leisten was überhaupt irgendjemand haben will.
2012-04-01 um 10:32 pm
Christel Burgh
„Man muss keinen Vertrag abschließen, sondern einfach nur seine Veröffentlichungen melden.“
Das ist definitiv falsch. Habe selber so einen Wahrnehmungsvertrag der VG Wort hier liegen.
„…sich noch mehr die Taschen vollhauen können, die es sich mit solchen Strukturen ergaunern ohne etwas zu leisten was überhaupt irgendjemand haben will.“
Ohne Leistung gibt es erstens gar nichts und zweitens kannst DU überhaupt nicht wissen, was ANDERE haben wollen oder nicht. Blanke Anmaßung, von dir auf alle anderen zu schließen.
Tut mir leid, ich kann deine Beiträge nicht ernst nehmen, René.
2012-04-02 um 7:39 am
LordSnow
„Habe selber so einen Wahrnehmungsvertrag der VG Wort hier liegen.“
Das ist schön für dich, brauchst du aber nicht, zumindest wenn ich dem Shaker Verlag glauben kann, der mich immer wieder anschreibt, dass ich meine Veröffentlichungen bei der VG Wort melden soll, um dafür vergütet zu werden.
„Ohne Leistung gibt es erstens gar nichts“
Da sind wir am Punkt, was eine Leistung ist darf nicht derjenige definieren, der etwas macht, sondern diejenigen die es haben oder eben nicht haben wollen, da geht es um Marktwirtschaft versus Kommunismus. Eine Leistung die nur dir selber etwas nutzt ist eben keine Leistung welche die Gesellschaft Zwangsvergüten soll, Punkt!
„und zweitens kannst DU überhaupt nicht wissen, was ANDERE haben wollen oder nicht.“
Zwangsabgaben fallen ja nicht vom Himmel, natürlich muss es Leute geben, welche die Politik so beeinflusst haben, dass es zu leistungslosem Einkommen in diesem Industriezweig kommen konnte.
„Blanke Anmaßung, von dir auf alle anderen zu schließen.“
Ich schieße nicht auf alle und erst recht nicht von mir selbst, ich schließe auf diejenigen die denken selbst definieren zu können was eine (für die Gesellschaft gewollte) Leistung ist, statt zu versuchen auf ehrliche Art und Weise am immer stärker boomenden Kulturgütermarkt mit echter Leistung etwas zu erreichen. Und dieses umgeheule von „Versagern“ (muss ich jetzt mal so deutlich sagen) geht mir einfach nur noch auf den Sack, tut mir Leid, man konnte noch nie in der Geschichte der Menschheit so einfach und so viel Geld mit Kultur verdienen, wie jetzt, bekommt einfach mal euren Arsch hoch statt nur rumzulamentieren, das ist ja schrecklich.
„Tut mir leid, ich kann deine Beiträge nicht ernst nehmen, René.“
Musst du auch nicht, aber akzeptiere bitte, dass es Menschen gibt, die sich auf Grund von Fakten und nicht nur reiner Ideologie ihre Meinung bilden und vielleicht auch die Rechtslage, was Zwangsabgaben und das Recht auf kostenloses Konsumieren (Privatkopie) angeht, besser kennen. 😉
Viele Grüße
René
2012-03-30 um 5:23 pm
Marunde
Andi: „Lies mal die Statements von Cory Doctorow und Paolo Coelho dazu (beides Bestseller-Autoren).“
Beststeller-Autoren machen eine verschwindend geringe Minderheit unter den Autoren aus. Deren Lizenzhonorare sind so groß, dass sie per „Umsonst-im-Internet“ werben können, ohne auch nur das geringste Risiko einzugehen. Es ist okay, wenn die sich für ein bestimmtes Geschäftsmodell entscheiden – aber man kann es nicht allen anderen Autoren/Künstlern gesetzlich verordnen. Es muss jedem selbst überlassen bleiben, welches Geschäftsmodell er wählt. Und genau das sichert das Urheberrecht ab.
2012-03-30 um 8:07 pm
LMAA
Liebe Connie, mein Mitleid hast Du. Es geht uns Urhebern etwa so wie den Ländern Osteuropas um 1940-43, als ein ‚innovatives Geschäftsmodell‘ über sie rollte, und sie sich den neuen Techniken anpassen mussten. Deutschland brauchte ’neuen Lebensraum‘. Ebenso brauchen Google und Kim Schmitz billigen content, und die, die ihn herstellen, sollen ihn gefälligst kostenlos herausrücken.
Ich habe bis 2004 content (was für ein fieses Wort!) für CDs geschaffen. Ca. 400000 wurden verkauft. Ich habe mich oft geärgert, welch kleine Marge von den Verkäufen bei mir bleibt. Auf der anderen Seite hätte ich ohne GEMA, Verlag und Handel auch bei optimaler Selbstvermarktung nie diese Verkaufszahlen erreicht. Ich arbeitete in einem Ausbeutungssystem, freiwillig , das mich immerhin am Gewinn beteiligte. Ab 2002 gab es meine CDs dann von selbsternannten Philantropen als kostenlose downloads für lau im Netz. Irgendwer verdiente an der Werbung auf den sharing-Seiten. 2008 machte der Verlag pleite. Heute stehen meine Sachen immer noch im Netz und werden fleissig heruntergeladen. Ich habe nichts davon. Anwälte mag ich nicht. Ich habe keine Lust, T-Shirts zu verkaufen. Und ich habe keine Lust mehr, etwas neues zu machen unter diesem Regime.
Ich kann verstehen, dass Du sauer und zynisch wirst. Aber so ist es halt unter der Besatzung von Google & Co.
2012-03-30 um 11:32 pm
Christel Burgh
„Ich bin Teil der Generation, die mit Musik und Filmen aus dem Netz aufgewachsen ist. Ich konsumiere ungemein viele Medieninhalte, Mengen die wohl deutlich über dem Durchschnitt liegen… “
@Andi: Angesichts dieser Selbstdarstellung empfinde ich deinen Artikel als geradezu peinlich herablassend und selbstherrlich. Ein wenig mehr Demut vor den Schöpfern all dieser „Medieninhalte“ stünde dir gut zu Gesicht. Aber Respekt vor der kreativen Leistung anderer ist wohl gerade nicht in Mode, zumindest nicht in deiner Partei.
Konsum als Kernkompetenz, ich lach mich tot. Aber klar, wir sind ja auch eine „Konsumgesellschaft“…
„Wir akzeptieren keine Einschränkung der Freiheit (im Netz) für wirtschaftliche Interessen“.
Hahahaha… die AGB von Facebook, Google und Konsorten hast du aber schon akzeptiert, soweit geht die Freiheitsliebe dann doch nicht, oder wie? Ihr Piraten merkt ja noch nicht mal, wie ihr verarscht werdet! Milliardenschwere Großkonzerne kontrollieren mittlerweile „das Netz“ und diktieren ihre Spielregeln auf allen großen Plattformen und ihr faselt von Freiheit, weil ihr in euren Blogs noch ein bisschen Amateurpolitik/kunst/wasauchimmer machen dürft.
2012-03-30 um 11:48 pm
Thomas
Hehe…ja, dieser Teil der Selbstdarstellung über „Immaterialgüter“ ist schon echt schräg.
Ich sage nur: „Irgendwann kamen die Verschärfung des Urhebrrechts. Nun konnte ich nicht mehr so frei konsumieren wie vorher, es fehlte mir irgendwie. “
Tja…“irgendwann konnte ich nicht mehr im Supermarkt klauen gehen…das fehlte mir irgendwie…“.
Was soll man da machen, nech?! 😛
2012-03-30 um 11:37 pm
Thomas
– ACHTUNG: Mein Betrag enthält kleinere Wutausbrüche. –
Hallihallo,
zunächst einmal sei gesagt, dass ich diese Diskussion sehr interessant finde und vor allen Dingen einigermaßen überrascht bin, wie mehr oder weniger sachlich diese hier geführt wird; ich habe mal eine ähnliche Diskussion im heise-Forum miterleben müssen, und was mir da an Scheiße entgegengespült kam von selbsternannten Netz-Rezoluzzern, die es quasi als Menschenrecht ansahen, sich umsonst Filme und Musik aus dem Netz laden zu dürfen…mir tat nach zwei Minuten mein Gehirn so weh, dass ich dieses Forum verlassen musste, sonst wäre ich gestorben oder hätte jemanden umgebracht.
Aber nun zum Thema:
Eigentlich wollte ich erst einmal ein paar versöhnliche Töne anstimmen, habe mich aber entschieden, gleich „in medias res“ zu gehen, wie der Isländer sagt.
Nur der Form halber: Die vielen pro- und contra Argumente, die ich in den Postings vorher gelesen habe, sind streckenweise sehr klug und haben durchaus ihre Berechtigung (auf BEIDEN Seiten).
Nichtsdestotrotz gibt es ein paar Punkte seitens der „Geistiges Eigentum ist Diebstahl“-Fraktion, die in dieser Form schlicht an der Realität vorbei sind und die ich deshalb hier kurz mal verwursten muss; ich entschuldige mich schon im vorhinein, dass ich hier keine ausgewogene pro/kontra-Diskussion hinlegen werde.
1) Geistiges Eigentum ist existent, und es ist absolut sinnvoll und notwendig, dieses auch als solches einklagen zu können. Ich bin selber Filmer und arbeite viel mit (freiberuflichen) Redakteuren und Grafikern zusammen.
Diese Leute kämpfen tagtäglich dagegen an, dass ihre Texte und Werke unrechtmäßig vervielfältigt und verbreitet werden. Die Menschen haben Arbeitskraft und Geld in ihre Werke gesteckt.
Ihnen dann zu sagen, „dass “geistiges Eigentum” der wohl mit Abstand größte Schwindel des Prä-Informationszeitalters ist.“, wie Du das auf Deiner Seite tust, Andi, ist eine Verhöhnung der gesamten Kreativbranche.
Und nebenbei auch völlig geschichtsvergessen: Wer sich mit Wirtschaftsgeschichte befasst, wird sehr schnell feststellen, dass der zivilisatorische Fortschritt vor allen Dingen einem Umstand zu verdanken ist: Geistigem Eigentum! Ohne Geistigem Eigentum und dem Schutz desselben keine Verwertungsrechte. Ohne Verwertungsrechte kein Geld. Ohne Geld kein Anreiz IRGENDWAS zu erfinden, zu entwickeln oder sonstwas.
Das regt mich mit am meisten auf: Viele der „Geistiges Eigentum ist Diebstahl“-Fraktion scheinen zu glauben, dass all dies, was uns umgibt schon immer da war und immer da sein wird, egal was. Falsch.
(Nebenbei: Ja, natürlich war auch der InformationsAUSTAUSCH für den Fortschritt wichtig! Aber eben nicht umsonst und für alle…).
2) Ein „Argument“ für die „Alles umsonst im Netz“ Fraktion scheint auch zu sein, dass sich Kunst- und Kulturproduktion durch das Netz sogar erhöht hat. Und dass sogar mehr „Kunstwerke“ verkauft werden.
Wisst ihr, was es noch wesentlich mehr gibt? Videos von Hunden auf Skateboards! Und von Leuten, die auf die Fresse fallen.
Was ist das denn bitte für ein Argument?! Nur, weil etwas MEHR geworden ist, heißt es doch nicht, dass es BESSER geworden ist.
Welcher Art ist diese Kultur, die jetzt mehr produziert wird? Zu welchen Preisen werden die Kunstwerke umgesetzt?
3) Ein weiterer schwerer Denkfehler ist der, dass, nur weil etwas immateriell vorliegt (und somit quasi „kostenlos“ vervielfältig werden kann), das massenabhängige Wertigkeitsprinzip außer Kraft gesetzt ist.
Sicherlich: Durch die Immaterialisierung wird die Produkteigenschaft der „Knappheit“ außer Kraft gesetzt. Dinge sind jetzt unbegrenzt verfügbar.
Das heißt aber noch lange nicht, dass kein Schaden entsteht, wenn man sie unerlaubt kopiert und verbreitet!
Wenn meine Grafikerin eine tolle Grafik entwirft, die sie normalerweise 1.000 Mal verkaufen könnte (über dementsprechende Plattformen)…und irgendsoein Schlauberger kopiert es und verbreitet es umsonst mit dem Hinweis, dass sie für die ERSTELLUNG der Grafik ja schon bezahlt wurde, die VERBREITUNG somit aber frei wäre, verliert sie 1.000 Mal die Gelegenheit, aus einer guten Arbeit Kapital zu schlagen.
Connie (die als eine der wenigen hier wirklich zu wissen scheint, wovon sie spricht) hat das schon in Form der Nutzungsrechte erwähnt.
Kreative LEBEN von diesen Nutzungsrechten! Denn die Arbeit als solche wird nicht wirklich gut bezahlt…die Verwertung schon.
4) Was mich auch aufregt (und da bin ich erneut bei Connie) ist dieser schnoddrige und selbstgefällige „Hinweis“ einiger hier, die Kreativen könnten sich doch neue Vertriebswege suchen.
Ähm…ENTSCHULDIGUNG?! Nur weil einige von euch in einer „free for all“ Kultur groß geworden sind und nun zu denkfaul sind, einzusehen, dass Kultur nicht von Luft und Liebe entsteht, sondern harte teure Arbeit ist, sollen wir uns ändern?! Wir, die wir die Kunstwerke erst überhaupt produzieren?!
Da gehört schon sehr, sehr viel Chuzpe dazu, so zu argumentieren. „Wir sind es gewohnt, alles von euch umsonst zu bekommen…also müsst ihr euch wohl mal um andere Vertriebswege bemühen“. Wow!
Ja: Das Internet bietet uns MASSEN an neuen spannenden Vertriebswegen! (Gerade für uns Filmer!) Und das ist fantastisch.
Und diese nutzen wir auch gerne, um unsere Werke (insbesondere Nischenprodukte) an den Mann und die Frau zu bringen.
Aber NICHT, weil wir sonst keine andere Möglichkeit mehr haben, weil einige Herrschaften nicht mehr für Filme und Musik zu zahlen bereit sind.
==========
Abschließend möchte ich sagen: Ja, es wird neue Wege geben müssen…für uns Kreative, für das Urheberrecht.
Und auch die Freiheit im Netz ist ein hohes Gut, das verteidigt werden muss. Bietet es doch unzählige Möglichkeiten des Wissens und Informationsaustausches und verbindet somit Menschen und Meinungen.
Und genau DAS ist die Freiheit, die auch verteidigt werden sollte.
Aber bitte, liebe Piraten: Missbraucht den Kampf um diese Freiheit nicht als Deckmantel, grundlegende Prinzipien dieser Gesellschaft wie dem Geistigen Eigentum und den daraus resultierenden Verwertungsrecht infrage zu stellen, nur weil ihr nicht dafür zahlen wollt, euch einen Film anzusehen oder ein Musikstück anzuhören.
Und hört mit dieser Paranoia-Schiene auf: Nicht hinter jedem Drehbuchautor, der sein Recht einklagt steht ein dunkle große Wirtschaftsorganisation. Manchmal ist es tatsächlich nur ein Drehbuchautor (oder eben dieser 51), der einfach keine Lust mehr auf diese naive „Free for all“ Romantik hat.
2012-03-31 um 11:20 am
libero
„Das heißt aber noch lange nicht, dass kein Schaden entsteht, wenn man sie unerlaubt kopiert und verbreitet!
Wenn meine Grafikerin eine tolle Grafik entwirft, die sie normalerweise 1.000 Mal verkaufen könnte (über dementsprechende Plattformen)…und irgendsoein Schlauberger kopiert es und verbreitet es umsonst mit dem Hinweis, dass sie für die ERSTELLUNG der Grafik ja schon bezahlt wurde, die VERBREITUNG somit aber frei wäre, verliert sie 1.000 Mal die Gelegenheit, aus einer guten Arbeit Kapital zu schlagen. “
die möglichkeiten, mit einer idee, die im internet veröffentlicht wird, verringert sich dadurch nicht, deine folgerung ist reine hypothese!
sie kann sich sogar erhöhen, denn im internet haben viel mehr leute die möglichkeit, sie überhaupt wahrzunehmen. außerdem stellt keiner was ins internet mit dem hinweis, bloß nichts zu bezahlen. im gegenteil! gerade im musikbereich, bei noch unbekannten, kleineren künstlern geschieht dies in der regel mit dem hinweis, den künstler bei gefallen des werks durch bezahlung zu unterstützen!
die viel beschworene ‚gratismentalität ist ein reiner kampfbegriff, eine lüge! die wahrheit ist: sehr viele menschen haben einfach nicht genug geld, um sich ‚kulturellen content‘ noch zu leisten. wenn der preis für diese qualitäts-kunst fordert, daß nur noch leute daran teilnehmen können, die über entsprechende mittel verfügen, dann ist diese gesellschaft insgesamt am ende!
2012-04-01 um 1:17 am
Merlin
Kein Urheber ist ernsthaft gegen das Internet, im Gegenteil. Nur gegen die vollkommene Legalisierung von Filesharingplattformen, da habe ich etwas dagegen. Das Netz ist ja zum Glück ein kleines bisschen mehr als letztere.
Und falls sich wirklich die Mehrheit der Nutzer die Werke nicht leisten kann, so ist das natürlich sehr bedauerlich und wäre zu ändern, aber dieser soziale Ausgleich sollte nicht auf den Schultern der Urheber stattfinden, die statistisch im Schnitt selbst relativ wenig verdienen.
Dafür sollte man eher Mindestlöhne, höhere H4-Sätze einführen und den Höchsteuersatz erhöhen.
2012-03-30 um 11:40 pm
Christel Burgh
Ich hatte hier übrigens gerade eine reale Email-Adresse eingegeben, und kaum war das geschehen, schwupps, war der Rest der Eingabefelder au-to-ma-tisch mit den Angaben meines google-Accounts gefüllt, dazu mein Avatar einer anderen Plattform. DAS sollte dir Angst machen, Andi. Nicht eine imaginäre staatliche Überwachung… (Ich beziehe mich hier wieder auf deine Selbstdarstellungsseite)
2012-04-02 um 12:41 pm
Andi
Äh… it’s not a bug, it’s a feature. Gravatar funktioniert so, dass er den Avatar anhand der E-Mail-Adresse an den Gravatar unterstützenden Plattformen angleicht. Diesen Dienst musst du nicht nutzen. Das ist alles andere als gefährlich.
2012-03-31 um 1:07 am
feydbraybrook
„Jedes Gesetz steht zur politischen Disposition“.
Nein. Denn: für die einen ist sind die Menschenrechte zwar im Gesetz verankert, haben aber universalistischen Anspruch, sind also über Gesetze erhaben und bestehen, selbst wenn es in einem Land keine entsprechenden Gesetze gibt. Für die anderen sind es eben nichts weiter als Gesetze – in dem Fall können wir Grundrechte qua Mehrheit abschaffen. Viel Spaß in dieser Form der Demokratie.
Weiter lese ich den unlogischen Vergleich zwischen geklautem Auto und kopierter Musik. Ihr sagt, ein geklautes Auto ist weg, kopierte Musik sei aber immer noch da -es sei im letzteren Fall also kein Schaden entstanden.
Das ist falsch schlussgefolgert.
Bei einem Auto wird der Preis nicht nur für das Material, sondern auch für die Arbeit und das Know-How bezahlt, das der Produzent, die beteiligten Arbeitskräfte und die Entwickler des Autos investiert haben. Diese Arbeit und dieses Know-How muß entlohnt werden. Wenn Du von einem VW-Kunden, der das Auto bezahlt hat, ein Auto klaust, tut das dem Arbeiter, dem Entwicklerteam und dem VW-Werk nicht weh – die haben dann bereits ihr Geld vom Käufer erhalten (auch, wenn Du dann den Nutzer schädigst). Wenn Du Musik kopierst, kopierst / klaust Du „ab Werk“ – weder der Autor, noch die Firma, noch der Arbeitsaufwand der restlichen Beteiligten (Vertrieb, Verlag usw.) wird entschädigt.
Wenn pro verkaufter Kopie eine Privat- oder Freunde-Schnupper-Kopie dazukommen würde, wäre das ja noch OK, aber durch das „Filesharing“ kann man tausende von Kopien herstellen, obwohl – und selbst das ist manchmal nicht der Fall! – eine kopie bezahlt worden ist. Der Vergleich mit den Kassetten hinkt also auch, denn die konntest Du 3 – 4 Mal kopieren, dann war es aus.
http://feydbraybrook.wordpress.com/2012/03/30/feyd-zu-piraten-anonymous-content-diebstahl/
2012-03-31 um 1:24 pm
Connie
Vielen Dank für Deinen Blog-Eintrag. Ein sehr guter Artikel!
2012-03-31 um 10:57 am
libero
tja, ohne geld nunmal keine freiheit, schon klar. aber dieser ‚tatort‘ muß ja was cooles sein, wenn die da solche hippen ausdrücke vom acker lassen…
„…und damit die Banalität von Rechtsverstößen kaschiert oder gar zum Freiheitsakt hochjazzt.“
2012-03-31 um 11:55 am
Anonymous
Welch qualifizierte Bemerkung…
2012-03-31 um 4:46 pm
Christoph
Sorry Andi, aber das ist ganz schön schwach.
Es fängt an mit dem Vorwurf, die Drehbuchautoren seien nicht zu einer konstruktiven Debatte bereit. Das erinnert mich an Kinder im alter von 4-5 Jahren, die jeden Vorwurf mit einem entschiedenen „Selber!“ kontern. So kommen wir nicht weiter und ich sehe bei den Drehbuchautoren mehr Bereitschaft für eine offene Debatte als bei Dir.
Dann behauptest Du allen Ernstes, dass das Grundrecht eines Urhebers als Eigentümer seiner Werke zur Disposition stehe. Vielleicht solltest Du Dich erst mal informieren, was Grundrechte sind. Grundrechte heißen Grundrechte, weil sie eben nicht zur Disposition stehen. Grund- und Menschenrechte stehen jedem Menschen zu und man muss sie sich nicht erwerben. Punkt.
Während die Drehbuchautoren noch darauf hinweisen, dass es durchaus einen Widerspruch gibt zwischen dem Grundrecht auf geistiges Eigentum und dem Grundrecht auf freien Zugang zu Wissen, blendest Du die Rechte anderer einfach völlig aus. Damit machst Du es Dir zu einfach.
Du behauptest einfach, es gäbe gar kein geistiges Eigentum. Das dürfe man zwar anders sehen, aber wer mit Dir(TM) diskutieren will, muss Deine Ansicht erst als Tatsache akzeptieren. So viel zur Offenheit der Debatte und zu Totschlagargumenten.
Wenn man sachlich diskutieren will, dann sollte man auch nicht alles in einen Topf werfen. Netzsperren und Vorratsdatenspeicherung haben – zumindest nach derzeitigem Stand und nach deutschem bzw. europäischen Recht – rein gar nichts zu tun mit der Urheberrechtsproblematik. Leider bringst Du in blindem Eifer alles durcheinander, was Dein geliebtes freies Internet in Gefahr bringt und vergisst, dass „frei“ in diesem Zusammenhang nicht zwangsläufig „kostenlos“ heißt.
Das Internet bietet ungeahnte Freiheit und neue Entfaltungsmöglichkeiten. Deine trotzige Logik ist nun: Wir haben es genossen, uns daran gewöhnt und deshalb lassen wir es uns nicht mehr nehmen. Das ist vielleicht menschlich verständlich, aber ein rechtlicher Anspruch lässt sich daraus nicht ableiten. Mit der Logik hätte man auch ein Recht auf Auto fahren ohne Gurt und Telefonieren am Steuer.
Merkst Du was? In den Anfangszeiten des Automobils gab es keine Gurte oder Mobiltelefone und deshalb auch keinen Bedarf, das gesetzlich zu regulieren, heute schon. Neue technische Entwicklungen erfordern neue Gesetze, aber das scheinst Du nicht zu sehen.
Außerdem machst Du den Fehler, die Drehbuchautoren und die Rechteverwerter in einen Topf zu werfen. Die Zwischentöne, die in dem offenen Brief angeschlagen werden, nimmst Du gar nicht wahr, stattdessen machst Du die Autoren des Briefes direkt für so ziemlich alles verantwortlich, was Deinen Vorstellungen von einem freien Internet widerspricht.
Abschließend möchte ich noch auf einen Kommentar eingehen. Du schreibst, dass bei geistiger Schöpfung anders als bei Sachgütern kein Knappheitsargument gebe. Das ist falsch, denn die Menge der Kulturschaffenden und die der zahlenden Abnehmer ist begrenzt. Künstler arbeiten für Geld, ihre Zeit ist begrenzt und der Erlös, den sie erwirtschaften können richtet sich ganz wesentlich nach dem Absatz. Wenn jetzt der Absatz zurückgeht, weil nur noch wenige bereit sind zu zahlen und alle anderen kopieren, dann sinken die zu erwartenden Einnahmen der Künstler und damit ihr Marktwert.
Man kann nicht unendlich viel Kultur erschaffen, aber man kann die Werke unbegrenzt kopieren. Mit jeder Kopie sinkt der Wert – gerade bei immateriellen Gegenständen, denn Sachgüter kann man nicht so einfach kopieren. Das sind einfachste marktwirtschaftliche Zusammenhänge, die Du entweder nicht verstanden hast oder schlichtweg bestreitest.
Bitte versteh mich nicht falsch. Auch ich denke, dass wir dringend eine Anpassung des Urheberrechts an das digitale Zeitalter brauchen. Ich denke auch, dass die Rechteverwerter diese Entwicklung total verschlafen und sich dann auch noch ungeschickt angestellt haben, als es darum ging, die neuen Vertriebsmöglichkeiten zu erschließen. Ihr repressiver Ansatz ist weitestgehend gescheitert und gerade deshalb sollten sich jetzt mal alle an einen Tisch setzen und vernünftig diskutieren, wie man es denn besser machen und den Kuchen gerecht verteilen kann.
Leider kann ich bei Dir nichts von dem erkennen. Du bestreitest Tatsachen, argumentierst nicht vernünftig und bist anscheinend nicht bereit, auch nur einen Deut von Deiner Position abzuweichen.
Ich kann also weder Dir noch den Drehbuchautoren völlig zustimmen. Wenn ich jetzt aufgrund des Briefes und Deiner Antwort darauf eine Entscheidung treffen müsste, wäre es klar, wer die Runde gewonnen hat.
2012-03-31 um 6:06 pm
bovalentin
Reblogged this on bo valentin.
2012-04-02 um 5:23 am
Tatort gegen Intrenet « stohl.de
[…] gegen Intrenet Da hat der Sven Regener aber mal was los getreten – oder so: 51 Tatort-Autoren machen den Regener. Deswegen gab es gestern auch keinen Tatort-Stream im Netz. Na wunderbar. Ähnliche […]
2012-04-02 um 10:11 pm
ST
Warum verdienen Apple und Amazon mit ihren Portalen so viel Geld?
Sie bieten mp3-downloads an, Lieder die schon in „filesharing-Form“ sind und quasi nur darauf warten, illegal weiterverbreitet zu werden?
Aber nein! Die beiden verdienen damit ein Schweinegeld! Wieso? Und das bei der derzeitigen Rechtslage. Ohne ACTA und Co. Wieso?
Anderes Thema: Wieso beschweren sich hier subventionierte Drehbuchautoren? Sie bekommen ihr Geld durch Aufträge der ÖR. Die ÖR bezahlen denen ihre Arbeit. Die ÖR bekommen ihr Geld von mir. Und euch.
D.h. alles was die ÖR produzieren, IST schon bezahlt. Wieso muss ich dann nochmal Geld für eine DVD ausgeben? (Für einen Preis der deutlich über den Produktionskosten liegt.)
Und wieso muss ich Geld für eine Produktion ausgeben, die mich nicht im geringsten interessiert = Tatort??
Tatsache ist, dass sich durch fortschreitende Technik die Marktsituation ändert. Das war auch schon bei den Hufschmieden so, als Pferde kein flächendeckendes Transportmittel mehr waren. Das muss allen Beteiligten nicht gefallen, ist aber so.
Wenn es irgendwann nur noch einen Steuerparagraphen gibt, bin ich auch arbeitslos. Damit muss ich mich abfinden und etwas neues finden. (Mein Arbeitsbeitrag erfreut vielleicht nicht besonders viele Menschen und ist gesellschaftlich relevant.)
@Connie: Werden in den letzten 10 Jahren weniger Bücher mit Illustrationen verkauft? Geht dadurch dein „Geschäftsmodell“ zu Grunde? Nein, es ändert sich nur dein Ansprechpartner. Früher kam ein Verlag auf dich zu. Zukünftig betreibst du vielleicht einen eigenen Block, auf dem du in kleiner Auflösung Teile deiner Arbeit ausstellst und wirst von Schriftstellern direkt angesprochen. Dein Geschäftsmodell ändert sich, aber es löst sich nicht in Luft auf.
2012-04-04 um 5:10 pm
Digitaler Hufschmied
Wenn die Technik wirklich die Nachfrage nach Hufschmieden (oder eben Musik etc.) deutlich zu schlechten hin verändert hätte, müßte wir hier nicht 60+x Kommentare lang diskutieren, dann könnte man sagen: Ihr habt Pech gehabt, werdet modern.
Der Punkt ist eher ein anderer, „das Internet“ muß erwachsen werden und sich endlich seiner Größe entsprechend verantwortlich verhalten lernen.
2012-04-04 um 8:19 am
Regenz
Regener erzählt, dass jemand, der in der Piratenpartei eine Funktion ausübt, seinen Lebensunterhalt verdient mit Verkauf von Produkten an apple. Regener kritisiert an diesem Beispiel, dass diese Person also ein Parteiprogramm präsentiert, in dem privates Eigentum an Inhalten und Strafverfolgung von Diebstahl weniger Gewicht haben als open access zu Inhalten; auf der anderen Seite macht diese Person also Gewinn durch Geschäft mit einer Firma, die privates Eigentum an Inhalten und Strafverfolgung von Diebstahl zum Existieren braucht..
2012-04-04 um 8:16 pm
“Ihr wollt doch nur Musik klauen!” oder: Sachliche Diskussionen über das Urheberrecht | vinzv
[…] Dieser Blogpost ist ein Mashup aus Andis und […]
2012-06-05 um 4:59 pm
Urheber
„Wenn ihr der Meinung seid, euer aktuelles Geschäftsmodell klappt nicht mehr, dann überlegt euch ein neues und sagt uns, was wir am Gesetz besser machen können, damit die Bedingungen für euch besser werden“
Gerne sage ich was Ihr besser machen könnt:
Das Urheberrecht an sich gewährt dem Urheber ausreichend Rechte um seine persönlichen und materiellen Interessen zu schützen. Das Geschäftsmodell der Urheber würde dahingehend auch gut funktionieren.
Das Problem ist aber die Durchsetzbarkeit des Urheberrechts. Die muss definitiv verbessert werden um den Schutz den das Urheberrechtsgesetz vorsieht auch durchzusetzen. z.B. mit einer Provider-Haftung.
Es kann nicht sein, dass das geltende Urheberrecht mit der Begründung „weil es möglich ist und von der Gesellschaft gerne gebrochen wird“ aufgeweicht wird. Das hat nichts mit Freiheit zu tun.
Ich kann auch nicht argumentieren „Es ist möglich einen Kaugummi zu klauen und ich kaue gerne Kaugummi“ also mache ich das einfach, denn das ist meine Freiheit dies zu tun, die eingeschränkt werden würde wenn man mich dafür kriminalisiert. Es stecken im Kaugummi nicht nur reine Herstellungs/Produktionskosten, sondern auch Entwicklungskosten für die Schlaumeier die argumentieren: Der Kaugummi ist dann ja nicht mehr da wenn ich den stehle. Gleiche gilt für ein Auto.