Der Bundesvorstand hat in seiner letzten Sitzung die Einführung der sogenannten »Bundeskiste« beschlossen (TOP 3.2 & 3.3). Dabei handelt es sich um eine Datenbank zur Verifizierung von Mitgliedern. Verifizierungspiraten sollen bei entsprechenden Gelegenheiten die Identität von Parteimitgliedern prüfen, die dann für maximal 444 Tage als »verifiziertes satzungsgemäßes Mitglied« gelten. Ich habe mehrere Problem mit diesem Beschluss und möchte diese hier ausführen.
Unklarer Zweck
Das erste Problem besteht für mich darin, dass Sinn und Zweck dieses Systems nicht klar sind. Der Beschluss des Bundesvorstands sagt, dass die Rechte der Mitglieder durch die Bundeskiste nicht eingeschränkt werden sollen. Aber wieso installiert man dann überhaupt eine Datenbank »verifizierter satzungsgemäßer Mitglieder«? Wenn ein verifiziertes Mitglied nicht irgendwie anders behandelt werden soll als ein nicht-verifiziertes, dann brauche ich keine Verifizierung.
Auch wenn der Bundesvorstand selbst nicht vorsieht diese Information zu nutzen, sondern die Entscheidung den Gliederungen überlässt, schränkt er damit die Rechte der Mitglieder ein. Man kann keine geladene Waffe auf den Tisch legen un sagen: »Ich feuer sie nicht ab, wenn sie jemand anderes abfeuert bin ich nicht schuld«. Der Bundesvorstand ist für die Schaffung der Bundeskiste genauso verantwortlich wie Zensursula für den Aufbau der Zensurinfrastruktur verantwortlich gewesen wäre, auch wenn beide keine direkte böse Absicht hatten.
Es ist also unerlässlich klar zu sagen, zu welchem Zweck man das System einführt. So wie der Beschluss hier isoliert steht, gibt es keinen Zweck, also sollte das Instrument auch nicht installiert werden.
Daten wecken Begehrlichkeiten
Wie wir schon bei der Vorratsdatenspeicherung stets angeführt haben, wecken Daten Begehrlichkeiten. Mit der Verifizierung schaffen wir ein System was dem elektronischen Personalausweis ähnelt.
Einzelne Verbände, AGs oder andere Gruppen könnten problemlos bestimmte Rechte an der Verifizierung festmachen. Dies könnte z.B. ein Stimmrecht oder Zugang zu einem bestimmten Kommunikationsmittel sein (z.B. Schreibzugriff auf eine Mailingliste). Im Beschlusstext steht:
Die Verifizierungsdatenbank wird unter einer geeigneten Free/Libre Open Source Software Lizenz veröffentlicht.
Wenn ich das richtig interpretiere, dann sind die gespeicherten Hashes (s.u.) für jedermann zugänglich. Damit ist die Nutzung durch alle Gruppen problemlos ohne weiteres Zutun irgendeines Gremiums möglich. [Update: sic! s.u.]
Dies führt wiederum dazu, dass die an die Verifizierung gebundenen Rechte, nur mit Klarnamen nutzbar sind. Denn man braucht Name, Vorname, Geburtsdatum und Staatsbürgerschaft um die Verfikation vornehmen zu lassen. Diese sind im Hash (s.u.) in der Bundeskiste gespeichert. Mitglieder, die sich aus diesem (und anderem) Grund nicht verifizieren lassen wollen, sind damit in ihren Rechten eingeschränkt.
Datenschutzbedenken
Die geplante technische Implementierung der Bundeskiste hat grundsätzlich ein hohes datenschutztechnisches Niveau. Die entsprechenden Datensätze werden nicht im Klartext gespeichert, sondern nur als Hashwert. Das heißt, wer im Besitz meiner persönlichen Daten ist, kann zwar feststellen, ob ich verifiziertes Mitglied bin, aber niemand kann meine persönlichen Daten in Erfahrung bringen, wenn er sie nicht hat.
Während ein solches System datenschutztechnisch um Lichtjahre besser ist als die meisten vergleichbaren Systeme, ist es doch nicht ganz risikolos. Während das Ausspähen meiner persönlichen Daten technisch unmöglich ist, hat jeder, der im Besitz meiner entsprechenden persönlichen Daten – Name, Vorname, Geburtsdatum und Staatsangehörigkeit – ist die Möglichkeit festzustellen, ob ich verifiziertes Mitglied der Piratenpartei bin. Das wären z.B. typischerweise enge Freunde, aber auch der Arbeitgeber, die Religionsgemeinschaft, die GEZ oder jeder andere, der einen Melderegisterauszug einholen kann. Für Datenhändler wäre es auch problemlos möglich automatisiert zu prüfen ob in ihren Daten verifizierte Mitglieder der Piratenpartei sind.
[Update: Ich wurde auf einen Tweet aufmerksam gemacht, der die Datenschutzbedenken soweit ausräumt. Ich erhebe dennoch weiter Bedenken aufgrund der Begehrlichkeit durch Parteigliederungen.]
Akkreditierung für die ständige Mitgliederversammlung
In der Diskussion auf Twitter wurde die Bundeskiste immer wieder mit der Akkreditierung auf Parteitagen verglichen. Für eine ständige Mitgliederversammlung wäre eine solche Akkreditierung ebenfalls notwendig.
Während ich diese Notwendigkeit sofort einsehe, fühle ich mich durch die Argumentation doch etwas befremdet. Zum einen frage ich mich warum das Kind nicht beim Namen genannt wird. Warum wird ein buchstäbliche zweckloses Tool mit einem neutralen Namen eingeführt, statt es einfach als Akkreditierungsdatenbank für die ständige Mitgliederversammlung zu bezeichnen.
Der einzige Zweck, der mir spontan einfällt, ist die Gegner der ständigen Mitgliederversammlung nicht auf den Plan zu rufen. Ich möchte an dieser Stelle nicht über die ständige Mitgliederversammlung diskutieren, es gibt viele gute Argumente dafür und viele dagegen. Eines dieser Argumente dagegen ist sicher die Notwendigkeit der Verifizierung.
Es ist aber nicht ok, wenn jetzt mit der Bundeskiste vollendete Tatsachen geschaffen werden sollen. Nehmen wir an die Partei würde intensiv über die Anschaffung eines LKWs diskutieren und entsprechende Anträge an den Bundesparteitag würden vorliegen. Gäbe es nicht zurecht Kritik, wenn der Bundesvorstand 5 Wochen vor dem Parteitag beschließen würde eine Garage für den LKW zu bauen?
Wenn die ständige Mitgliederversammlung der Grund für die Bundeskiste ist, dann sollte sie meiner Meinung nach so lange auf Eis gelegt werden, bis die Diskussion über die ständige Mitgliederversammlung abgeschlossen ist. Falls die ständige Mitgliederversammlung beschlossen werden sollte, können wir immer noch über das Akkreditierungsverfahren diskutieren.
Zweifel an der Wirksamkeit
Das Ziel der Bundeskiste ist es Sockenpuppen zu verhindern. Derzeit kann jeder einfach einen Mitgliedsantrag mit irgendwelchen Daten ausfüllen, egal ob die Person zu diesen Daten existiert oder nicht. Das ist zweifelsohne ein Problem. Die Frage ist, ob die Verifizierung dieses Problem lösen kann.
Um allen Piraten eine brauchbare Möglichkeit zur Verifizierung einzuräumen, brauchen wir eine ordentliche Menge an Verifizierungspiraten. Diese sollen auch nach Möglichkeit nicht Verwaltungspiraten sein. Gehen wir mal konservativ von 200 Verifizierungspiraten aus, die wir brauchen um das System produktiv zu halten und möglichst zeit- und flächendeckend Verifizierungen anzubieten. Jeder dieser Verifizierungspiraten kann problemlos Sockenpuppen verifizieren wenn er das möchte, genauso wie jeder andere Piraten problemlos Sockenpuppen als Parteimitglied anmelden kann. Ich sehe nicht so viel Unterschied zwischen 200 und 20000 Leuten die Sockenpuppen anlegen können. Ein Verifizierungspirat ist nur dann sinnig, wenn man jemanden wählt, der besonders vertrauenswürdig ist. Das würde ich bei der Anzahl der notwendigen Personen durchaus als problematisch betrachten.
Fazit
Meines Erachtens ist der Beschluss zur Einrichtung der Bundeskiste viel zu voreilig gefallen und muss noch einmal ausgiebig diskutiert werden. Die derzeitige Situation so wie ich sie verstehe, halte ich für mehr als unbefriedigend. Zu aller erst muss die Notwendigkeit für ein solches Tool festgestellt werden, ins Blaue sollte es nicht installiert werden, schon allein weil es umfassende Ressourcen frisst.
Die ständige Mitgliederversammlung würde sicher eine Notwendigkeit implizieren, aber diese ist derzeit noch nicht gegeben, da die ständige Mitgliederversammlung noch nicht beschlossen ist. In diesem Fall ist die Bundeskiste mindestens bis zum Beschluss der ständigen Mitgliederversammlung auf Eis zu legen. Sollte der Beschluss gefasst werden, ist es sicher nötig die Bundeskiste einzurichten, falls keine Alternative aufgezeigt wird. Wir sollten uns der Folgen also schon bei der Diskussion um die ständige Mitgliederversammlung bewusst sein.
Bei der Umsetzung müssen wir IMHO auf jeden Fall einen Weg finden, der die Verifizierung einer Person nur bestimmten berechtigten Personen gestattet. Die Tatsache, dass jedermann eine Person als verifizierten Piraten identifizieren kann ist datenschutztechnisch höchst fragwürdig, gerade weil sehr viele Piraten bewusst nur unter Pseudonymen bei uns mitarbeiten. [Update: sic! s.o.]
Alles in allem bitte ich den Bundesvorstand den Beschluss fürs erste auszusetzen, um dem Thema noch einmal Raum für breite Diskussion zu geben. Es ist zu kritisch um es übers Knie zu brechen.
15 Kommentare
2012-10-12 um 3:32 pm
Andreas Bogk
Das mit dem Zweck ist tatsächlich so eine Sache: es gibt nämlich mehrere mögliche Szenarien, in denen die Bundeskiste nützlich sein kann. Natürlich ist ein vernünftiges Akkreditierungssystem für eine Ständige Mitgliederversammlung quasi zwingende Voraussetzung. Aber auch bei einem System wie dem LQFB, wie es momentan als Antragsvorbereitungstool eingesetzt wird, oder auch bei der Verwendung von LimeSurvey zur repräsentativen Erhebung von Meinungen der Mitglieder ist ein wirksames Sockenpuppenverhinderungsinstrument ein großer Gewinn.
Im übrigen möchte ich betonen, daß mir auch sehr viel daran liegt, daß man in der Partei auch unter Pseudonym mitarbeiten kann. Es gibt viele Politikfelder, bei denen das notwendig ist.
2012-10-12 um 3:58 pm
Kakao
Die Datenbank ist direkt übers Internet erreichbar. Mit einer Webseite davor, die jedoch gehackt werden kann. Anders als in der BuVo Sitzung gesagt, wird die Datenbank also nicht „genau so, wenn nicht besser“ vor unbefugtem Auslesen geschützt, wie bei der Mitgliederdatenbank. Diese ist nämlich über das Internet gar nicht erreichbar, sondern nur aus dem Rechenzentrum, z.B. über VPN.
Es besteht bei der Bundeskiste also ein vielfach erhöhtes Risiko, dass die Hashes und damit personenbezogene Daten öffentlich werden. Die Daten sind zwar gehasht, aber durch Ausprobieren „zurückberechenbar“ oder eben dafür zu gebrauchen, um bei bekannten Daten eine Parteimitgliedschaft, was ebenfalls ein personenbezogenes Datum ist, zu erhalten.
Und wofür wird dieses Risiko eingegangen? Für nichts, da die Verifizierung sinnlos ist -> Zweck.
Leider habe ich das gefühl, dass der BuVo nur ansatzweise verstanden hat, was er da abgestimmt hat. Und das obwohl er während der Sitzung auf mögliche Probleme hingewiesen wurde.
2012-10-12 um 4:01 pm
Marie
Nun ja, bei Gegnern der ständigen Mitgliederverwaltung gehen auch bei einem verharmlosendem, neutralem Namen alle Alarmglocken an….
2012-10-12 um 4:03 pm
Stephan
Zur Vervollständigung ein paar weitere Schlaglichter:
Kämen die Hash-Listen je heraus, man könnte sie als Orakel gebrauchen um z.B. festzustellen, ob jemand Jörg Tauss wieder in die Partei geschmuggelt hat. Oder ob Bodo Thiesen mittlerweile erfolgreich aus der Partei gemobbt wurde. Das zeigt welchen höchsten Schutzwert die Hashes trotz Bemühungen besitzen müssten, denn allein schon die Parteimitgliedschaft ist ein personenbezogenes Datum. Oops.
Ein Verwaltungspiraten-Insider berichtet, daß die Datensätze in unserer Mitgliederdatenbank nur so vor Schreibweisen und Tippfehlern strotzen. Eine Verifikation gelingt aber nur mit der exakt hinterlegten Schreibweise. Der Frust ist vorhersehbar und in jedem Fall muss hier dann sowieso ein Generalsekretär mit Klartext-Zugriff sich der Sache annehmen. Bloss dann kann ich mir den ganzen Krempel sparen und gleich lieber mehr als einen Vorstand zum Generalsekretär wählen oder besonders vertrauenswürdige Piraten bestellen, die auch Klartext-Sicht bekommen und dort die Stammdaten glattziehen und ein „verified human“ Hakerl machen. Oops.
Wird die Bundeskiste besonders dümmlich implementiert und gelangt trotz des Versprechens einer „abgesicherten Webseite“ (ha-ha) jemand an die Hashes, so kann man alle Namen aus einer Liste der beliebtesten 100.000 Namen, Geburtsdatum ab 01.01.1900 und Staatsbürgerschaft einfach durchprobieren und erhält auf die Weise innerhalb weniger Stunden eine 90%-Liste aller Mitglieder der Piratenpartei Deutschland. Oops.
Durch einen konzeptionellen Designfehler ist es unter Kenntnis beider KleinHash- und GrossHash-Listen sogar möglich, danach innerhalb weniger Sekunden auch noch die ca. 50 Mio Postadressen in Deutschland zu durchlaufen, um am Ende eine sehr vollständige Liste aller Piraten samt Name, Geburtsdatum, Staatsbürgerschaft und Adresse zu erlangen. Oops.
Schlussfolgerungen:
– Der Bundesvorstand weiss schlicht nicht, was er beschliesst. Ich plädiere darauf den Vorstand allsbald auf sechs zu verkleinern (1.+2. Vorsitzender, 1.+2. Schatzmeister, 1.+2. Generalsekretär), das Experiment mit „mehr Leute, besserer Output“ ist mit Pauken und Trompeten gescheitert.
– Es kommt ständig neuer Scheiss aus dem LV Berlin. Zuerst Liquid Feedback mit Gesinnungsvorratsdatenspeicherung, dessen Verschärfung mit KlarnamensPFLICHT ein Gutachten zum Glück noch abbügeln konnte. Jetzt eine Stammdatenvorratsdatenspeicherung nach Muster der Volkszählung samt Datenschutzleckpotenzial. Und dann noch nicht mal effektiv gegen den „Hauptfeind“ Sockenpuppe. Meine Fresse, was für inkompetente und naive Arschlöcher.
– Der Satz gestern „Die Bundeskiste wurde lange genug im Liquid Feedback diskutiert“ belegt, dass Liquid Feedback fertig hat. Dein Blogpost hier belegt, daß nur noch Superdelegierte und Nullen in diesem Browsergame herumklicken. Oder warum ist die Bundeskiste fachlich, organisatorisch und politisch durchgefallen? Unfassbar.
– Der Trick der Bundeskisten-Protagonisten, nicht mit allen Facts auf den Tisch zu kommen, ist kläglich aufgeflogen. Allein deswegen muss die Strafe schon lauten, dass es nicht kommt.
2012-10-12 um 4:30 pm
Duesenberg
Ich bin schlicht immer noch sprachlos
2012-10-12 um 4:49 pm
Kakao
Ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen, aber wenn die Hashes erst mal öffentlich sind (durch Hack oder Leak), dann kann man sowas nicht mehr verhindern:
istxxxnochpirat.de
http://pastehtml.com/view/cepjr5pv2.html
Und dann bin ich gespannt, wie der Vorstand das erklären will. Sogar der Bundesdatenschutzbeauftragte hat während der Sitzung seine Bedenken geäußert. Trotzdem hat der BuVo fast einstimmig (jedoch keine Stimme dagegen) den Antrag angenommen.
2012-10-12 um 5:27 pm
Slash
Wobei der Bundesdatenschutzbeauftragte sich in der Runde ziemlich mit seiner radikalen Position diskreditiert hat: Nach seiner Position war JEDE wie auch immer geartete Datenerhebung ein Ding der Unmöglichkeit; wäre man dem in aller Konsequenz nachgegangen, dürfte die Piratenpartei ja nicht mal eine Mitgliederdatenbank haben, dann wäre also wirklich absolut gar keine Datenerhebung für irgendwas möglich; weder für Parteitags-Akkreditierung, noch Mitgliedsantrag noch E-mails.
Mit dieser wutschäumend vorgetragenen Positionierung hat sich der Bundesdatenschutzbeauftragte bei mir persönlich komplett unglaubwürdig gemacht; „wer ist denn der Spinner ?“, dacht‘ ich mir bei seinen Ausführungen…
2012-10-12 um 5:17 pm
Andreas Bogk
Man kann übrigens auch die Laptops der Zugangsberechtigten zur Mitgliederdatenbank hacken, nicht schwieriger als so einen Server. Oder in der BGS die Tür eintreten und die Papierunterlagen raustragen. Oder auf einem Parteitag sich als Akkreditierungspirat melden und ein Komplettbackup ziehen. Oder auf selbigem seinen Rechner an das VPN anstöpseln und ein Komplettbackup ziehen. Bleibt also bitte mal bezüglich der Risiken auf dem Teppich.
An ad hominem a la Stephan möchte ich mich im übrigen nicht beteiligen.
2012-10-16 um 2:23 pm
Pirat
Die Akkreditierungspiraten bekommen keine Kopie der Daten, sondern booten ein Image von CD mit dem sie via 802.3i einzelne Piraten verifizieren können.
2012-10-12 um 5:20 pm
Slash
Wisst ihr was jetzt das beste wäre – so rein systematisch ? NOTBREMSE ziehen. Ich hege große Sympathien für die Bundeskiste, die ich auch gleich noch begründen werde, aber eines ist hier doch offensichtlich:
Mit dem jüngsten, großen Ausführungsfortschritt ist sehr viel Kritik aufgekommen, die reflektiert werden sollte.
Dummerweise sind unsere Strukturen zu alt-etabliert um einen Vorgang, der erst einmal durch BuVo-Beschluss in’s Rollen gelangt ist, anzuhalten.
Was mich persönlich an der Bundeskiste stört ist der Umstand, dass die Datenerhebung weitreichender ist als notwendig, und das darüber hinaus sehenden Auges auch in Kauf genommen wurde:
Wenn ich als Initiator die Möglichkeit habe, statt „Nationalität“ etwas datensparsameres zu erheben, nämlich „deutsch oder nicht-deutsch“, ja, verdammte Axt, dann mach‘ ich das doch einfach von mir aus, anstatt das erst im Abwägungsprozess des BuVo anzubieten, als das Konzept drohte nicht angenommen zu werden – vor diesem Hintergrund haben wir hier gleich 2 Fehler, einen handwerklichen (unnötige Datenerhebung) und einen strategischen (beste Absichten würd‘ ich Initiatoren, die sich so verhalten, nicht attestieren).
Ansonsten möchte ich alle in Andi’s Artikel und Stephan’s Kommentar zu Andi’s Artikel angeführten Kritikpunkte unterstützen.
Aber nun zu den Vorteilen der Bundeskiste aus meiner Sicht:
1. Jedes Willensbildungs-Tool* der Piratenpartei Deutschland, das wie auch immer geartet Anonymität beinhalten soll, würde von der Bundeskiste profitieren
1.1. Die Bundeskiste ist einem gewissen, stark datenschutzförderlichen Änderungsvorschlag an LQFB zuträglich: https://netzpolitik.org/2010/liquid-anonymitat/
1.2. Auch ein Diskussions-System, das dem Beschluss-System LQFB vorgeschaltet ist und Anonymität beinhaltet, würde von der Bundeskiste profitieren
1.3. Ich weiß nicht, ob es erstrebenswert ist, Anonymität in einem Informationssystem, das dem Diskussions-System vorgeschaltetet ist, einzubauen, aber unabhängig von jener Wertung wäre eine Bundeskiste dafür technisch zuträglich
2. Es ist der ständigen Mitgliederversammlung zuträglich
* Ich bin Mitglied der AG Meinungsfindungstool; wenn LQFB von manchen als das neue Betriebssystem der Politik betrachtet wird, dann lasst euch gesagt sein: Das Betriebssystem ist mit LQFB nur zu 33 % installiert.
LQFB ist doch nur die Beschluss-Phase; vor dem Beschluss diskutiert man, und vor dem Diskutieren informiert man sich. Und wer jetzt ankommt und sagt „Das kann doch LQFB alles“, der liegt damit gewaltig falsch.
In der Partei gibt es 3 eDemocracy-AGs, eine für die Erstellung eines Informations-Systems, eine für die Erstellung eines Diskussions-Systems, und eine für die Erstellung eines Beschluss-Systems… also, wir sind gerad‘ erst am Anfang, der altbackenen repräsentativen Demokratie in den Arsch zu treten, dass ihr Hören und Sehen vergeht…
2012-10-13 um 6:57 pm
yoonar
Danke Slash, so deutich ist hier zulesen, weshalb wir erst as Ziel der reise kennen. LQFB ist ein nettes Spielzeug, damit ein Demokatie Update anzustreben ist albern.
Arg Tools sind so wichtig, heute wird wichtiges Wissen, von fähigen Leuten nur schwach abgebildet.
Wie soll Liquid Democracy im Parlament aussehen?
Wir müssen nach ganz forne schauen, nicht auf unseren LKW.
2012-10-12 um 10:03 pm
Jan
Meine Meinung dazu hab ich ausführlich ins Wiki geschrieben:
http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Jan/Bundeskiste (dort gibts auch Links auf weitere Meinungen).
Kurzfassung:
Das Problem ist dabei IMHO nicht Datenschutz oder Sicherheit (da ist unter bestimmten Bedingungen alles völlig in Ordnung), sondern der Aufwand. Dem steht ein gewisser Nutzen gegenüber (Verhinderung von Sockenpuppen). Ob der Nutzen den Aufwand rechtfertigt, kann man so oder so sehen. Meiner Meinung nach sind beide Positionen vertretbar. Eine weitere Frage ist, ob wir das jetzt schon machen wollen, wo noch nicht klar ist, wofür wir es genau verwenden werden. Da die Ein- und durchführung einer solchen Prüfung lange dauert, ist es aber nachvollziehbar, dass man damit jetzt schon anfangen will.
2012-10-13 um 6:35 pm
yoonar
hier einmal als Kommentar reingeschmissen 🙂
Von mir in der Hamburger Piraten ML:
….
„Ich, als neu Twitterer empfinde diese Kommunikationsplattform als sehr sinvoll.
@AndiPopp schrieb in seinem Blog:
https://andipopp.wordpress.com/2012/10/12/warum-ich-gegen-die-bundeskiste-bin/
Dort vergleicht er die Bundeskiste mit einer anschaffung einer Garage, für einen LKW.
Wobei wir noch garnicht entschieden haben ob wir einen haben wollen.
#Bundeskiste = Garage
#LQFB als ständige Mietglidsversammlung = LKW
#LQFB heute= Motorrad
Und für unser antragsentwicklungs Motorrad sind Sockenpupen harmlos, das kann auf der Srasse parken.
Wenn wir eine ständige Mietglidsversammlung haben wollen, benötigen wir ein möglichst wasserdichtes Administratives System.
Die Bundeskiste ist garnicht so unüberlegt. Nur wurde falsch kommuniziert, dass die Ganze DB als OpenSource zur Verfügung steht.
Der Inhalt der Datenbank ist nur bei durchdachten Administrativen zugriff veränderbar, der Inhalt ist aber natürlich kein OpenSource. Über technische Detail (gute/schlechte), wie die Schlüssel Abfrage muss ich jetzt nicht eingehn, oder?
Zu mindest ist es eine Antwort auf die Administration eines Liquid Systemes, welches mehr Richtung Liquid Democracy läuft.
Wir sollten also über das Ziel nachdenken, wie soll Liquid Democracy, schlussendlich im Parlament aussehen.
Das wird lange dauern, denn es muss richtig gut werden.
Mit Enquete-Kommission und Verfassungsänderung \o/
#LQDemocracy = Containerschiff
Und unser LKW wird DER Test.
Also brauchen wir erst einmal Zeit, um es richtig, durchdacht zu machen.
Die Bundeskiste ist eine tolle Sache um darüber zu Diskutieren.
Aber Bitte auf Eis legen, bis wir überhaupt ein Ziel haben.
Wenn wir es gut machen, könnten wir eine ganz neue deliberative Demokratie ermöglichen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Deliberative_Demokratie
uasy
yoo“
2012-10-13 um 6:45 pm
yoonar
Wollen wir hier nicht auch über den LKW reden?!
2012-10-24 um 8:53 pm
Anonymous
Hmmm, nach all der Diskussion darüber, WIE die Bundeskiste aussehen soll oder nicht aussehen soll, fände ich die Frage, WOZU sie dasein soll, wichtiger.
Was soll mit der Bundeskiste erreicht werden?
Mitgliedschaft unter falscher Identität verhindern?
Doppelmitgliedschaften im Bundesverband verhindern?
Doppelmitgliedschaften in mehreren niederen Gliederungen verhindern?
Identitätsklau verhindern? (sowohl mit als auch ohne Wissen des Betroffenen)
Wenn diese Fragen beantwortet sind, dann können wir darüber reden, ob dieses Ziel denn wichtig ist, wie man es am besten erreicht und ob die Bundeskiste in dieser Form dafür adäquat ist.