Da hat es im Wahlkampf doch noch mal eine echte Debatte auf die Facebook-Fanpage der Piraten gespült. Es geht um die gute alte Homöopathie und was wir Piraten davon halten. Auslöser der Debatte war ein Interview des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte mit Julitschka, der Sprecherin der AG Gesundheit. Seitdem tobt die Debatte wild durcheinander und ich habe den Eindruck mich schon so oft wiederholt zu haben, dass ich hier mal versuche unser Wahlprogramm bezüglich der Homöopathiefrage einer umfangreichen Interpretation zu unterziehen. Diese Interpretation ist meine ganz persönliche, offizielle Beschlusslage ist nur der genaue Wortlaut des Wahlprogramms.
Über was sprechen wir
In dieser Debatte und damit in diesem Blogpost geht es um Homöopathie. Es geht nicht um »Naturheilkunde« oder »Heilpraktiker«[1] es geht um Präparate, die nach Grundlagen der Homöopathie erstellt wurden. Darunter verstehen wir Präparate, deren Wirkstoff nach Simile-Prinzip (»Gleiches heilt gleiches«) ausgewählt wurde und deren Wirkstoff durch sogenannte Potenzierung in einem Lösungsmittel (meist Wasser) sehr stark verdünnt wurde, häufig so dünn, dass die Lösung effektiv kein Molekül des Wirkstoffs mehr enthält.
Wir sprechen uns ins unserem Programm grundsätzlich für die evidenzbasierte Medizin aus, das heißt Medizin, deren Wirksamkeit in belastbaren wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen wurde. Unter belastbar verstehe ich alle wissenschaftlichen Untersuchungen deren Studiendesign wissenschaftlichen Standards entsprechen und deren Ergebnisse reproduzierbar sind. Sie müssen fachlich fundierter Kritik standhalten können. Explizit kein belastbarer Nachweis sind persönliche Erfahrungswerte, weil die Rahmenbedingungen in diesen Einzelberichten unkontrolliert sind und man im Falle einer Heilwirkung nicht darauf schließen kann, ob diese wirklich durch das Präparat verursacht wurde.
Eine medizinische Wirkung von homöopathischen Präparaten konnte nach umfangreicher wissenschaftlicher Untersuchung nicht nachgewiesen werden. Auch gibt es weder belastbare Anhaltspunkte für die Hypothese Wasser würde die Information des Wirkstoffs speichern, noch dafür dass eine solche Information Wirkungen im menschlichen Körper entfaltet. Das ist der Stand der Forschung, nachdem alle derzeit zur Homöopathie aufgestellten Hypothesen untersucht wurden. Homöopathie-Befürworter fordern zwar immer wieder neue Studien, aber Wissenschaft funktioniert leider nicht so, dass man nur lange genug untersuchen muss um irgendwann das Ergebnis zu bekommen, das man sich wünscht.
Wollen wir Homöopathie verbieten?
Was ein mündiger Mensch in seinen Körper steckt ist dessen alleinige Entscheidung, egal ob Gemüse, Alkohol, Tabakrauch, homöopathische Präparate oder – wenn es nach den Piraten geht – Haschkekse. Wer bin ich Leuten verbieten zu wollen Globulis zu schlucken? Auch die Homöopathen dürfen gerne weiter praktizieren. Wenn sich jemand nach einem Besuch beim Homöopathen besser fühlt (die Patientengespräche haben im Gegensatz zu den Präparaten ja auch tatsächlich das Potential eine psychotherapeutische Wirkung zu haben), soll er da so oft hingehen, wie er möchte. Dies alles sind Elemente der privaten Lebensgestaltung und damit persönliche Entscheidungen und keine politischen.
Warum dann überhaupt die ganze Diskussion?
Es gibt im Gesundheitswesen aber auch politische Entscheidungen. Eine der bekanntesten dürfte wohl sein, welche Leistungen durch die gesetzliche Krankenkasse getragen werden. Der Staat zwingt viele Menschen per Gesetz dazu in diese Krankenkasse einzuzahlen (ähnlich wie bei Steuern) und deswegen hat die Politik die Pflicht mit diesem Geld verantwortungsvoll umzugehen. Das ermöglicht es leider nicht, dass man jedem Menschen einfach jede Behandlung finanziert, die er für sich für gut empfindet. Das wäre zwar schön, aber das Geld der Krankenkassen ist begrenzt und wenn man einfach alles bezahlt, dann öffnet man da die Schleusentore für allerlei Geschäftemacher und Beutelschneider.
Aus diesem Grund brauchen wir objektive Kriterien, an denen wir diese Behandlungsmethoden messen können. Wirksamkeit ist dabei das wichtigste Kriterium und deswegen sollte es für eine Bezahlung aus der Krankenkassen notwendig (nicht unbedingt hinreichend) sein, dass der Nachweis dieser Wirksamkeit über einen doppelt blinden, randomisierten, placebokontrollierten klinischen Test erfolgt. Diese Methodik ist natürlich keine Superwaffe, aber sie kann unabhängig davon wie eine Behandlung wirkt feststellen ob sie wirkt bzw. ob die Wirkung reproduzierbar ist und ob sich diese Wirkung vom Placebo-Effekt unterscheidet. Sie ist damit die objektivste Methodik, die uns derzeit zur Verfügung steht.
Ein Vorschlag der an dieser Stelle häufig aufkommt ist, auch Präparate, die nur einen Placebo-Effekt auslösen, zu bezahlen, weil der Placebo-Effekt ja heilende Wirkung hat. Das Problem dabei ist, dass alles einen Placebo-Effekt auslösen kann, wenn der Patient nur daran glaubt. Und das käme im Wesentlichen wieder der Situation gleich, alle Präparate zuzulassen. Wenn man Placebos in der Medizin einsetzen will, sollte man sich daher ausschließlich auf die günstigste Variante beschränken und das sind echte Placebos.
Völlig unberührt davon bleibt die Möglichkeit weiterhin Homöopathie auf eigene Rechnung bzw. über eine private Zusatzversicherung zu nutzen.
tl;dr
Leben und leben lassen ist ein guter Grundsatz, auch bei der Diskussion um Homöopathie. Wenn es aber um politische Entscheidungen im Gesundheitswesen geht, muss die Politik objektive Maßstäbe ansetzen und diese erhält man nur mit evidenzbasierter Medizin.
[1] Es kursiert noch der Blogpost von Julitschka mit der Überschrift »Heilpraktiker verbieten?«, der ist aber einen Monat alt und hat keinen direkten Bezug zum oben verlinkten Interview. Ersterer ist ein privater Post, das Interview zur Homöopathie spiegel die Parteimeinung wider.
32 Kommentare
2013-08-29 um 3:51 pm
Phaidros
Schöner und sehr sachlicher Eintrag. Ich finde Homöopathie ihrer „Erzählung“ nach so dermaßen irrsinnig, dass es mir schwer fällt, so ruhig zu bleiben 😉
2013-08-29 um 7:03 pm
Martin
Alles schön und gut. Aber man sollte dann aber auch konsequenterweise verlangen dass ALLE Studien für schulmedizinische Medikamente die die Krankenkasse zahlt bzw. zahlen möchte VORHER angemeldet werden müssen und in ein zentrales Register eingetragen werden müssen. Ausserdem sollten alle kompletten Studien von Medikamenten bei denen die Krankenkasse die Kosten übernimmt von jedem eingesehen werden dürfen und zwar über einen freien online Zugang und Zeitnah. Der Grund für das alles kann gerne hier nachgelesen werden: http://www.stern.de/wissen/mensch/sachbuch-die-wissenschaftsluege-wieso-homoeopathen-nicht-besser-als-pharmakonzerne-sind-1539518.html Bei homöopathischen Präparaten könnte man im Prinzip gleich verfahren. ich finde das ist die beste und gerechteste Lösung!
2013-08-29 um 8:11 pm
Andi
Ja. Mit Open Access (freien Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen) rennst du bei mir offene Türen ein 🙂
2013-08-29 um 7:12 pm
ChB
Homöopathie und die Piraten, ein Beispiel:
http://alternativeaktive.wordpress.com/2013/07/17/digitale-demontage-der-bruch/
2013-08-29 um 7:41 pm
Fnord
Problematisch ist die Tatsache des Fälschens von Studienergebnissen. Keiner kann doch mit Sicherheit sagen, wieviele von den zahlreichen Studien, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden, wirklich stimmen. Hier spielen doch oftmals Geld oder populistische Hintergründe eine Rolle. Noch problematischer wird es dann, wenn auf gefälschte Ergebnisse aufgebaut wird.
Da ich aus der Ernährungsmedizin komme fällt mir hier gleich Fruktose ein, welche Jahrzehnte Diabetikern als Zuckerersatz verabreicht wurde. Heute wird langsam erkannt was für ein Trugschluss das war. Wieviele Menschen dadurch sterben mussten oder kränker wurden wird niemand erfahren.
Die Liste könnte man ewig so weiter führen. Das Studien auch der Industrie dienen können… darüber müssen wir uns ja nun nicht streiten… 😉
2013-08-29 um 8:27 pm
Andi
Es gibt mitunter gefälschte Ergebnisse, aber wer sich das wirklich traut, legt seinen Nacken aufs Schafott. Es gibt zwei Dinge, die in der Wissenschaft als unverzeilich gelten. An erster Stelle, noch vor Plagiaten, steht Ergebnisse zu fälschen. Das ist eine wissenschaftliche Todsünde. Die Selbstkontrollmechanismen versagen schonmal (siehe Causa Guttenberg), aber als Lapalie wird das nicht angesehen. Frag mal Jon Sudbø: http://de.wikipedia.org/wiki/Jon_Sudb%C3%B8
2013-08-29 um 9:05 pm
Martin
@Andi: Wie mein Artikel den ich oben gepostet habe darstellt werden einfach nur die Studien veröffentlicht die die gewünschten positiven Resultate liefern, die anderen wandern in den Müll. Das ist genauso schlimm wie fälschen hat aber keine Konsequenzen. Mit diesen Methoden könnte man selbst Homöopathie oder Placebos als wirksam darstellen. Man muss verstehen wie die „Wissenschaft“ heutzutage abläuft. Der Artikel stellt es ganz klar dar. Das ist auch keine Wissenschaft mehr.
2013-08-30 um 5:44 am
mrmoejoe
@And @Martini: Da gab es auch was in der Nature zu: 90% der präklinischen Krebsstudien sind nicht reproduzierbar. http://pharma.about.com/b/2012/04/06/researchers-vast-majority-of-preclinical-cancer-studies-not-reproducible.htm
2013-08-30 um 8:14 am
Ina
Was haben denn gefälschte wissenschaftliche Studien mit der Kostenübernahme von Homöopathie zu tun? Das klingt ja fast so, als wären gefälschte Studien akzeptiert und Homöopathie nicht. Im Umkehrschluss bedeutet Ihr Argument tatsächlich, dass die Krankenkassen Homöopathie bezahlen sollten, da Sie ja auch die Medikamente von solchen Studien bezahlen? Die würden doch auch nicht mehr bezahlt werden, wenn das ans Licht käme, das ist doch als Argument hinfällig. Das Problem ist zu verhindern, dass so etwas passiert, aber das gehört doch zu einem ganz anderen Thema.
2013-08-30 um 8:48 am
Martin
Hallo Ina. Ja genauso ist es momentan: „Gefälschte“ schulmedizinische Studien werden akzeptiert (Goldacre im Artikel: „Wenn Sie zehn Tests mit einem Medikament machen und davon nur zwei zu dem Ergebnis kommen, dass es wirksam ist, werden nur die zwei veröffentlicht“) und können von der Krankenkasse übernommen werden; Homöopathie hingegen, welche bei 2 von 10 Studien erfahrungsgemäss auch positive Ergebnisse gebracht hätte, aber nicht. Das ist absolut irre und hat ja mit Wissenschaft nichts mehr zu tun. Deswegen könnte auch meiner Meinung nach, so wie es momentan ist, selbstverständlich auch Homöopathie von den Kassen übernommen werden, oder eben wie du sagst, beides nicht mehr.
Genau dieselbe „Wissenschaft“, die ja per se unwissenschaftlich arbeitet, schlägt die Homöopathie im selben Moment, mit dem Argument man hätte ja positive Studien, tot.
Würde man Goldacre’s Vorschläge umsetzen, dann würde man wieder (bzw. erst) zu verlässlichen Ergebnissen/ Studien zurückfinden.
Ich allerdings denke, dass dies dann dazu führen wird dass man erkennt, dass heutige Studien auch bei Schulmedizin ganz und gar nicht alles beweisen oder widerlegen können wie uns das die heute schulmedizinische Wissenschaft gerne verkaufen möchte.
Der Placeboeffekt und die spontane Selbstheilung werden dann noch mehr in den Focus gelangen. Aber das ist nur meine Meinung wie es sich entwickeln könnte und ich fände sowas eh unendlich spannend 🙂
2013-08-30 um 9:18 am
Ina
Dennoch, wenn ich nun alles richtig verstanden habe, läge für mich der Weg in einer schärferen Kontrolle der Studien, so dass diese 2-von-10-positive-Studien-Medikamente auch rausfallen (mit eben Open Access oder ähnlich Effektivem) als in der Aufnahme der Homöopathie als GKV-Leistung.
Und wenn ich dich richtig interpretiere, geht es dir auch weniger um die tatsächliche Kostenübernahme als um eine „Gleichberechtigung“ der Schulmedizin und der Homöopathie? Das würde dann für mich aber eben wieder bedeuten, dass beides nicht mehr übernommen wird (wie von dir erwähnt).
Mag sein, dass dadurch die Schulmedizin von ihrem Podest gestoßen wird, was ich aber wie du auch nicht als Nachteil sehen würde. Wenn man wie ich als Krankenschwester jeden Tag mit dieser konfrontiert ist, steht sie sowieso schon nicht mehr da oben 😉
2013-08-29 um 8:30 pm
Shakespeare ist mein Freund | Franks SchreibBlog
[…] https://andipopp.wordpress.com/2013/08/29/eine-unaufgeregte-position-zur-homoopathie/ […]
2013-08-29 um 9:09 pm
Anonymous
Ich selber finde die Homöopathie höchst interessant. Zeigt sie doch sehr deutlich, welchen Einfluss der eigene Glaube auf die körpereigenen Prozesse haben kann. Diese Einflüsse sind bislang kaum bekannt, und spielen auch bei „normaler“ Medikation eine signifikante Rolle. So signifikant, dass die Pharmaindustrie betont vermeidet, den Placebo-Effekt ihrer eigenen Produkte zu untersuchen.
Das feststehende Urteil, Homöopathie ist Humbug, verhindert eine intensive und objektive Untersuchung des Themas. Noch dazu bedroht der Glauben an die Homöopathie alte Glaubenssysteme, die von deren Anhängern emotional verteidigt werden. Und Emotionen engen immer das Wahrnehmungsfeld ein. Außerdem: Wissenschaft war und ist immer auch ein Politik- und Wirtschaftssystem, bei dem die Verteilung von Geldern darüber entscheidet, was in welchem Maße untersucht wird.
Es gibt also gute Gründe, die Entscheidung „Homöopathie als GKV-Leistung“ soweit zu vertagen, bis der Einfluss von persönlichen und vor allem von gesellschaftlich weit verbreiteten Überzeugungen auf die Wirksamkeit von Medikamenten aller Art tiefer als bislang ergründet worden ist. Die Homöopathie läd dazu ein, dieses hochinteressante Feld zu betreten, um dessen Potenzial für das Wohl der Menscheit zu erforschen.
2013-08-29 um 9:40 pm
Andi
> Diese Einflüsse sind bislang kaum bekannt, und spielen auch bei “normaler” Medikation eine signifikante Rolle. So signifikant, dass die Pharmaindustrie betont vermeidet, den Placebo-Effekt ihrer eigenen Produkte zu untersuchen.
Ja, beim Placebo-Effekt ist sicher noch Spielraum für Forschung. Die Pharmaindustrie (zumindest die, die keine Homöopathischen Mittel herstellen, ist aber auch nur ein 2-Milliarden-Geschäft 😉 ) muss ihre Medikamente aber (unter staatlicher Aufsicht) gegen ein Placebo testen um eine Zulassung zu erhalten. Die können sich da nicht rauswinden. Tatsächlich ist der Beschiss eher, dass sie lieber gegen ein Placebo als gegen ein vorhandenes Medikament testen, weil sie damit ein neueres teurer verkaufen können ohne nachzuweisen, dass es auch wirklich besser ist als das (billigere) alte.
> Außerdem: Wissenschaft war und ist immer auch ein Politik- und Wirtschaftssystem, bei dem die Verteilung von Geldern darüber entscheidet, was in welchem Maße untersucht wird.
Aber die Verteilung von Geldern entscheidet nicht, was war und was falsch ist. Geld hat vielleicht dafür gesorgt, dass Newton und nicht jemand weniger betuchtes die Mechanik erforschen konnte, aber er konnte sie nur erforschen, weil es sie gibt.
2013-08-30 um 1:39 pm
Ralph
> Aber die Verteilung von Geldern entscheidet nicht, was war und was falsch ist.
Was wahr und was falsch ist wurde schon des öfteren erst nach jahrelanger und intensiver Forschung erkannt bzw. festgelegt. Bis dahin haben Wissenschaftler in langen Disputen Beweise und Gegenbeweise zu ein und derselben These geliefert. Es geht ja oft nur darum zu untersuchen, unter welchen Bedingungen bestimmte Thesen (Aussagen zu Zusammenhängen) wahr oder falsch sind.
> Geld hat vielleicht dafür gesorgt, dass Newton und nicht jemand weniger betuchtes die Mechanik erforschen konnte, aber er konnte sie nur erforschen, weil es sie gibt.
Die Mechanik ist ja nicht vollständig von Newton entdeckt und ergründet worden. Die Mechanik (und ihre Zusammenhänge mit der Elektronik, Biologie, Quantenphysik, etc.) konnte nur durch (geld-)intensive Forschung vollständig (?) erkannt werden.
(Elektro-)mechanische Zusammenhänge können heute nur deshalb in Maschinen und Geräten kontrolliert genutzt werden, weil sie seit Newton von vielen anderen Wissenschaftlern erforscht worden sind.
Genauso ist es mit den Zusammenhängen zwischen äußeren Einflüssen, persönlichen Überzeugungen und Körperprozessen. Hier stehen wir erst am Anfang der wissenschaftlichen Entdeckungsreise, die viele Ressourcen braucht.
Aufgrund der vielen positiven Einzelerlebnisse mit der Homöopathie würde ich gerne näher als bislang erforschen, welche Bedingungen eingestellt sein müssen, damit homöopatische Mittel wirken. Ein wahrer Forscher kann ja nicht damit zufrieden sein, nicht zu wissen, warum Homöopathie manchmal wirkt und manchmal nicht.
Wenn wir dann erkannt haben, unter welchen Bedingungen homöopatische Mittel nachvollziehbar wirken, können wir dafür sorgen, dass diese Bedingungen stabil vorliegen, und dass diese Mittel nur dann eingesetzt werden, wenn diese Umstände vorliegen.
2013-08-30 um 6:43 am
DaFrogg
– „Es gibt also gute Gründe, die Entscheidung “Homöopathie als GKV-Leistung” soweit zu vertagen, bis der Einfluss von persönlichen und vor allem von gesellschaftlich weit verbreiteten Überzeugungen auf die Wirksamkeit von Medikamenten aller Art tiefer als bislang ergründet worden ist. Die Homöopathie läd dazu ein, dieses hochinteressante Feld zu betreten, um dessen Potenzial für das Wohl der Menscheit zu erforschen.“ –
Ich glaube auch an die Selbstheilungskräfte des Menschen! Leider haben wir in unserer modernen Welt verlernt, gezielt auf diese zuzugreifen. Ein Auslöser/Trigger dieser körpereigenen Kräfte sollte m.E. in jedem Falle von der GKV übernommen werden, schließlich geht es um das Endergebnis, nicht um die Wirkung.
In meinem Falle, so wie bei vielen anderen Menschen wahrscheinlich auch, ist der Auslöser für die eigenen regenerativen Kräfte ein mehrwöchiger Aufenthalt in der Luft- und Seekurregion Bahamas mit freiem Zugang zur Strandapotheke/-bar…
Btw: Was wohl auch (fast schon erwiesenermaßen) besser für die kleinen und großen, körperlichen und seelischen Wehwehchen in unserer Gesellschaft hilft als Homöopathie, ist das Bedingungslose Grundeinkommen. Es kann wohl keiner bestreiten, dass das BGE sich sowohl präventiv als auch therapeutisch angewandt, sich hervorragend als „Medikament“ eignet, um körperliche und seelische Schmerzen (nicht aller, aber vielerlei Art) zu lindern oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. Ich bin der festen Überzeugung, dass selbst nach der oben geforderten Doppelblindstudien die positive Wirksamkeit des BGE nachweisbar und reproduzierbar ist und somit unbedingt in die Heilmittelverordnung aufgenommen werden sollte.
2013-08-29 um 10:13 pm
reirei
Egal wie man zur Homöopathie steht, das Kostenargument sticht einfach nicht, weil Homöopathie in der Regel nicht teuer ist. Hier mal ein alter SPON Artikel dazu http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kosten-nutzen-rechnung-krankenkassen-kaempfen-fuer-homoeopathie-a-706336.html
Statt vermeintlich objektive Kriterien aus dem Wissenschaftsbetrieb dazu zu nutzen, dieses oder jenes Verfahren zu begünstigen oder zu benachteiligen, sollten die Piraten lieber ein Gesundheitssystem entwerfen das Solidarität und Behandlungsfreiheit zusammenbringt. Steuerfinanziert, mit einem Pauschalbetrag den jeder Bürger zur Kasse seiner Wahl tragen kann, einem Basiskatalog von Leistungen, die jede Kasse anbieten muss, aber auch der Freiheit darüberhinaus ein Profil auszubilden. Möglicherweise stellt sich dann heraus, dass die naturheilkundlichen Verfahren inklusive der Homöopathie als Zusatzoption der Gesellschaft gegenüber einer „evidenzbasierten“ Schulmedizin sogar Kosten sparen, oder auch das Gegenteil. Jedenfalls gibt es dann eine durch gesellschaftliche Solidarität ermöglichte Selbstbestimmung der Patienten und das finde ich passt besser zu den Piraten als die Befürchtung, die Menschen seien in der Masse so unmündig, dass sie „Beutelschneidern“ und „Geschäftemachern“ ihre Gesundheit anvertrauen, und damit auch den „Vernüftigen“ das Gesundheitssytem unbezahlbar machen. Die Kostentreiber liegen ganz woanders, im Patentwesen und anderswo, darauf sollten wir uns konzentrieren, statt Andersgläubigen das Heil der Wissenschaft zu predigen.
2013-08-29 um 10:22 pm
Andi
Das Patentsystem wollen wir doch sowieso zurechtstutzen, wir sind doch die PIRATENpartei. Der Name kommt nicht von ungefähr 🙂
2013-08-30 um 7:40 am
Michael Nickel
Vielen Dank, das ist ja zumindest schonmal weitaus differenzierter und auch rationaler begründet, und auch wenn ich andrer Meinung bin was das Studiendesign, und die Aussagekraft von wissenschaftlichen Studien im Bereich der Pharmazie betrifft, kann ich das zumindest für den Laien so stehen lassen.
Wer sich noch nicht ausreichend mit dem Design von medizinischen Studien auskennt, und die Vorgehensweise eines Homöopathen nicht versteht, dem kann man kaum vorwerfen, daß er nicht nachvollziehen kann warum die ganzen Studien die gemacht werden die Homöopathie niemals beweisen können.
Es ist definitiv de Facto nicht möglich mit einer randomisierten Doppelblindstudie die Wirkung von Homöopathie zu beweisen.
Wenn aber Kritiker genau nur diese Methode als Studiendesign akzeptieren, ja dann kann ich noch tausend Untersuchungen in Auftrag geben und das Ergebnis wird immer das selbe sein. Dazu muss man ebenfalls verstehen, wer diese Studien in Auftrag gibt und finanziert. Ich als Heilpraktiker z.B. habe nicht viel mehr Geld im Monat zur Verfügung als ein Hartz 4 Empfänger und sicherlich fülle ich mir nicht mit dem Leid der Patienten die Taschen.
Dennoch kann ich eine Wirksamkeitsstudie nicht finanzieren, denn dazu sind recht beträchtliche finanzielle Mittel nötig. Dagegen kann ein Pharmaunternehmen sehr wohl eine solche Studie in Auftrag geben.
Jetzt nehme ich Hundert Migränepatienten und suche mir einen Arzt der eine Dorktorarbeit schreiben will.
Dazu kaufe ich mir einen Doktorvater der den Doktoranden begleitet. Weil ich so toll bin und weiss was ich beweisen will, lege ich das Studiendesign fest und zwar so, das bewiesen wird das Homöopathie nicht wirkt.
Ich neheme hundert Beutelchen mit Globuli und 50 davon enthalten einen Wirkstoff von dem jemand mal sagte es habe ihm bei Migräne geholfen.
Dann gebe ich hundert Menschen eines dieser Beutelchen.
Bei ca. 6000 Einzelmitteln die in der Homöopathie verwendet werden, und die eben nicht nach einer Diagnose sondern nach einer Anamnese verordnet werden ist die Chance das ich unter den 100 Patienten einen habe für den exact dieses Mittel passt nahezu unrelevant.
Somit wird das Ergebnis der Kontrollgruppe vermutlich, wenn überhaupt, minimalst von dem der Verogruppe abweichen.
Voila, das erkläre ich mit der „heisenbergschen Unschärferelation“ und schon habe ich bewiesen das zwischen Placebo und homöopathischem Mittel kein Unterschied besteht.
Natürlich ist das für medizinische Laien nicht ganz so einfach nachzuvollziehen, und ich entschuldige mich für die verwendeten Fachausdrücke, aber ich habe mich bemüht es möglichst einfach darzustellen.
Michael Nickel (Heilpraktiker)
2013-08-30 um 4:36 pm
Christian
„Es ist definitiv de Facto nicht möglich mit einer randomisierten Doppelblindstudie die Wirkung von Homöopathie zu beweisen.“
200 Patienten werden nach den Regeln der Homöopathie ganz individuell anamnestiziert und es werden die entsprechenden Globuli verordnet. Nach dem Zufallsprinziep bekommen 100 Patienten das Verum, die 100 anderen bekommen ein gleich aussehendes Plazebo. Die Ergebnisse werden verglichen. Studiendesign fertig. 😉
2013-08-30 um 6:08 pm
Ralph
Jetzt könnte ich zum Beispiel bestreiten, dass es so etwas wie Zufall überhaupt gibt. Aber das lass ich jetzt mal lieber 😉
2013-08-31 um 9:35 am
Anonymous
Das kannst Du gerne machen. Ablenkungsmanöver ziehen immer.
2013-08-30 um 9:42 pm
Jashan
Deine Studie misst aber nicht die Wirkung von Homöopathie, sondern die Wirkung von Globuli. Es geht aber nicht um die Wirkung von Globuli, sondern um die Wirkung von Homöopathie. Nur weil Homöopathie Globuli (und so Zeug) anwendet bedeutet das nicht, dass „Homöopathie = Globuli“.
Zur Homöopathie gehören:
1) Ein Therapeut, der sich vertieft mit dem Patienten auseinandersetzt;
2) ein Patient, der der Homöopathie gegenüber aufgeschlossen ist und diesem Therapeuten vertraut (jemand anderes wird nicht zu einem Homöopathen gehen, also keine Kosten verursachen, daher sind die Leute, die nicht an Homöopathie glauben für die politische Diskussion völlig irrelevant, weil sie eben die Leistungen sowieso nicht in Anspruch nehmen – siehe dazu die tatsächlich durch Homöopathie verursachten Kosten in dem oben verlinkten Spiegel-Artikel: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kosten-nutzen-rechnung-krankenkassen-kaempfen-fuer-homoeopathie-a-706336.html);
und 3) ein Globuli (oder was auch immer), was aber möglicherweise nichts weiter ist, als ein – aufgrund der Gesamterfahrung wirksamer – Placebo.
D.h. dein Studiendesign geht völlig am Thema vorbei, was vermutlich daran liegt, dass du Homöopathie auf die Aspekte reduzierst, die du aus der Pharmakologie kennst.
Aus der Perspektive der Pharmakologie ist ein Placebo natürlich „unwirksam“, weil man ja jeden „Wirkstoff“ mit Placebos vergleicht, um die Wirksamkeit zu ermitteln. D.h. „Wirksamkeit“ ist dort definiert als „Unterschied zum Placebo“.
Letztlich geht es aber darum, dass ein Patient sich mit Behandlung vom Homöopathen seiner Wahl gesünder fühlt, als ohne Behandlung bzw. mit „typischer Arzt-Behandlung“, d.h. wenn müsste man für ein konkretes Krankheitsbild vergleichen, wie „Therapieverfahren A“ sich im Vergleich zu „Homöopathische Behandlung von Homöopath B“ verhält.
Es lässt sich eben nicht jeder Aspekt der Realität auf Statistik reduzieren 😉
2013-08-31 um 9:31 am
Anonymous
Um Ausreden waren Scharlatene und Kurpfuscher noch nie verlegen. 😉
„Letztlich geht es aber darum, dass ein Patient sich mit Behandlung vom Homöopathen seiner Wahl gesünder fühlt“.
Dann reicht vielleicht auch eine Hühnerbrühe und ein Kräuterbad. Das kann sich der Patient selber kaufen und kommt uns alle günstiger.
2013-08-31 um 8:18 pm
Michael Nickel
Leider scheint es nicht möglich zu sein eien ernsthafte Diskussion zum Thema zu führen,da das thema immer wieder ins lächerliche gezogen wird. Desweiteren empfinde ich es als Verleumdung und denke es handelt sich bereits um eine Vorstufe des Rufmordes, wenn Heilpraktiker oder Ärzte die mit Homöopathie Patienten behandeln und oft auch heilen, als Kurpfuscher udn Scharlatane bezeichnet werden.
Letztlich kann es mir zwar egal sein, denn ich habe eben meine eigene Meinung und die basiert auf einer fachkundigen medizinischen und naturheilkundlichen Ausbildung und die muß ich nicht erst beweisen.
Dennoch verstehe ich diese erbitterten Gegenredner nicht wirklich.
Wenn ich selber nicht an Homöopathie glauben will oder eben unaufgeschlossen für alternative oder besser komplementäre Heilkunde bin dann ist das ja okay, aber warum versuche ich dann einen ganzen Berufsstand in Verruf zu bringen?
Verstehe ich echt nicht..
2013-09-03 um 7:46 pm
Jashan
@Anonym: Das ist schon ziemlich schwach und sehr bezeichnend, eine Aussage so zu zitieren, dass durch Weglassung des entscheidenden Teils der Sinn ins genaue Gegenteil verkehrt wird.
Da stand nicht:
“Letztlich geht es aber darum, dass ein Patient sich mit Behandlung vom Homöopathen seiner Wahl gesünder fühlt”.
Sondern:
„Letztlich geht es aber darum, dass ein Patient sich mit Behandlung vom Homöopathen seiner Wahl gesünder fühlt, als ohne Behandlung bzw. mit “typischer Arzt-Behandlung”, d.h. wenn müsste man für ein konkretes Krankheitsbild vergleichen, wie “Therapieverfahren A” sich im Vergleich zu “Homöopathische Behandlung von Homöopath B” verhält.“
Aber „whatever the thinker thinks, the prover will prove“ – notfalls eben, indem man einfach die entscheidende Hälfte der Realität ausblendet. Es ist bemitleidenswert anzusehen, wie manche Menschen an ihren Vorstellungen festhalten und so in einer kompletten Traumwelt leben. Das Schöne an schriftlicher Kommunikation ist, dass dort solcher Unsinn sehr deutlich auffällt.
Übrigens ist auch deine Annahme, ich wäre „Scharlatan und Kurpfuscher“ völlig falsch. Ich arbeite als Software-Entwickler, und gehe auch nicht zu Homöopathen, weil diese Methode für mich persönlich bei den 2, 3 Versuchen, die ich damit gemacht habe nicht angeschlagen hat; und somit ist mir da meine Zeit für zu schade.
Aber ich enttarne gerne Leute, die sich einbilden „wissenschaftlich“ und „rational“ zu sein, aber von Wissenschaft nicht wirklich etwas verstehen und sich daher aus Schein-Wissenschaft eine eher dümmlich anmutende Religion fabrizieren.
2013-08-30 um 9:29 am
ricardo
bin zwar auch auf eine heilpraktiker-schule ,stehe aber der #homöopathie ebenfalls sehr skeptisch gegenüber (wobei man placeboeffekte nicht unterschätzen darf) – konzentriere mich liebe auf #phytomedizin …
2013-08-30 um 12:16 pm
Maren
Ich stand der Homöopathie sehr skeptisch gegenüber, auch als Heilpraktikerin! Habe aber inzwischen auch sehr gute Erfahrungen damit machen können. Nur ein Beispiel: Hatte nach einer schwereren Infektion (Virusinfekt) seit Wochen keine Stimme mehr. Hab alles an allopathischen und pflanzlichen Mitteln ausgeschöpft, nur meine Stimme kam nicht wieder. Traf eine Kollegin in der Stadt, die Homöopathin ist und erzählte (flüsterte) ihr vom Problem. Nach etlichen Fragen gab sie mir eine Einmalgabe eines bestimmten Mittels und innerhalb von Stunden war meine Stimme wieder da! Klar könnte man sagen – Zufall! Aber das war nicht das einzige Mal, das so etwas passiert ist. Fakt ist – und das begreifen Menschen nicht, dass das Ganze dadurch funktioniert, dass homöopathische Mittel nur noch die Information des ursprünglichen Stoffes tragen. Wasser kann Informationen von Stoffen und Schwingungen speichern, mit denen es in Berührung kommt. Ob das Töne sind, Worte oder materielle Stoffe. Dazu gibt es Untersuchungen.
2013-08-31 um 9:48 am
Anonymous
„Ich stand der Homöopathie sehr skeptisch gegenüber, auch als Heilpraktikerin!
…
Fakt ist – und das begreifen Menschen nicht, dass das Ganze dadurch funktioniert, dass homöopathische Mittel nur noch die Information des ursprünglichen Stoffes tragen. Wasser kann Informationen von Stoffen und Schwingungen speichern, mit denen es in Berührung kommt. Ob das Töne sind, Worte oder materielle Stoffe.“
It’s magic. 😉
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=319
Aber interessant, dass man derart wissen(schaft)sbefreit in Deutschland Patienten behandeln darf. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Astrologen oder Vodoopriester.
2013-09-06 um 2:31 pm
Unaufgeregt (von Andi) | @moonopool
[…] Andi Popp hat mir gerade echt Arbeit abgenommen. Danke […]
2013-09-19 um 9:27 pm
Anonymer Gast
Sehr interessant: einfach mal homöopathie, ordo templis orientis, rudolph steiner und spermagnosis googeln. Es geht um die Entstehung der Homöopathie, Anthroposophie, und irgendwie spannt sich da ein Bogen zu diversen Templerorden, Aleister Crowley und sehr fragwürdigen Ritualen….
Prinzipiell war ich der Homöopathie gegenüber positiv eingestellt (komme aus dem Gesundheitswesen), das Ganze hat mir aber irgendwie zu denken gegeben.
2013-09-22 um 11:50 am
SWA
Schön schön, ihr scheint zu wissen worum es sich bei Homöopathie handelt. Um Zuckerkugeln.
Hab ich das also richtig verstanden? Die Piraten vertreten die Position, dass Homöopathie keine Kassenleistung sein sollte?
Gibts da eventuell noch andere Positionen? Wie zum Beispiel die Zulassungsregelugen, die ja bei homöopathischen Mitteln nicht greifen (weil sie keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen müssen)?