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Die Europäische Union ist ein Hort von Filz und Vetternwirtschaft. Wer dafür noch Beweise braucht, der sollte sich mal die Nachricht des Tages ansehen: Guttenberg wird Berater der EU-Kommission in Sachen Internetfreiheit. Er soll beraten, wie man in autoritären Regimen die Cyberaktivisten unterstützt. Wer dabei denkt, er sei eine gute Wahl, der irrt gewaltig.
Als herauskam, dass die Dissertation von Karl-Theodor zu Guttenberg nicht viel mehr war, als eine einzige große Plagiats-Collage, da war die Diskussion groß und auch wir Piraten haben uns deutlich abgegrenzt. Die Staatsanwaltschaft Hof hat das Verfahren nun gegen Auflage einer Geldzahlung von 20000 € eingstellt. Dabei bleibt ein fader Nachgeschmack.
Der Fall Guttenberg zieht immer noch seine Kreise. Die Plagiatsjäger von VroniPlag waren fleißig und haben immer wieder Dissertationen gefunden, bei denen etwas faul war. Dies führte auch zu öffentlicher Kritik und gerade im Blick auf die aktuellen Fälle auch zu einer Debatte wo die Grenze zwischen schlampiger Forschung und Betrug verläuft. Nicht alle Fälle sind so eindeutig wie Guttenberg. Mit diesen beiden Fragestellungen will ich mich in diesem Artikel näher beschäftigen.
Eigentlich habe ich ja versprochen, mit den Guttenberg-Blogposts hier aufzuhören, aber dieses Fundstück möchte ich nicht unkommentiert lassen. Während man bei Merkel und Co davon ausgehen kann, dass sie aus Umfragenkalkül an Guttenberg festhielten, hat der Pomadenprinz ja immer noch so eine zivilen Anhänger, hunderte von tausenden wenns nach Facebook geht. Diese haben jetzt auch zu Demos aufgerufen. Während diese im Rest des Landes eher zu Witzveranstaltungen verkamen oder einfach nicht stattfanden, fanden sich in Bayern tatsächlich Leute ein, die demonstrierten. Dass es sich bei den Guttenberg-Fans wohl eher um bildungsferne Schichten handelt, hat man ja bereits vermutet. Weitere Indizien dafür finden sich im Video von der Münchner „Pro Guttenberg“-Demo.
Ich habe die Gedanken aus dem Blogpost »Warum Guttenberg kein Pirat ist« nochmal etwas aufbereitet und weiter gesponnen, als Replik auf einen Artikel von Zeit online. Da die den aber nicht haben wollten und ich ja einen Teil der Gedanken hier schon verarbeitet habe, habe ich mich sponten entschlossen, den als Gastbeitrag auf freiheitsworte.de einzustellen. Get it while it’s hot.
Die Causa Guttenberg hat ihren vorraussichtlichen Höhepunkt erreicht: Der Verteidigungsminster tritt zurück. Ich bin erleichtert, nicht nur, weil dieser Schritt notwendig war um keinen Prädenzfall für Unehrlichkeit und Betrug in der Politik zu schaffen, sondern allein weil es mir schon unheimlich wurde, auf der Seite von Leuten zu stehen, die ständig was von »geistigem Eigentum« erzählen. Ein paar Worte zum Abschluss sind vielleicht nach meinen langen und andauernden Ausführungen dennoch angebracht.
Der Verlauf der Causa Guttenberg ist an Schaudern kaum zu überbieten. Ein Bundesminister, der nachweislich bei seiner Dissertation abgeschrieben und betrogen hat, kommt damit durch, dass er von handwerklichen Fehlern spricht und den Titel zurückgibt. Die unrühmlichste Rolle spielt dabei die Universität Bayreuth, die brav bei Fuß gelaufen ist und die Vorgabe von Minister und Kanzlerin umgesetzt hat – keine Prüfung der Täuschungsabsicht, obwohl die ziemlich schnell und einfach gewesen wäre und laut Promotionsordnung auch erforderlich (dazu später mehr). Besagte Kanzlerin spielt in diesem Kontext auch eine faszinierende Rolle. Damit meine ich jetzt nicht, dass sie auch promoviert ist und eigentlich selbst in Rage über Guttenbergs Betrug sein sollte. Viel faszinierender war ihr Versuch, den Politiker Guttenberg vom Wissenschaftler Guttenberg zu trennen, sie habe ja keinen Wissenschaftlichen Mitarbeiter eingestellt. Doch dieser Versuch musste fehlschlagen. Und damit meine ich auch gar nicht, dass Guttenberg seinen Brief an die Uni Bayreuth auf Ministeriumspapier geschrieben hat, sondern, dass es ein verbindendes Element in der Sache gibt: die persönliche Glaubwürdigkeit.
Und nochmal die Causa Guttenberg. Man sieht vielleicht, dass ich seit Tagen vor Wut schäume (ich bin quasi ein Wutbürger) , ob dem Schaden den Guttenberg und die Universität Bayreuth derzeit an der deutschen Wissenschaft anrichten. Ich möchte dieses Mal die dritte Größe in den Zusammenhang einbringen, nämlich die Unionsparteien als solche.
Man wollte sich nicht unter Druck setzen lassen, aber dann kam die Universität Bayreuth doch recht schnell zu dem Schluss, Guttenberg den Doktor abzuerkennen. Das ist auch gut so, die Problematik duldete keinen Aufschub. Aber ist damit jetzt alles gut? Mitnichten, denn die Frage, ob die Dissertation des Verteidigungsministers dem Doktorgrad genügt, ist schon lange entschieden. Selbst der Delinquent hat schon zugegeben, dass es nicht so ist. Er konnte bei der Beweislast ja auch nicht anders. Die eigentliche Frage ist eine ganz andere: Hat Guttenberg bewusst getäuscht? Er selbst behauptet stets, es handle sich um handwerkliche Fehler.
Es ist ein Trauerspiel, das der Verteidigungsminister hier aufführt. Als er mit dem Vorwurf des Plagiats konfrontiert wird, heißt es zuerst dieser sei abstrus, danach will er betont vorübergehend seinen Titel nicht mehr führen, nur um ihn dann kurz darauf doch nicht mehr haben zu wollen. Doch wer meint, der Lügenbaron sei jetzt wieder unter die Wahrheitsliebenden zurückgekehrt, der irrt. Guttenberg steht an der Wand, aber er scheint sein Rückzugsgefecht immer noch nicht aufgeben zu wollen. Wie eine Eidechse den Schwanz, wirft er den Doktortitel ab, in der Hoffnung mit dem Rest seiner Glaubwürdigkeit davon zu kommen.