Derzeit wird den PIRATEN ja mal wieder vorgeworfen, sie wollen eh nur alles umsonst. Schatteninnenminister Opperman bezeichnet uns gar als „kriminell und unsozial“. Was die wenigsten wissen (oder wissen wollen) ist, dass hinter den Ideen der weltweiten Piratenbewegung mehr steckt als nur Gratismentalität. Eine „Pflichtlektüre“ für jeden der sich ernsthaft mit den PIRATEN auseinandersetzen will, ist in meinen Augen Rick Falkvinges „tech talk„. Wer mehr Sitzfleisch hat und sich tiefer mit den ökonomischen Aspekten auseinandersetzen will, dem empfehle ich das Buch der beiden bekannten US-Ökonomen Boldrin und Levine „Against Intellectual Monopoly„.
Dennoch will ich hier auch selbst ein bisschen die Position der PIRATEN, wie ich sie sehe, darstellen. Gerade in Wahlkampfzeiten hilft dies vielleicht auch dem ein oder anderen dabei richtig zu argumentieren. Im ersten Teil möchte ich auf die Motivation hinaus, insbesondere welche Konflikte im Urheberrecht bestehen.
Noch eins Vorweg: Die PIRATEN wollen das Urheberrecht nicht abschaffen, sie wollen es reformieren. Vor welchen Gesichtspunkten genau, das beschreibt dieser Artikel.
Der erste Konflikt: Urheberrecht vs. Grundrechte
Wenn ihr Ricks Vortrag schon durch habt, dann kennt ihr diesen Konflikt bereits. Wer die Stunde nicht ausgehalten hat, dem fass ich das ganze nochmal zusammen. Während Urheberrechtsverletzungen früher im öffentlichen Raum statt gefunden haben, etwa auf Flohmärkten, so verlagert sich dieses Prozess immer weiter in den engsten privaten Lebensraum der Bürger. Und hier entsteht Konfliktpotential. Wir alle kennen die abstrusen Pläne für „Three-Strikes“-Gesetze, die einen eklatanten Verstoß gegen die Netzneutralität darstellen. Aber auch im Kleinen gibt es hier Konflikte. An manchen Flughäfen ist es schon üblich, dass der Zoll den Laptop nach urheberrechtlich geschütztem Material durchsucht. Die Idee, dass Polizeistreifen die iPods von Passanten kontrollieren sollen, ist auch schonmal als Testballon aufgestiegen.
Bei diesem Konflikt vertreten alle Piratenparteien weltweit eine klare Linie: Urheberrecht findet seine Schranken in den Grundrechten. Dies bedeutet hauptsächlich, dass es mit dem Beginn des privaten Lebensraums eines Bürgers endet. Aber auch andere Grundrechte sind natürlich gemeint. Der Fall „Plakat-Remix“ hat auch ganz deutlich gezeigt, dass die Meinungsfreiheit nicht durch das Urheberrecht beschränkt werden darf.
Fassen wir kurz die erste und wichtigste Forderung zusammen: Urheberrecht muss ein kommerzielles Recht sein, d.h. es muss ein Recht auf freie Privatkopie geben.
Der zweite Konflikt: Interessen von Künstlern vs. Interessen von Verwertern
Häufig argumentieren die Lobbyisten der Major Labels damit, dass sie das Urheberrecht für die Künstler brauchen. Auf die ist es aber nicht ausgerichtet. Natürlich haben Verwerter und Urheber durchaus gegenläufige Interessen. Derzeit sind es meist die Verwerter die profitieren. Bei der Verlängerung der Leistungsschutzrechte hat das „Max-Planck-Institut für Geistiges Eigentum (sic!), Wettbewerbs- und Steuerrecht“ in einer Stellungnahme schön aufgezeigt, wie von diesem Recht eigentlich nur die Verwerter profitieren, die Künstler aber leer ausgehen. Grund ist die gängige Praxis sog. „Buy-Out-Verträge“, in denen die Künstler all diese Rechte abdrücken müssen. Die Verwerter üben hier natürlich starken Druck aus, weil es in ihrem Interesse ist ohne lange Zahlungsverpflichtungen eine Geldquelle zu aufzutun.
Hier sehen die PIRATEN ein klares Ungleichgewicht. Wir wollen deshalb das Recht der Künstler gegenüber den Verwertern stärken. Hier geht es etwa um die Frage, welche Form von Verträgen zulässig sind oder welche Rechte vielleicht gar nicht veräußerbar seien sollen. Darf es wirklich sein, dass ein Künstler seine eigenen Lieder nicht spielen darf ohne GEMA-Gebühren zu zahlen? Oder was mich persönlich als Wissenschaftler betrifft: Darf ein Verlag mir verbieten meinen eigenen Artikel an Kollegen weiterzugeben?
Der dritte Konflikt: Interessen der Verbraucher vs. Interessen der Urheber/Verwerter
Natürlich gibt es hier eine Schnittmenge mit dem ersten Konflikt, da die Verbraucher durchaus Interesse an der Wahrung ihrer Grundrechte haben. Aber was bisher nie in der Medienpolitik Beachtung gefunden hat ist, dass auch die Verbraucher gerechtfertigtes Interesse am Content an sich haben. Man spricht immer davon, dass einige Produkte „Kultstatus“ haben. Das heißt also, sie sind bereits Teil der Kultur der Menschen geworden. Die besten Beispiele dafür sind natürlich Volkslieder und Literaturklassiker. Diese sind bereits ein Teil der Identität der Menschen geworden. Welcher Bayer möchte sich verbieten lassen im Bierzelt „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ singen zu dürfen? Ist es moralisch zu verantworten einem Bürger den Zugang zu „Faust“ zu verbieten?
Dieses Interesse der Allgemeinheit basiert aber nicht einfach nur auf Adaption, sondern auch auf Austausch. Newton sagte einst: „Wir stehen auf den Schultern von Riesen.“ Damit war gemeint, dass jeder der schöpferisch tätig ist, seine Inspiration und sein Wissen auf das aufbaut, was alle Generationen vor ihm geleistet haben. Diesen Wissens- und Kulturschatz kann keiner für sich beanspruchen, es ist ein freier Pool aus dem wir uns alle bedienen dürfen und dies auch reichlich tun. Aus diesem Grund ist es nur gerechtfertigt, dass ein Werk auch wieder in die Gemeinfreiheit zu überführen ist.
An dieser Stelle spielen neben Zitatrecht vor allem die Laufzeiten der Rechte eine Rolle. Nach der derzeitigen Regelung wird kaum einer mehr erleben, dass ein Hit aus seiner Jugend, der ihn vielleicht durch schwere oder auch schöne Zeiten begleitet hat und ein Teil seiner eigenen Persönlichkeit wurde, gemeinfrei wird. Das gerechtfertigte Interesse der Allgemeinheit wäre natürlich am besten vertreten, wenn man die Laufzeit auf Null reduzieren würde. Aber soweit wollen selbst die PIRATEN nicht gehen. Dennoch, 70 Jahre nach dem Tod des Autors sind eindeutig absoluter Overkill. Wie lange man es genau macht, ist natürlich nicht in Stein gemeißelt. Die Schweden zielen hier auf fünf Jahre ab, andere liebäugeln eher mit 15 Jahren und ich selbst favorisiere immer noch eine gestaffelte Lösung, je nachdem wie viele Rechte der Autor von sich aus einräumt.
Zusammenfassung
Also wenn die PIRATEN das Urheberrecht nicht abschaffen wollen, was wollen wir dann? Wir wollen ein Urheberrecht, das
- auf die kommerzielle Ebene beschränkt bleibt und nicht den privaten Lebensbereich und Datenverkehr der Bürger kriminalisiert
- deutlich kürzere Laufzeiten hat um auch den Interessen der Allgemeinheit gerecht zu werden
- die Künstler besser vor dem Verhandlungsdruck der Verwerter schützt
Soviel zum ersten Teil, freut euch auf die nächsten: Warum Eigentum nicht geistig sein kann & Pflicht und Kür der Politik im Urheberrecht
37 Kommentare
2009-08-13 um 10:36 am
andreas.popp@piratenpartei-bayern.de (andipopp) 's status on Thursday, 13-Aug-09 10:36:25 UTC - Identi.ca
[…] Warum die PIRATEN keine “Konstenlospartei” sind – Teil 1 « … […]
2009-08-13 um 10:43 am
Zwangsneurose
bitte noch den Titel abändern 😉 konsenslos oder kostenlos? 😉
2009-08-13 um 10:45 am
ze.d
Kleine Korrektur in der Überschrift vielleicht.
Nicht „Konstenslos“ sondern „Kostenlos“ 😉
2009-08-13 um 10:55 am
Sebastian
Sehr interessanter Artikel vor allem wenn man das eine oder andere liest muss man schon mal Nachfragen:
Der Fall “Plakat-Remix” hat auch ganz deutlich gezeigt, dass die Meinungsfreiheit nicht durch das Urheberrecht beschränkt werden darf.
Meinungsfreiheit wird nicht durch das Urheberrecht beschränkt. Jeder darf seine Meinung sagen, auch bei diesem Plakat-Remix. Aber wenn ein Fototgraf ein Foto macht und von der Verwertung dieses Fotos lebt, dann ist es ja wohl klar das nicht jeder das Foto kostenlos verwenden darf. DAs ist auch keine Einschränkung der Meinungsfreiheit. Denn die Meinung darf man ja weiterhin sagen, sollte aber vielleicht dann lizenzfreie Fotos nehmen!
Oder was mich persönlich als Wissenschaftler betrifft: Darf ein Verlag mir verbieten meinen eigenen Artikel an Kollegen weiterzugeben?
Ja wenn du das im Vertrag unterschrieben hast darf der das. Der Vertrag zwischen dir und dem Verlag ist ein Privatvertrag. Du unterschreibst ja nur was dir gefällt. Wenn das was drin steht was du nicht lesen magst oder eine Klausel wie eben diese das du es nicht an Kollegen weitergibst, würde ich dir empfehlen den Vertrag nicht zu unterschreiben und dir einen anderen Verlag zu suchen. Doch dies hat nichts mit dem Urheberrecht zu tun. Was würdest du denn sagen wenn es kein Urheberrecht mehr gibt und der Kollege Teile deiner Arbeit in seiner wissenschaftlichen Arbeit einbaut und dann damit große Veröffentlichungen macht?
Welcher Bayer möchte sich verbieten lassen im Bierzelt “Ein Prosit der Gemütlichkeit” singen zu dürfen? Ist es moralisch zu verantworten einem Bürger den Zugang zu “Faust” zu verbieten?
Nenn mir bitte ein Beispiel bei dem im Bierzelt verboten wurde „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ zu spielen. Und nenn mir ein Beispiel wo der Bürger kein Zugang zu „Faust“ hat. DAs kann ich mir doch für 5,- € in jedem Buchladen kaufen und ich hab dann auch damit kein Problem diese fünf Euro zu zahlen.
Abschließend zu den Forderungen zu sagen ist:
Kommerziele Ebene ist auch immer eine private Ebene! Denn jeder Privatmensch geht einem Konsum nach. Daher kann man auch nicht sagen wenn ich es für private Zwecke einsetzte dann kostet es nix. Außer ich nehme natürliche Fotos, Texte oder Software die unter einen freien Lizenz stehen.
Das Urheberrecht egal wie es ausgestellte ist wird nie den Verhandlungsdruck der Künstler nehmen. Das ist etwas was die Künstler selber entscheiden müssen! Hier muss der Berufsverband der Künstler tätig werden oder die Künstelr dürfen nicht mehr jeden Vertrag von Plattenfirmen unterschreiben!
Und mit kürzeren Laufzeiten muss man aufpassen Denn wenn man Laufzeiten zu sehr kürzt hat keiner mehr Interesse etwas neues zu entwickeln. Klar bei einem buch ist das vielleicht nicht so schlimm. Doch beim Urheberrecht geht es auch um die Entwicklung neuer Produktideen. Welche Firme will denn noch neue Sachen entwickeln wenn sie weis das nach fünf Jharen sie als Urheber keine Rechte mehr hat und dadurch jeder das ganze kopieren kann.
Gerade die Frage Urheberrecht zeigt für mich, dass die Piratenpartei keine Partei ist die man wählen kann, weil hier Dinge aus einer bestimmten Blickrichtung betrachtet werden, nämlich aus der er Internetnutzer, aber nicht weitergedacht wird, was Änderungen hier für die gesamte Volkswirtschaft bedeuten!
Urheberrecht muss ein kommerzielles Recht sein, d.h. es muss ein Recht auf freie Privatkopie geben.
Ein Recht auf freie Privatkopien muss es nicht geben! Wenn ich Programme von Microsoft benutzte muss ich mich an das Urheberrecht handeln und kann nicht sagen es gibt ein freies Recht auf Privatkopien deswegen zahl ich für meine Kopie von Windsows auf meinem Rechner nichts. Wenn das wirklich euer Ziel ist, frag ich mich wer dann noch Forschung betreiben soll, neue Produkte entwickeln, wenn er weis das er durch diese nichts verdient im Markt der Privatanwender, weil die alle sagen naja ist ja nur eine Privatkopie daher kostens sie nichts!
2009-08-13 um 12:07 pm
Elshad
Die Nachfragen sind durchaus berechtigt, die Schlussfolgerung ist dies aber nicht.
„Meinungsfreiheit wird nicht durch das Urheberrecht beschränkt. Jeder darf seine Meinung sagen, auch bei diesem Plakat-Remix. Aber wenn ein Fototgraf ein Foto macht und von der Verwertung dieses Fotos lebt, dann ist es ja wohl klar das nicht jeder das Foto kostenlos verwenden darf. DAs ist auch keine Einschränkung der Meinungsfreiheit. Denn die Meinung darf man ja weiterhin sagen, sollte aber vielleicht dann lizenzfreie Fotos nehmen!“
Hier muss man sagen, es kommt sehr auf die Art der Veröffentlichung an. Bei diesem einzelnen Fall war es zum Beispiel so, dass die CDU selbst die Plakate zur redaktionellen Verwendung freigegeben hat. Außerdem gelten besondere Rechte bei Satire. Die Meinungsfreiheit ist hier eher im Sinne von Pressefreiheit zu sehen. Das Urheberrecht kann in solchen Fällen sehr wohl (wenn auch etwas indirekt) die freie Meinungsäußerung behindern. Dies sieht man auch an den aktuellen Problemen der Berichtserstattung aus dem Iran, die nun zum Teil an Urheberrechtsfragen scheitert.
„Ja wenn du das im Vertrag unterschrieben hast darf der das. Der Vertrag zwischen dir und dem Verlag ist ein Privatvertrag. Du unterschreibst ja nur was dir gefällt. Wenn das was drin steht was du nicht lesen magst oder eine Klausel wie eben diese das du es nicht an Kollegen weitergibst, würde ich dir empfehlen den Vertrag nicht zu unterschreiben und dir einen anderen Verlag zu suchen. Doch dies hat nichts mit dem Urheberrecht zu tun. Was würdest du denn sagen wenn es kein Urheberrecht mehr gibt und der Kollege Teile deiner Arbeit in seiner wissenschaftlichen Arbeit einbaut und dann damit große Veröffentlichungen macht?“
Genauso deswegen gibt es unveräußerliche Rechte. Ein Vertrag kann durchaus ungültig sein, wenn ein Gesetz dir als Urheber gewisse Rechte zusichert. Wenn man hier aber sagt die Wissenschaftler sollen sich da bitte selbst verteidigen und andere Verlage suchen, dann ist das aber an der Realität vorbei. Man muss als Wissenschaftler publizieren, sonst kommt man nicht weiter, und das muss man möglichst in Zeitschriften mit einem hohen „impact factor“ tun. So eine Riesenauswahl hat man da nicht. Als Verlag hat man dagegen viel bessere Möglichkeiten Druck auszuüben. Dasselbe Argument gilt auch für Künstler. Statt also ein Urheberrecht für Verlage und Plattenfirmen könnte man evtl. auch die _Urheber_ selbst etwas besser stellen.
„Nenn mir bitte ein Beispiel bei dem im Bierzelt verboten wurde “Ein Prosit der Gemütlichkeit” zu spielen.“
GEMA Gebühren darf man dann trotzdem zahlen, wenn das auf einer Veranstaltung stattfinden.
„Und nenn mir ein Beispiel wo der Bürger kein Zugang zu “Faust” hat. DAs kann ich mir doch für 5,- € in jedem Buchladen kaufen und ich hab dann auch damit kein Problem diese fünf Euro zu zahlen.“
Hier würde ich das eher auf Weiterverwendung der Werke beziehen. Und das ist durchaus eine Interessante Frage, was denn Allgemeingut ist und frei verwendet werden darf.
„Kommerziele Ebene ist auch immer eine private Ebene! Denn jeder Privatmensch geht einem Konsum nach. Daher kann man auch nicht sagen wenn ich es für private Zwecke einsetzte dann kostet es nix.“
Das ist schlichtweg falsch. Privater Konsum bedeutet zum Beispiel eben Privatkopie: etwa eine Kopie der CD fürs Auto, oder Lied von CD auf MP3 Player spielen oder auch einige Seiten aus einem Buch kopieren. Das ist was anderes als die Verbreitung der Werke an andere (damit meine ich nicht engen Bekanntenkreis).
„Und mit kürzeren Laufzeiten muss man aufpassen Denn wenn man Laufzeiten zu sehr kürzt hat keiner mehr Interesse etwas neues zu entwickeln.“
Das ist so auch nicht haltbar, denn die tatsächliche Zeitspanne in der der Urheber auch etwas an Werken verdient ist meistens nicht bis 70 Jahre nach seinem Tod. Dies ist nur in besonderen Fällen, wie Michael Jackson oder Elvis Presley der Fall. Der Anreiz Neues zu schaffen würde nicht abgeschafft werden. Es gibt auch Studien die durchaus zu ähnlichen Schlüssen kommen.
„Doch beim Urheberrecht geht es auch um die Entwicklung neuer Produktideen. Welche Firme will denn noch neue Sachen entwickeln wenn sie weis das nach fünf Jharen sie als Urheber keine Rechte mehr hat und dadurch jeder das ganze kopieren kann.“
Hier muss man durchaus Unterschiede machen, da geb ich dir vollkommen Recht. Viele Firmen vertreiben z.B. Software, die fortwährend ergänzt wird und an der sie dauerhaft Geld verdienen. Dafür ist ja auch eine Diskussion von Nöten, damit man auslotet, wo keine Kürzung der Dauer vertretbar ist.
„Gerade die Frage Urheberrecht zeigt für mich, dass die Piratenpartei keine Partei ist die man wählen kann, weil hier Dinge aus einer bestimmten Blickrichtung betrachtet werden, nämlich aus der er Internetnutzer, aber nicht weitergedacht wird, was Änderungen hier für die gesamte Volkswirtschaft bedeuten!“
Das ist eine bedaurliche Schlussfolgerung, denn es wird durchaus weitergedacht. Alle weiterführenden Gedanken in einem Artikel würden denselbigen aber eher zu einem kleinen Buch aufblähen. Nicht umsonst verweist der Autor auch auf entsprechende Literatur oben. Die Überzeugungen sind allerdings nicht so neu und auch nicht so undurchdacht. Es gibt zum Thema Urheberrecht viel Literatur. Du Unterstellst den Piraten pauschal eine Unwissenheit, die nicht der Wahrheit entspricht.
„Ein Recht auf freie Privatkopien muss es nicht geben! Wenn ich Programme von Microsoft benutzte muss ich mich an das Urheberrecht handeln und kann nicht sagen es gibt ein freies Recht auf Privatkopien deswegen zahl ich für meine Kopie von Windsows auf meinem Rechner nichts. Wenn das wirklich euer Ziel ist, frag ich mich wer dann noch Forschung betreiben soll, neue Produkte entwickeln, wenn er weis das er durch diese nichts verdient im Markt der Privatanwender, weil die alle sagen naja ist ja nur eine Privatkopie daher kostens sie nichts!“
Hier ist genau KEIN Fall von Privatkopie. Eine Privatkopie ist eine Kopie, die von einem von dir rechtmäßig besessenem Produkt erstellt wird und nur zu privater Nutzung bestimmt ist (also nicht Verkauf, Weitergabe an Dritte, die nicht in engem Bekanntenkreis sind…). Wenn ich allerdings mein rechtmäßig erworbenes Windows auf einem zweiten Rechner installieren will, es aber wegen Urheberrecht nicht geht, dann ist das meiner Meinung nach NICHT gerechtfertigt.
Abschließend zu der ganzen Debatte. Das Problem ist gerade deswegen so brennend in letzter Zeit, weil das Urheberrecht, wie es ist offenbar nicht dem Rechtsbewusstsein der breiten Masse entspricht. Bei „analogen“ Produkten äußert sich schlechtes Angebot in einem Rückgang der Nachfrage. Bei „digitalen“ Produkten stellt der illegale Tausch ein Ventil dar. Die Musikindustrie stellt nun das „Raubkopieren“ (schreckliches Wortungetüm) als den Belzebub dar, der das ganze Geschäft kaputt macht. Wenn aber keine Autos gekauft werden, dann hab ich noch nie Rufe nach schärferen Gesetzen gegen Autodiebstahl gehört. Das ist natürlich ein überspitzter Vergleich. Im Endeffekt sollte man nie das Recht so einrichten, dass ein großer Teil der Bevölkerung kriminell wird, sondern so dass eine gesellschaftlich Vertretbare Gerechtigkeit in Schrift festgehalten wird. Im Übrigen ist der Schaden den Tauschbörsen einrichten nicht so groß, wie oft behauptet wird und auch die Anzahl illegaler Downloads ist rückläufig. Die Umsätze der großen Plattenfirmen gehen trotzdem runter. Eine Anpassung seitens letzterer muss also wohl oder übel kommen, ob der Staat das künstlich verzögern soll, ist eine andere Frage. Im übrigen bin ich natürlich ausdrücklich FÜR Rechte des Urhebers, die allerdings in einer gesunden Ballance zu Grundrechten und zu Rechten der Verbraucher stehen. Ansonsten entfernt sich das Recht immer weiter von der Realität.
2009-08-13 um 8:15 pm
Andre
Es kommt auch noch das Level „Fair use“/“Fair Dealing“ hinzu.
Real sind heute Verwertungsgesellschaften eine Art Künstlerentrechtung mit dem Versprechen der Teilhabe am großen Kuchen. Mir sind eigentlich nur die Neubauten bekannt, die sich dem entzogen haben.
Die wirtschtliche optimale Laufzeit liegt bei 15 Jahren nach ökonomischen Studien, bei Software wahrscheinlich weniger.
Ich habe dann noch eine eigene Theorie, die zu sehr radikalen Schlüssen führt, aber ökonomisch fundiert ist.
2009-08-13 um 11:04 am
Markus Heurung (muhh) 's status on Thursday, 13-Aug-09 11:03:53 UTC - Identi.ca
[…] Warum die PIRATEN keine “Konstenlospartei” sind – Teil 1 « … […]
2009-08-13 um 11:06 am
Piratenpartei Deutschland (piratenpartei) 's status on Thursday, 13-Aug-09 11:06:27 UTC - Identi.ca
[…] Warum die PIRATEN keine “Konstenlospartei” sind – Teil 1 « … […]
2009-08-13 um 11:17 am
Marc
@Sebastian: Bist du von der FDP?
2009-08-13 um 11:18 am
Sebastian
@Marc nein bin ich nicht wieso?
2009-08-13 um 12:04 pm
Thorsten
Zur Kritik, dass kurze Laufzeiten die Forschung und Entwicklung behindern:
Die Laufzeitbeschränkung hätte ja nicht nur sinkende Einnahmen, sondern auch sinkende Kosten zur Folge:
– Medikamente, die binnen kurzer Zeiot von Fremdherstellern nachproduziert werden dürfen, senken die Gesundheitskosten, darüber die Beiträge und damit die Lohnnebenkosten.
– Patente, die nach kurzer Zeit frei nutzbar werden, senken die Lizenzkosten bei für Forschung und die Produktion von neuen Güten, Waren und IDEEN.
– Frei Verfügbares Wissen senkt Hürden bei weiteren Forschungen, schafft Synergieeffekte und ermöglicht erst neue Entwicklungen.
(Zu) Lange Laufzeiten sichern nicht nur die Einnahmen der Rechteverwerter, sie verursachen gleichzeitig enorme Kosten für Kreative und Produzierende und bremsen damit die kulturelle und wissenschaftliche Entwicklung.
Meine Meinung.
2009-08-13 um 11:33 am
Don
Es geht eigentlich doch erst mal darum den Urheberrechtsverschärfungswahnsinn auf EU-Ebene zu stoppen und ein Umdenken einzuleiten. Ich denke nur z.B. an den ACTA Prozess der EU-Kommission mit den USA, extrem undemokratisch, und antiparlamentarisch
http://en.wikipedia.org/wiki/Anti-Counterfeiting_Trade_Agreement
Denn darum geht es ja auch bei Zensursula’s Kiposperren und VDS, die wollen ja nur die Websperren und Nutzerbeobachtung um den Medienkonzernen aus den USA den Zugriff auf unser Medienverhalten zu beschaffen.
5 Jahre ist erst mal ohnehin nicht durchsetzbar, weil es internationale Verträge gibt. Aber Europa hat vor kurzen von 70 Jahren auf 95 Jahre verlängert und damit den Sozialvertrag gebrochen. Da muss man ansetzen. Urheberrecht muss runter und die Reformen der letzten Jahre rückgängig gemacht werden um Remixen, neue Medienplattformen und Fair use im Netz zu ermöglichen. Darum geht es. Dass uns die Buskes und der Abmahnwahnsinn Deutscher Prägung daran hindern in Deutschland unser Youtube zu wachsen und unsere Politiker dann amerikageil wieder nach Übersee gucken, wo es ein immer wieder zu reformierendes aber für fair use liberaleres Urheberrecht gibt und nicht den deutschen Abmahnunsinn, wo jeder Jurist zum Hilfssherrif wird.
2009-08-13 um 11:42 am
Andi
Das ist ein sehr konkreter Fall. Natürlich ist das ACTA-Abkommen absolut inakzeptabel. Es ging mir in dem Artikel grade auch eher ein bisschen um die Motivation nicht darum eine erschöpfende Liste der Probleme aufzuzeigen, da wäre ich morgen noch net fertig 😀
2009-08-13 um 8:07 pm
Andre
Oh, ich glaube es sollte dann auch mal ein wenig Bildungsarbeit gemacht werden. ACTA ist ja doch ein Thema, das viel internationale Aufmerksamkeit verdient.
2009-08-13 um 11:38 am
Piratenpartei und das Urherberrecht
[…] Warum die PIRATEN keine “Konstenlospartei” sind – Teil 1 Verwandte ArtikelVideo: Was will die Piratenpartei? Was will die Piratenpartei? Das fragt sich so mancher Bundesbürger. Die Antwort auf diese Frage ist dieses Video, welches ich auf meinen Segelturns durch…TV tauglicher Piratenpartei WahlwerbespotDie Wahlwerbespot der Piratenpartei ist meiner Meinug nach der erste, der wirklich sehr gut rüberkommnt und auch TV tauglich ist. Endlich äußern sich auch mal…Piratenpartei Video mit Gänsehaut FeelingÜber die Piratengruppe auf Xing bin ich auf ein Piratenpartei Video mit “Gänsehaut Feeling” gestoßen. So zumindest hat Boomel es beschrieben und hat keinesfalls untertrieben….Jens Seipenbusch über die PiratenparteiJens Seipenbusch beschriebt die Piratenpartei am besten. Ich würde mir wünschen, dass Dieses Interview auch mal so, oder in ähnlicher Form in den Mainstream Medien…Ein Pirat schreitet zur Tat – Jörg Tauss im Bundestag für die PiratenparteiDer Pirat und ehemalige SPD Abgeordnete ,Jörg Tauss, hat heute im Bundestag die Wahrheit klar angesprochen. In den Kommentaren zu einem MItschnitt auf Youtube enrtet… […]
2009-08-13 um 11:38 am
Nordpiraten (nordpirat) 's status on Thursday, 13-Aug-09 11:38:35 UTC - Identi.ca
[…] Warum die PIRATEN keine “Konstenlospartei” sind – Teil 1 « … […]
2009-08-13 um 11:58 am
LifeScientology
Sehr guter Artikel, kann man locker mal seinen Eltern ausdrucken ;-D
@Sebastian: Das ist ein guter Punkt, aber auch schwierig abzugrenzen. Wie privat ist Filesharing? Wenn ich von nem Freund ne CD brenne: total privat. Wie siehts mit nem öffentlichen oder privaten Bittorrent-Schwarm aus?
2009-08-13 um 1:31 pm
Andi
In der Tat eine interessante Frage. Nach Auffassung der PIRATEN ist Filesharing natürlich privat, das ist ja einer der großen Knackpunkte. Der Computer den ich daheim stehen habe und der private Datenverkehr der von ihm ausgeht ist so privat wie die eigene Wohnung.
2009-08-13 um 12:26 pm
Ben
@Sebastian: schöne und recht sachliche Kritik! Liest man so selten und ich möchte mich als Pirat dafür erstmal bedanken, dass Du Dich auf sachlicher Ebene versuchst damit auseinanderzusetzen. Ich bin Pirat und stimme auch nicht immer dem zu, was Piraten zum Thema Urheberrecht von sich geben. Ich möchte ein paar Anmerkungen aus meiner eigenen (recht subjektiven und nicht unbedingt rein-piratigen Sicht) abgeben:
– Ich bin auch Wissenschaftler, beende gerade meine Promotion. Es können sich hier sicherlich nicht viele hereinversetzen, aber es gibt in der Wissenschaft – zuindest in der Informatik – kaum eine Wahl, wo man veröffentlicht. Es gibt nur eine Handvoll von Publishern, die einen entsprechend guten Ruf haben (Springer, IEEE, ACM, etc.). Wenn ich woanders veröffentliche, kann ich mir langfristig keinen guten wissenschaftlichen Ruf erarbeiten, weil diese schlicht keinen „Impact“ haben. Springer hat ja noch ein Open Access Programm. Bei IEEE aber z.B. sieht es extrem übel aus. Wenn Du Dir hier als Promovend nicht für ca. $130 / Jahr eine Subscription für die Digital Library der Computer Society holst bist Du praktisch von der Wissenschaftlichen Welt der Informatik ausgeschlossen, weil IEEE einfach enorm wichtig ist. Und das kuriose ist, dass noch nichtmal alle Publikationen an die man ran möchte unter der Computer Society laufen, z.B. sobald man in Richtung Netzwerke was macht steht man in zwei Welten und muss entsprechend mehr zahlen. Übrigens muss ich mir diese Abos von meinem eigenen Geld zahlen, weil die Uni für sowas unwichtiges wie Wissenschaft kein Geld über hat. Yay! Open Access ist ein enorm wichtiges Ziel für die Informationsgesellschaft und wenn Du das mit einem lapidaren „Unterschreib den Vertrag halt nicht“ abtust, dann verstehst Du schlicht nicht, dass unterschiedliche Publisher für die Wissenschaft den entscheidenden Unterschied ausmachen, was den eigenen wissenschaftlicehen Ruf angeht. Wer eine IEEE oder ACM Journal Veröffentlichung angenommen kriegt, der kann es sich karrieremässig nicht leisten diese aus vertraglichen Gründen abzulehnen.
– Die Sache mit dem Urheberrecht wird aus Nicht-Piraten-Sicht immer sehr radikal interpretiert. Das Recht auf Privatkopie negiert nicht die Tatsache, dass der Konsumer auch für seinen Konsum zahlt. Natürlich zahlt der konsumierende Endkunde nach wie vor für Musik und Filme. Das hat er immer! Es wurde für Musik und Filme vom Endkunden auch bezahlt (und auch super verdient) als man Musik auf Kasette und VHS kopiert hat. Die Kasettenkopie oder die VHS Überspielung aus der Videothek, die man auch mal an den Kumpel weitergegeben hat, hat aber damals niemand rechtlich verfolgt. Was momentan passiert ist, dass Handlungsweisen, die schon immer existiert haben, kriminalisiert werden, weil eine marode und gerostete Branche sich nicht dem Markt anpassen will. Und der Markt hat sich in den letzten 15 Jahren stark verändert. Zum einen wird heute ein Film nicht mehr einmal die Woche zusammen mit Freunden aus der Videothek geholt und dann angesehen, sondern man sieht einen Film oder ne TV-Serie heute mehrmals in der Woche – vielleicht auch alleine. Der Preis ist aber gleich geblieben oder gar gestiegen ohne, dass ein entscheidender Mehrwert produziert wurde (HDTV und Making-Of sind hier sicherlich nicht als Mehrwert anzusehen, die einen gleichbleibenden Preis rechtfertigen). Dasselbe gilt für Musik. Früher hat man sich vielleicht 1-2 Alben im Monat gekauft und diese bis zum Exzess gehört. Das ging auch noch als es Bands wie Pink Floyd oder Queen gab. Heute wird musikalischer Müll in übergrossen quantitativen Mengen auf der Markt geworfen wo man sich die Perlen in Fleissarbeit raussuchen muss. Als Resultat hat man viele Alben und hört davon nur ein bischen was regelmässig. Absolut selbstverschuldet von der Musikindustrie. Dazu kommt sowohl im Film als auch Musikbereich ein gewisses Sammlerverhalten, dass aufgrund der Digitaltechnik ermöglicht wurde und welches es in diesem Masse vorher auch nicht so gab. Die Sachen werden qualitativ anders, sagen wir mal „oberflächlicher“, konsumiert als früher.
Was ich insgesamt damit ausdrücken möchte: das Konsumverhalten hat sich geändert, die Preise aber nicht. Die momentanen Preise sind illusorisch für das „neue“ Konsumverhalten und für keinen normalverdienenden Endverbraucher bezahlbar. Sowohl Musik als auch Filmindustrie passen Ihre Preise nicht an, weil sie nicht begreifen, dass sie eben dieselben monatlichen Abgaben wie früher (eben z.B. durch 1-2 Videos pro Monat aus der Videothek) von dem Konsumenten nur erreichen, wenn sie ihn auch mehr konsumieren lassen. Die Gegenreaktion ist eben, dass die Sachen im Internet frei kopiert werden, weil man sich das legale konsumieren nicht leisten kann und die Industrie dadurch _gar_ nichts mehr abkriegt. Das ist ganz klar – auch aus meiner Sicht – nicht das ultimative Ziel. Die Branchen sollen definitiv nicht zerstört werden!
Die Forderung nach der freien Privatkopie enthält für mich in erster Linie die Forderung, dass ein Kopierverhalten nicht mehr kriminalisiert werden kann. Wie gesagt, früher wurde es auch nicht kriminalisiert. Es zwingt die genannten Branchen zum Umdenken und einer Anpassung der Preise an die Realität. Wer beim iTunes (oder wo auch immer) einen neuen Film in HD für 99 cent (momentan 4,99) leihen kann, wird sich schlicht nicht mehr die Mühe machen den Bittorrent anzuschmeissen. Ähnliches gilt für Musik: 1 EUR pro Musikstück entspricht keinem realen Preis mehr. Bei sagen wir mal 20 cent pro Stück würde sich kein Mensch mehr die Mühe machen ein P2P Netzwerk zu nutzen, wenn er es legal haben kann.
Ich bin auf die Problematik des „globalen“ Vertriebs von Medien, dem Verhältnis zwischen Vermakter/Publisher/Urheber usw. noch nichtmal eingegangen (auch Sachen wie Jugendschutz spielen hier eine spannende Rolle!). Da steckt noch einiges mehr als Brennpotential drin, ist aber auch nicht wichtig für diesen Kommentar. Fakt ist einfach, dass sich diese maroden Branchen nicht von alleine ändern und da etwas nachgeholfen werden muss. Nach ca. 15 Jahren Entwicklungsstillstand (Nein, DVD und Blu-Ray sind keine Entwicklungen, sondern ein blosses Mitlaufen mit den technischen Mitteln) ist es an der Zeit da etwas nachzuhelfen und das kann für meine Begriffe nur gehen, indem man das „Vergehen“ der Kopie auf ein realistisches Mass reduziert (siehe Urteile in den USA in den letzten Wochen, einfach lachhaft, was da passiert) und die Branchen um das Mittel „Angstmache bei den Kunden“ beraubt.
2009-08-13 um 12:53 pm
Elshad
*Beifall klatsch* Genau meine Rede.
Ansonsten, mein Beileid zu der Promotion in Informatik. Ich leide mit dir, obwohl noch recht am Anfang, hab noch 2-3 Jahre vor mir.
2009-08-13 um 12:55 pm
Andi
Glaubt mir eins, als Wirtschaftswissenschaftler gehts einem auch net viel besser, auch wenns als ORler noch besser ist als wo anders 🙂
2009-08-13 um 1:14 pm
beiderwahlam
Finde die Argumentation: Alles vs. Grundrechte zu einfach. Wenn jemand etwas vermarktet weil er es erfunden hat, sollen dann 10 Millionen dies kostenlos nutzen dürfen, weil die Kontrolle der Nutzung die Grundrechte einschränkt?
Alles soll jedem gehören und alle arbeiten für die Gemeinschaft? Gabs – gibts das nicht schon…
2009-08-13 um 1:29 pm
Andi
„Wenn jemand etwas vermarktet weil er es erfunden hat, sollen dann 10 Millionen dies kostenlos nutzen dürfen, weil die Kontrolle der Nutzung die Grundrechte einschränkt?“
Das ist zwar sehr verkürzt, aber wenn man so will, ja
„Alles soll jedem gehören und alle arbeiten für die Gemeinschaft? Gabs – gibts das nicht schon…“
Das hat wiederum keiner gesagt
2009-08-13 um 1:31 pm
Thorsten
Du wirfst in 2 Sätzen einiges drucheinander.
1) Mit dem Punkt deer Grundrechte ist gemeint, dass die Durchsetzung des Urheberrechts nicht zulasten der Grundrechte gehen darf. Eine Sperre des Internets wegene illegalen Musikdownloads (und damit eine Beschniedung des Grundrechts, sich aus allen öffentlichen Medien informieren zu können und dem Recht auf Berufsausübung z.B. bei angestellten in der Internetbranche) ist z.B. nicht hinnehmbar, wird aber in Frankreich aktiv angestrebt und auch z.B. von einer SPD-Schattenkabinetts-Kandidatin als angemessen empfunden.
2) „Alles gehört allen“ ist so auch nicht richtig und nicht Programm der PP. „Alles geisteige Eigentum sollte nach angemessener Zeit allen gehören“, Das urheberrecht also nach einem angemessenen Zeitraum verfallen, Musik nicht erst nach 70 Jahren gmeingut sein, Patente nicht Jahrzehnte zementiert sein usw.
Mit Kommunismus, auf den du hier anspielst, hat das rein gar nichts zu tun.
2009-08-13 um 1:33 pm
Andi
Du musst an dieser Stelle aufpassen. Wie der Ausblick ja schon sagt, gibt es sowas wie „Geistiges Eigentum“ eigentlich gar nicht. Das ist ein Kampfbegriff, der von den Verwertern erfunden wurde um Kopierer mit Dieben gleichzusetzen. Und wenn es kein geistiges Eigentum gibt, kann es natürlich auch nicht Gemeineigentum sein 🙂
2009-08-13 um 8:10 pm
Andre
Ich glaube es wäre wichtig mal Workshops zum Thema zu machen (Kleiner Tipp: Nicht mit Juristen) und sich mal mit dem Patentrecht intensiv zu beschäftigen.
Du nimmst an, dass das vergebene Recht die erfinderische Leistung schützt. Das wäre schön, geht aber an der Realität vollkommen vorbei.
2009-08-13 um 1:52 pm
beiderwahlam
@ Andi.
Wenn du mir dann sagst, wie die Wirtschaft dann funktioniert. Nimm mal einen Autobauer. Der investiert 5 Mrd in Entwicklung von Autos, die zwar in der Wirtschaftskriese keiner will, aber immerhin. Wenn dieser nach dem Verkaufsstart damit rechnen muss, das Autobauer B alles ohne kosten kopiert und billiger. Wie lange dauert es bis A nix mehr entwickelt?
@ Thorsten
Die Sperrung des Internet ist natürlich Schwachsinn. Es ist wohl eher ein Problem der globalen Verfolgung von Verbrechern, die sowas machen, sowas hosten oder verbreiten.
Ab welchem Rechtsbruch darf das Grundrecht eingeschränkt werden?
2009-08-14 um 9:19 am
lupusire
„Wenn du mir dann sagst, wie die Wirtschaft dann funktioniert. Nimm mal einen Autobauer. Der investiert 5 Mrd in Entwicklung von Autos, die zwar in der Wirtschaftskriese keiner will, aber immerhin. Wenn dieser nach dem Verkaufsstart damit rechnen muss, das Autobauer B alles ohne kosten kopiert und billiger. Wie lange dauert es bis A nix mehr entwickelt?“
Wenn jemand das nachbauen will um Geld zu verdienen, soll er das meiner Meinung nicht dürfen. Wenn jemand das Privat nachbauen will, und es auch privat nutzen will, schon. Was bei diesem Beispiel eher unwahrscheinlich ist.
Wenn dann nach ein paar Jahren der Schutz auf diese Entwicklung weg ist, sollte jeder das recht haben sie zu nutzen. Das gibt ja auch den Anreiz, dass der ehemalige Entwickler auf dieser Basis schon wieder weitergeforscht hat um der Konkurrenz voraus zu sein. Und die anderen können dann auf dieser Basis auch weiterentwickeln. Hier muß man halt das richtige Maß finden.
2009-08-13 um 3:47 pm
Piraten und Urheberrecht « 11k2
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2009-08-14 um 12:30 am
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2009-08-14 um 3:04 pm
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2009-08-14 um 5:16 pm
Torsten
Indem die Piratenpartei in ihrem Parteiprogramm die Privatkopie quasi auf jeden unkommerziellen Download ausdehnen will, ist die Einstufung als „Kostenlos“-Partei sehr wohl begründet. Natürlich gibt es Ungleichgewichte. Aber wenn man feste auf das andere Ende einer Schaukel drückt, dann ist das Ergebnis lediglich ein neues Ungleichgewicht.
2009-08-14 um 7:06 pm
Wolfgang
@sebastian „Was würdest du denn sagen wenn es kein Urheberrecht mehr gibt und der Kollege Teile deiner Arbeit in seiner wissenschaftlichen Arbeit einbaut und dann damit große Veröffentlichungen macht?“
Das ist Usus in den Wissenschaften! Ohne dieses Verhalten gäbe es keinen Fortschritt. Ja, mehr noch, zitieren die Kollegen die eigene Arbeit nicht, ist das für einen Wissenschaftler viel schlimmer.
Ich kenne das Urheberrecht vor allem auch aus der Wissenschaft. Dort ist es üblich, daß man Artikel schreibt, diese einem Verlag unentgeltlich zur Veröffentlichung schickt, dann durch Fachkollegen begutachtet wird, die das auch unentgeltlich tun (manchmal bezahlt man sogar extra für Farbabbildungen z.B.), nur damit anschließend der Verlag den eigenen Artikel für extrem viel Geld verkauft (40 Dollar für 10 Seiten sind normal bzw. die Bibliotheksabos sind extrem viel teurer) und die Gewinne privatisiert. Fazit…das Urheberrecht dient vor allem der Contentindustrie, aber nicht dem eigentlichen Urheber und vor allem nicht dem Fortschritt der Menschheit. Ergo…komplette Freigabe aller Urheberrechte, solange die Arbeit eines anderen durch vollständige Zitierung ihre Wertschätzung erfährt und damit auch die Priorität (wer hat’s erfunden) festgelegt wird. Bezahlung aller Wertschaffenden durch andere Mittel (pauschal über staatliche Alimentierung, kommerziell durch Aufführungen der Werke, Lesungen, Vorträge usw.).
2009-08-16 um 12:54 am
Wochenrückblick 09.08.2009 – 15.08.2009 « Sikks Weblog
[…] […]
2009-08-16 um 2:52 pm
Warum die PIRATEN keine "Kostenlospartei" sind – Teil 1 - Multi Rando
[…] Derzeit wird den PIRATEN ja mal wieder vorgeworfen, sie wollen eh nur alles umsonst. Schatteninnenminister Opperman bezeichnet uns gar als “kriminell und unsozial”. Was die wenigsten wissen (oder wissen wollen) ist, dass hinter den Ideen der […] Go to Source […]
2009-08-26 um 12:45 pm
BBlloogg » Warum ich nicht die Piratenpartei wählen werde.
[…] richtig und wichtig ich einige Punkte des Piraten-Wahlprogramms finde: Solche Dinge wie “Urheberrecht muss ein kommerzielles Recht sein, d.h. es muss ein Recht auf freie Privatkopie geben.” gehen doch mal garnicht. Wer glaubt, dass ein Diebstahl nur dann vorliegt, wenn etwas […]