Mit dem letzten Punkt unter meinem Tätigkeitsbericht neigt sich meine Amtszeit als Stellvertretender Vorsitzender der PIRATEN dem Ende zu. Aber wie der ein oder andere sicher schon mitbekommen hat, kandidiere ich erneut für den Bundesvorstand. Aber natürlich will ich nicht, dass ihr, liebe Piraten, mich wählt weil euch meine Frisur so gut gefällt, sondern weil ihr mich als geeignet für den Posten anseht. Aus diesem Grund will ich mit diesem Artikel meine Kandidatur untermauen.

Meine Ziele

Zuerst möchte ich in diesem Abschnitt meine Ziele für eine erneute Amtszeit erläutern. Einige sind Fortführungen bisheriger Ziele, die andern sind neu auf meiner Agenda.

Organisation des Bundesvorstands

Meiner Meinung nach könnte die Arbeit des Bundesvorstands effizienter sein. Wir haben gerade in den Sitzungen viel Zeit mit Detaildiskussionen verbraten, selbst wenn wir uns von vornherein einig waren. Gleichzeitig war die Arbeit zwischen den Sitzungen etwas komplex. Viele fordern ja, dass der Bundesvorstand Beschlüsse auch zwischen den Sitzungen fällt. Dies kann ich grundsätzlich unterstützen, allerdings bedarf es eines sauberen Antragssystems, bevor wir ein Beschlusssystem einrichten können. Dies möchte ich voran treiben.

Gleichzeitig müssen wir aber auch die Arbeitslast für den Gesamtvorstand reduzieren. Bei den meisten Angelegenheiten ist es völlig ausreichend, wenn ein zuständiges Vorstandsmitglied die Sache in Eigenverantwortung entscheidet. Immerhin sind alle Vorstandsmitglieder dem Bundesparteitag Rechenschaft schuldig. Aus diesem Grund bin ich für eine weitere Stärkung der Ressortkompetenzen. Dazu brauchen wir einen sauberen Eskalationsplan. Dieser sollte meiner Meinung nach so aussehen, dass jeder Pirat zuerst versucht sein Problem selbst zu lösen, dann die innerhalb der Partei zuständige Gruppe aufsucht (z.B. Technik-Team, Presse-Team), dann das zuständige Vorstandmitglied kontaktiert und erst wenn auch dies fehlschlägt einen Antrag an den BV stellt.

Da die Organisation des Vorstands in die ureigenste Verantwortung der Vorsitzenden fällt, sehe ich dies als eine meiner Hauptaufgaben für die nächste Amtszeit.

Organisation der politischen Arbeit

Meine Vorstellung von politischer Arbeit in einer Organisation wie der Piratenpartei ist, dass man alle Leute, unabhängig von ihrer bevorzugten Arbeitsweise, sei es in AGs, auf Stammtischen, in Crews oder alleine, integrieren muss. Das wichtigste Instrument dazu ist eine Plattform für den sachlichen inhaltlichen Austausch. Eine solche Plattform will ich bereitstellen, dazu ist gerade das JAPP-Projekt in der Pipeline, dass eine Art politische Fachzeitschrift für die Piraten darstellen soll (erwartet aber nicht zu viel davon, sonst werdet ihr nur enttäuscht 😉 ).

Des Weiteren ist es die Aufgabe des Vorstands, die Leute welche Anträge zur Programmatik stellen anzuleiten, dass sie sich in der Programmstruktur der Piratenpartei zu Recht finden und Anträge entsprechend stellen.

Wenn der Bundesparteitag sich entscheiden sollte ein Beisitzer-Ressort für die politische Arbeit einzurichten, wäre dies eine große Hilfe und ich würde dem Kollegen entsprechende Unterstützung zukommen lassen.

Zielgerichtete Diskussion über interne Strukturen

Mit zunehmender Größe wir die Frage der Strukturen innerhalb der Partei immer wichtiger. Es dürfte zumindest für die Leser dieses Blogs kein Geheimnis sein, dass ich kein Freund von Vollversammlungen bin und mir auch erlaubt habe in diesem Bereich etwas zu provozieren. Wir können bei einem solch komplexen Thema allerdings nicht ständig im luftleeren Raum vor uns hin argumentieren. Aus diesem Grund würde ich gerne eine Art Projekt aufbauen, das auf diesem Gebiet einen „Think Tank“ bilden kann, damit wir innerhalb eines Jahres eine gute Aufstellung über die möglichen Alternativen, mit Vor- und Nachteilen haben, auf deren Basis wir unsere Organisation voranbringen können.

Schärfung des Profils der Partei

Nicht nur haben wir in letzter Zeit etwas wenig nach außen gearbeitet, auch scheinen unsere Kernthemen innerhalb der Partei etwas ins Hintertreffen geraten zu sein. Das ist zum einen irgendwo klar, da wir uns in diesen Themen bereits einig sind und kein großer Diskussionsbedarf besteht. Zum anderen könnten wir auf dem Kernthemenbereich allerdings mehr versuchen zu agieren statt zu reagieren. Aus diesem Grund will ich meine weitere inhaltliche Arbeit, sofern mir die Zeit dafür bleibt, auf die Kernthemen konzentrieren, Schwerpunktmäßig Urheberrecht, Jugendkultur (z.B. Games) & Jugendschutz, sowie Zensur & Netzneutralität.

Vorbereitung auf Einstellung von Personal

Wie viele wissen bin ich ein großer Verfechter von zumindest teilweise professionellen Strukturen innerhalb der Partei. Ich halte es bei unserer derzeitigen Größe und unserem Wachstum für unabdingbar für die Verwaltungsarbeit hinter den Kulissen hauptamtliche Kräfte zu haben. Nicht nur sind hauptamtliche Kräfte viel „ausfallsicherer“ als ehrenamtliche, man kann ihnen auch Anweisungen geben ohne sich dafür entschuldigen zu müssen ihnen Arbeit aufzudrücken.

Ich würde mich an dieser Stelle gerne einbringen, am besten gemeinsam mit dem Bundesschatzmeister, um die Partei darauf vorzubereiten. D.h. Formalitäten klären, Ausschreibungs- und Auswahlprozesse aufbauen und mögliche zu besetzende Stellen planen.

Aktuelles Mitgliederverwaltungssystem

Eines meiner Langzeitprojekte ist die aktuelle Mitgliederverwaltung. Wie im Tätigkeitsbericht schon angesprochen, habe ich in der letzten Zeit nicht die Arbeit investieren können, die dafür notwendig wäre. Mein Ziel ist es, die aktuelle Mitgliederverwaltung so aufzustellen, dass sie bis zur Übernahme durch das neue System aushält, sowie die Migration zu unterstützen um mich danach in diesem Bereich eher zurückziehen zu können.

Hier würde ich mich freuen, wenn ein motivierter Beisitzer mit einer entsprechenden Ressortkompetenz den Posten des „Bundesgeneralsekretärs“ übernehmen würde. Dieser könnte die Oberhand über die strategische Planung behalten, während ich ihm mit meiner Erfahrung mit dem aktuellen System zuarbeiten könnte.

Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit

Dank vieler aktiver Piraten haben wir auf dem Gebiet der internationalen Zusammenarbeit im letzten Jahr viel erreicht, aber wir dürfen dabei jetzt nicht stehen bleiben. Sowohl die Gründung der PPI als auch der Piraten ohne Grenzen ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber nun müssen die Strukturen auch mit Inhalt gefüllt werden. Gerade die PPI muss nun zeigen was sie kann, damit die Staaten die noch nicht Mitglied sind, sehen was sie verpasst haben.

Allgemeine Vorstandstätigkeiten

Neben diesen „harten“ Zielen verfolge ich natürlich noch die üblichen „weichen“ Ziele. Ich will weiterhin präsent sein, insbesondere im bundesvorstandsarmen Süddeutschen Raum (was sich ggf. ja noch ändern kann), werde weiter bloggen und twittern, will die Piratenpartei ins Gespräch bringen und weiter expandieren. Ich will alle aktiven Mitglieder nach meinen Möglichkeiten unterstützen, insbesondere natürlich die Wahlkämpfer, die in der nächsten Amtszeit mit Landtags- und Kommunalwahlen dran sind.

Unterstützungsteam

Einige werden jetzt sagen: „Das sind ja ganz schöne Ziele, die du dir da gesteckt hast, aber glaubst du wirklich du kannst die alle erreichen?“ Grundsätzlich gilt für mich das Motto „You can’t fail if you don’t try“. Ich stecke meine Ziele lieber hoch, um dann zu sehen, was erreichbar ist. Aber da ich die Ziele lieber erreiche, als sie aufzuschieben habe ich vorgenommen aus meinen bisherigen Erfahrungen zu lernen. So will ich dieses mal schon von vorn herein nicht als Einzelkämpfer antreten, sondern mir Unterstützung holen. Ich habe einige Piraten, mit denen ich schon lange zusammenarbeite, gefragt ob sie mich bei spezifischen Zielen unterstützen würden.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Diese Piraten treten weder für Vorstandsposten an, noch will ich die Entscheidungen des Vorstands bezüglich irgendwelcher Beauftragungen vorweg nehmen. Sie haben ausschließlich zugesagt mich bei einer eventuellen Wiederwahl zu unterstützen. Damit fällt meine Person als Single-Point-of-Failure aus dem System. Es gibt für bestimmte Aufgaben mehr als einen Ansprechpartner und auch sonst weiß jeder Pirat wer mich erreichen und mich treten kann, wenn mich mal wieder die Mails im Postfach erschlagen.

Diese Leute und ihre Rolle bei der Erreichung meiner Ziele will ich hier vorstellen und ihnen auch schon von vornherein meinen Dank für die Unterstützung aussprechen.

Alexander Bock

Alex ist das Urgestein der bayerischen Piraten und er war der erste Pirat der zu archaischen Zeiten im Jahr 2007 den Ruf eines Neulings wie mir wahrgenommen hat. Ihn habe ich aus zwei Gründen ausgewählt. Alex ist schon in der dritten Amtszeit als bayerischer Generalsekretär und dürfte wohl damit bei Verwaltungsangelegenheiten die meiste Erfahrung haben. Auch kennt er sich mit der aktuellen Mitgliederverwaltung bereits aus. Er könnte mich also bei diesem Ziel unterstützen. Des Weiteren habe ich mit Alex zusammen schon an einigen Ideen zur Weiterentwicklung unserer Kernthemen gearbeitet und ihn auch schon in die Idee des JAPP eingespannt.

Thomas Laubel

Thomas hat mich während seiner Zeit als baden-württembergischer Generalsekretär bei der Einführung von CiviCRM stets gut beraten. Er dürfte als langjähriger Landesgeneralsekretär und Betreuer für Auslandspiraten, sowie erster Helfer der Bundesgeschäftsstelle ebenfalls einer der erfahrensten Verwaltungspiraten in der Partei sein. Er hat sich bereit erklärt mich operativ zu unterstützen und ich glaube sein Rat und seine Erfahrung sind bei dem Vorhaben die aktuelle Mitgliederverwaltung in trockene Tücher zu bringen unverzichtbar.

Ralph Hinterleitner

Ralph war in der ausgehenden Amtszeit als internationaler Koordinator mit Schwerpunkt DACHL (Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg) tätig und hat diese Arbeit sehr gut erledigt. Ohne ihn wäre ich als zuständiges Vorstandsmitglied nicht in der Lage gewesen bei den internationalen Angelegenheiten auf dem Laufenden zu bleiben. Völlig unabhängig davon, wie der neue Vorstand die internationale Zusammenarbeit von Deutschland aus organisiert, will ich auf Ralphs Unterstützung in keinem Fall verzichten.

Stefan Körner

Stefan ist derzeit Vizevorsitzender des Bezirksverbands Oberpfalz und hat sich in meiner vergangenen Amtszeit durch ein herausragendes Engagement ausgezeichnet. Er hat viele Veranstaltungen organisiert und an noch mehr aktiv teilgenommen. Ich habe lange überlegt ob ich ihn fragen sollte, da er bereits in vielen Projekten eingebunden ist und ich ihn nicht noch mehr belasten wollte, aber er hat schon vor einiger Zeit sein Interesse bekundet bei der inhaltlichen Vernetzung der PIRATEN mitzuwirken und sich deshalb auch schon ins JAPP-Projekt eingebracht.

Andreas Zettl

Andi war neben Maximilian Dachs und mir das erste aktive Mitglied der damaligen Ingolstädter Ortsgruppe. Derzeit ist er im Vorstand des Kreisverbands Pfaffenhofen. Ihm würde eine Sonderrolle zufallen, da ich ihn nicht mit einem bestimmten Aufgabenbereich betrauen, sondern als eine Art persönlichen Assistenten einsetzen möchte. Nicht nur hat er sämtliche parteiinternen, geschäftlichen und privaten Kontaktdaten von mir, er könnte auch bei mir an die Haustür klopfen wenn es hart auf hart kommt. Und er hat eine deutlich höhere Aufmerksamkeitsspanne bei E-Mails als ich. Da wir uns häufiger sehen, bestünde auch die Möglichkeit spontan aktuelle Aufgaben durchzugehen.

Ausblick

Eine neue Amtszeit ist bei den PIRATEN stets eine Veränderung. Nicht nur steckt man sich selbst neue Ziele, man verliert auch alte Kollegen und bekommt dafür neue hinzu. Ich glaube dennoch, dass ich einige wertvolle Erfahrungen in meiner ausgehenden Amtszeit gemacht habe und weiß was auf mich zu kommt. Ich weiß, dass ein Posten im Bundesvorstand kein Zuckerschlecken ist. Ich habe Geflame und Beleidigungen schon genauso überstanden, wie Motivationstiefen und Burnouts. Es wird in einer erneuten Amtszeit sicher nicht leichter. Es kommen noch eine Menge Wahlen auf uns zu und die Partei wird nicht darum herum kommen sich auf die ein oder andere Weise weiter zu entwickeln. Ihr habt mich jetzt ein Dreivierteljahr als Bundesvorstandsmitglied im Einsatz gesehen und meine neue Agenda gelesen. Ich hoffe es hat euch überzeugt mir erneut euer Vertrauen zu schenken.