Das Ende eines langen Wahlkampfs zeigt sich am Horizont, denn diesen Sonntag ist Bundestagswahl. Die Piraten und mit ihnen auch ich selbst stehen an diesem Tag zur Wahl und ich möchte jeden Leser dieses Artikels bitten uns an diesem Tag eine Chance zu geben.
Ich weiß, dass man in letzter Zeit nicht viel von uns in der Presse gehört hat, obwohl wir unser Bestes gegeben haben. Es ist leider nicht mehr so einfach wie früher. Das mediale Drama Piratenpartei ist zu Ende erzählt und nun sind wir ein trockener, langweiliger Haufen, der ernsthaft Politik machen will und für keine reißerischen Storys mehr gut ist. Und auch wenn wir eine Zeit lang wie eine Bundestagspartei behandelt wurden, haben wir leider keine Abgeordneten dort, können keine Anfragen stellen und haben keine Redezeit.
Was wir – neben einer Vielzahl kommunaler Mandate – haben, sind Oppositionsfraktionen in vier Landtagen und diese machen mit nicht nur hervorragende Arbeit, sie halten die Ideale der Piraten auch hoch. Alle Landtagsabgeordneten legen ihre Nebeneinkünfte mit dem genauen Betrag offen, die Berliner Piratenfraktion hat alle Unterlagen zum BER-Untersuchungsausschuss veröffentlicht und mit openantrag.de haben wir eine völlig neue Beteiligungsmöglichkeit für die Bürger. Auch sind wir noch immer die einzige Partei bei der jeder in den Vorstandssitzungen zuhören darf und deren Kontostand jederzeit im Netz abrufbar ist. Wir meinen es ernst mit einer völlig neuen Form von Transparenz und Mitbestimmung.
Vielleicht seid ihr nicht (mehr) mit allen Ideen und Zielen der Piratenpartei einverstanden, das ist ok, das bin ich auch nicht mehr. Bei einem Wachstum, wie es die Piratenpartei in den letzten Jahren durchgemacht hat, ist man mal mit der ein oder anderen Richtungsentscheidung in der Minderheit. Aber wenn ich mir das große Ganze anschaue, bin ich sehr zufrieden. Vielleicht haltet ihr ein Grundeinkommen für eine utopische Spinnerei, aber wenn ihr gegen Überwachung und für Gleichstellung Homosexueller, weniger Restriktionen für Asylbewerber, eine Legalisierung von Cannabis und öffentliche Ausschuss-Sitzungen im Bundestag seid (die Liste lässt sich beliebig erweitern und umstellen), dann sind die Piraten vielleicht eure beste Option.
Aber Festplattenplatz ist geduldig und unsere Programm ist erst mal nur eine Sammlung von Zielen und Ideen. Ob wir diese Ziele umsetzen können liegt nicht an der Piratenpartei, sondern euch, den Wählern. Wir werden häufig gefragt warum wir nichts für dies oder gegen jenes machen und die Wahrheit ist: Es liegt nicht in unserer Macht, sondern in eurer. Ohne euch sind wir nichts.
Ich kann und will nicht versprechen, dass es 20€-Scheine regnet, wenn die Piraten in den Bundestag einziehen, ich kann nicht mal versprechen, dass uns die andern nicht einfach ignorieren und ihr Ding durchziehen. Aber ich kann versprechen, dass wir zu unserem Wort stehen und dass wir die Dinge anpacken, die eigene Parteibasis würde der Fraktion sonst die Ohren lang ziehen. Das ist die gute Seite dessen was in der Presse häufig gerne als Streiterei und Chaos beschrieben wird.
Im schlimmsten Fall reicht es diesmal sogar noch nicht mal für 5%, aber selbst dann ist jede Stimme für die Piraten ein Signal, dass die Themen, die wir vertreten, einen Wert haben und mit jedem Zehntel-Prozent könnt ihr uns helfen auch in den Medien wieder mehr aufzutauchen.
Aus all diesen Gründen würde ich mich freuen, wenn ihr eure Zweitstimme diesen Sonntag den Piraten gebt.
7 Kommentare
2013-09-20 um 3:47 pm
samedokan
Wer war meinen chance? http://samedokan.wordpress.com/2013/09/02/klarmachen-zum-kentern/
Keine chances mit Karrieristen und Chaoten :((
Schade.
2013-09-20 um 5:51 pm
stoppoker
Hat dies auf Stoppokers PiratenBlog rebloggt und kommentierte:
Wer Freiheitliches und Soziales zusammenbringen will, muss Piraten wählen!
2013-09-20 um 6:54 pm
Janina Baier
Hat dies auf parkgarage rebloggt und kommentierte:
Am Sonntag Zweitstimme Piraten:
Persönliche Freiheit, positives Menschenbild, barrierefreie Bildung, Mitbestimmung (…) Danke Andi für dein wunderbares Plädoyer für die Piraten.
2013-09-21 um 2:43 am
patneu
Hat dies auf Der Souverän rebloggt und kommentierte:
von Andreas Popp (https://andipopp.wordpress.com/2013/09/20/mein-last-minute-wahlaufruf/) [CC-BY-3.0]
2013-09-21 um 6:40 am
Hans Kolpak
Das Plädoyer gefällt mir! Dem etwas hinzuzufügen oder entgegenzusetzen, ist verfehlt.
Da ich Politik als den Rahmen für das Mögliche verstehe, bin ich taktischer Wechselwähler. Bloße Wahlversprechen garniert mit Halbwahrheiten sind in der BRD salonfähig. Wie versprochen, so gebrochen.
Im Sinne einer „Eisbrecher-Partei“ habe ich entschieden, die AfD zu wählen. Wie schnell die AfD systemkonform „gedreht“ wird, werden wir sehen. So kommt erst einmal etwas Bewegung in die bunte Republik Täuschland. Die Koalitionsverhandlungen der Union mit der AfD werden zügig mit einer Regierungsbildung aus den Schlagzeilen verschwinden. Trotzdem, ausschlaggebend war für mich folgender Pressetext vom 26. August 2013.
„AfD: Die Alternative für Deutschland ist gegen die preistreibende Energiepolitik“
Stromverbraucherschutz
Die gemeinnützige NAEB e.V. gibt in einem Exklusiv-Interview Prof. Dr. Bernd Lucke Gelegenheit, die eindeutige Position der AfD zur gegenwärtigen Energiepolitik der Bundesregierung darzulegen.
prmaximus.de/88891
Bemerkenswert ist auch das dort verlinkte Video mit Beatrix von Storch. Sie begründet, warum sie das EEG Erneuerbare Energien Gesetz ablehnt.
2013-09-21 um 10:51 am
Sebastian
Warum hat man von den Piraten im Wahlkampf nichts gehört? Immer nur die 5 MdB’s und die AfD (die sich von der Linken nur darin unterscheidet, dass sich die Linke mit ihren Wahlversprechen offen dazu bekennt, sich selbst nicht ernst zu nehmen, aber das ist ein anderes Thema…).
Gerade in einer Zeit, in der viele Wähler (falsch, Wahlberechtigte) immer wieder proklamieren „es ändert sich sowieso nix“ und „die Politiker machen doch eh was sie wollen und kassieren groß ab“ gäbe es ein Potential von 40 bis 50% für die Piraten mit solch – Verzeihung – geilen Ideen wie „openantrag.de“, ihrer Demokratie 2.0 in der alle über alles abstimmen können und der freiwilligen Offenlegung aller Nebeneinkünfte (die hoffentlich auch für MdB’s gelten würde).
Warum haben die Piraten nicht massiv mit diesen Themen Wahlkampf gemacht? Und zwar extrem massiv. Das sind noch nicht mal leere Versprechen, sondern bereits etabilierte Verfahren.
Dieses Mal ist die Chance vertan, aber vielleicht lernen die Bundespiraten in den nächsten 4 Jahren, ihre Stärken zu nutzen – dann ist ein zweistelliges Ergebnis in meinen Augen absolut möglich und im Gegensatz zu den Witzparteien (Linke, AfD, etc.) habe ich noch von keinem CDU/SPD-Politiker gehört, die Piraten wären nicht regierungs- oder koalitionsfähig.
2013-10-23 um 1:05 pm
Die Kleene
Oha, hab deinen Blog erst jetzt entdeckt, habe aber auch so Piraten gewählt. Auch wenn es jetzt im Nachhinein wie zu erwarten nicht für den Bundestag gereicht hat, fand ich das für mich selbst sinnvoller, als eine der nun vertretenen Parteien zu wählen, auch wenn sie nicht so sehr meine Interessen repräsentiert wie die Piraten. Gutes Gewissen, Wahl verloren.